Als ich den Ausspruch des Dalai Lama las, freute ich mich sehr. Güte ist ein Wort, das alleine schon heilkräftig wirkt. Die Meditation „Liebende Güte“ ist ein Geschenk, das man sich und der ganzen Welt täglich machen kann. Er schreibt, dass sich auch aus Erziehung und Wissen Qualitäten ergeben. Wissen – in unserer Zeit ist Information oft bedeutsamer als Wissen. Wir wissen nicht mehr viel, wir sind dafür stets informiert, rund um die Uhr. Das meiste fällt durch das Sieb unseres überlasteten Gedächtnisses.
Wissen ist etwas anderes. Wissen erwerbe ich mir, es ist eine Tätigkeit. Ich beschäftige mich mit etwas, ich verleibe es mir förmlich ein. Oder, wie vorgestern ein weiser Mensch in einer Videokonferenz sagte – ich bilde mir etwas in den Körper hinein ein. Was für eine wunderbare Vorstellung. Unser Wort „einprägen“ sagt Ähnliches.
Information schafft weder Weisheit noch Klugheit, sie generiert lediglich Masse und überfordert. Sie lässt uns den Maßstab verlieren für das, was wirklich Wissen ist und aus dem in Verbindung mit der Liebe des Herzens im Lauf der Jahrzehnte Weisheit erwachsen kann, wenn ausreichend Humor und Erfahrung dazukommen. Weltmeister im Informationen transportieren sind wir geworden. Und wir spüren: Information nährt unsere Seele nicht, sie berührt nicht. Wir werden regelrecht abgebrüht beim Anblick von Vandalismus, Gewalt, Völkermord und vielem mehr. Jedes Kindergartenkind hat heute mehr Leichen gesehen als Menschen früher im ganzen Leben – das sorgt dafür, dass vieles nicht mehr als wertvoll, kostbar und einmalig betrachtet wird.
Erwerben wir uns bitte wieder Wissen! Beschäftigen wir uns intensiv mit etwas, was unseren Geist dehnt, den Horizont erweitert, uns etwas abverlangt, anstatt uns zu gelangweilten Konsumenten von Fluten werden zu lassen, die ausgeschickt werden, um uns vom Wesentlichen abzulenken. Bleiben wir bei der Sache. Bei unserer Sache, die das Herz wärmt. Be-sinnen wir uns im wahrsten Sinn des Wortes auf das, was wirklich wichtig ist.
Indras Netz ist kein virtuelles Gewebe, sondern eines, das von Herz zu Herz, von Seele zu Seele geknüpft wird. Die Fäden dieses Netzes bestehen aus Respekt, Wertschätzung, Anerkennung, aus dem Lauschen auf das, was der andere sagt. Da sitzt keine hungrige Spinne darin, sondern eine leuchtende Sonne, die durchlichtet und wärmt bis ins Innerste. So entsteht wahre Begegnung, wächst Weisheit aus Wissen und Staunen für den anderen, dessen Anderssein mich solange verwirrt, bis ich es verstehen lerne.
Allen einen freudigen Jupitertag! Und für alle, die das Johannifeuer auf Theresas Foto aus Riga bewundern: für mich hat jeder Johannitag eine herrliche Botschaft: der Winter naht 🙂 In sechs Monaten ist Weihnachten.