Der Garten erdet, denn die Themen dieser Tage sind heftig. Die Pandemie klingt gesprächstechnisch ab. Das ist wohl gerade der Zustand von „jetzt reicht es mir mit dem Thema“, die Folgen werden wir lange merken. Der Herbst wird uns die Dimensionen aufzeigen, wenn viele Waren schlichtweg nicht lieferbar sein werden. Die Folgen sind sehr viel langfristiger, auch menschlich.
George Floyds Tod zeigt ebenso wie die neuen Missbrauchsfälle die finstersten Seiten unserer Welt auf. Gewalt gegen Kinder, Mädchen, die beschnitten werden, Hass gegenüber Menschen anderer Farbe und Religion, Egozentrik und Gier, Ausbeutung und Gewinnmaximierung sind einige Kapitel in diesem Schicksalsbuch. Die Pandemie hat gezeigt, wie schnell alles anders sein kann, wie wenig wir innerlich und äußerlich auf vieles vorbereitet sind und wie rasch vorüber sein kann, was vermeintlich unser Recht ist. In diesem Jahr haben wir große Solidarität gesehen, Aufbruchstimmung, ein „wir schaffen das alle zusammen“ und nun flackert Aggression an allen Ecken und Enden erneut auf, stärker als zuvor. Wobei Aggression nicht nur Gewalt im Außen meint, sondern Übergriffigkeit aller Arten, Verhaltensmerkwürdigkeiten wie Massendemos versus Abstandsregeln. Es ist erfreulich, dass wir inzwischen alle Spezialisten sind für so viele Themen. Fast wie früher nur beim Fußball, wo die gesamte Nation vor dem Fernseher wusste, wie man Tore schießt.
Ich wäre für einen neuerlichen Lockdown mit der Verpflichtung, dass jeder einzelne Bewohner dieses Planeten vier Wochen Zeit hat, sich seinen Beitrag zu überlegen, mit dem er die Welt zu einem schöneren Ort macht und Menschen, die das nicht können, unterstützen kann. Was sein Anteil am Schutz der Natur ist. Sein offenes Herz, damit alle sich gesehen und wertgeschätzt fühlen und kleinliche Kämpfe aufhören. Wo kann sich jeder einsetzen, dass Massenhaltung von Lebewesen, die Ausrottung der letzten Naturapotheken der Welt (Regenwald) endet und jeder erkennt, dass er für alles mitverantwortlich ist durch Kaufentscheidungen und die Art zu leben? Wie schaffen wir es, dass sich alle mitgenommen fühlen in die Verantwortung, aber auch in die Freude und die Weltgemeinschaft, in der Vielfalt bedeutet, dass wir staunen dürfen. In der wir lernen von anderen, erkennen, was wir bereits alles haben, Menschen beten dürfen in der Religion, in der sie das wünschen und dass das weder zu kriegerischen Handlungen noch Mission noch Ausgrenzung führt.
Vielleicht ist die Zeit der kleinen Staaten und Parteien vorbei. Vielleicht können wir eines Tages sagen: „Wir sind das Volk“ und meinen damit die United Generation von Erdbewohnern, die es geschafft hat, sich an einen weltumspannenden Tisch zu setzen und zu definieren, wie Nachhaltigkeit werden kann, alle in Zukunft leben können, damit die Welt lebenswert bleibt und dass es um Bildung geht, Kultur, Musik, Rituale und Feste und eine Arbeit, die nicht mehr auf die bekannte Weise mit Geld ausgeglichen wird, sondern jeder sein Einkommen als Grundausstattung hat und on top nach seinen Interessen draufsatteln kann. Dass alle gehört werden – die Naturreiche ohne Sprache gute Vertreter bekommen, damit auch sie ihre Stimme haben. Damit nicht nach der Krone noch ein wie auch immer geartetes Etwas ausrücken muss, um den Erdlingen die letzte Message zu schicken, bevor die Erde sich mal grundlegend wehrt.
Natürlich ist das Wunschdenken. Ohne Vision wird es aber nicht vorangehen. Wo ist jenes wunderbare Kind, das gesagt hat: „Der Kaiser ist doch ganz nackig!“? Es wäre an der Zeit, dass es jetzt vortritt und seine Stimme so laut erhebt, dass der Planet schweigt, innehält und sich neu sortiert.
Allen einen bewegenden Mittwoch.
Ursula hat sich der Idylle am Gartenzaun angenommen.