Die Landwirte ernten rund um die Uhr, um das Getreide vor den gemeldeten Gewittern nach Hause zu bringen. Es steht nicht so gut um die Ernte. Rund 42 Millionen Tonnen Getreide werden in diesen Tagen eingefahren und die Resultate sind unterschiedlich. Es gibt Gegenden, in denen hat es mehr geregnet. Woanders ist das dritte Dürrejahr und die dicken Frostnächte im Mai haben viel zerstört.
Uns ist das heute nicht mehr so bewusst wie früher – solche Jahre bedeuteten vor einigen Jahrhunderten noch Hungersnöte im Winter, Auswanderung und Zerstörung vieler Existenzen. Es fehlt nicht selten am Bewusstsein, dass wir alle nahrungstechnisch nach wie vor vom Wetter abhängen, egal, wie die Anstrengungen voranschreiten, im Supermarkt in beleuchteten Schränken auf Nährlösung Salate anzubauen. Ohne die Arbeit der Landwirte gibt es kein Brot, kein Gemüse, kein Obst. Das muss uns immer bewusst sein, denn alles hängt mit allem zusammen.
Doch selbst wenn am Baum die Früchte hängen, stellen wir fest, dass vieles angestochen wurde, so mancher Apfel ist innen zerstört, viele Bäume bleiben leer, verrieselt Einiges. Ich hoffe sehr, dass der Holunder nicht verrieselt und nicht wie in den letzten beiden Jahren nur Trockenfrüchte trotz Gießen produziert. Seit zwei Jahren haben wir keinen eigenen Holundersaft mehr, das ist schlecht für den Winter. Für uns sind solche Dinge bedeutsam, denn wir stärken das Immunsystem sehr gern mit den Sachen aus dem Garten. Was hier um uns herum wächst und die Tage mit uns teilt, hilft auch am besten, finden wir.
Zum Gesundbleiben braucht es neben einer guten Ernährung, Schlaf und gutem Wasser vor allem Lebenssinn und Freude. Ohne Sinn im Leben resignieren Menschen schnell und ich glaube, nach diesen Monaten seit der Pandemie sind viele Menschen sehr erschöpft und schnell gereizt. Halten wir unsere Baustelle zwischen den Ohren sauber und versuchen wir nach wie vor – für kein Jahr galt das so wie für dieses – in unserer eigenen Mitte zu bleiben.
Wenn ich Bilder vom Tag anschaue, überlege ich mehrfach, ob ich das soll, denn was ich sehe, erschreckt mich. Ich sehe Aggression, Hass, Aufeinanderprallen, Kämpfen um die eigene Meinung. Wir sehen nie die Welt so, wie sie ist, wir können sie stets nur so sehen, wie wir selbst und unsere Möglichkeiten sind, wahre Informationen zu bekommen, um etwas einzuschätzen. Und ich glaube nicht, dass wir mit Wahrheit in diesem Jahr schon reich gesegnet waren. Deshalb sollten wir für uns selbst immer wieder prüfen, was wir sagen. Für diesen Wochenstart könnten wir es mit liebevollen und freundlichen Worten versuchen – uns selbst und allen anderen gegenüber. Mit Hass und Wut ist die Welt noch nie besser geworden. Vielleicht gelingt das eher mit nachfragen, versuchen zu verstehen, Geduld und Freundlichkeit.
Allen einen guten Start in eine gesunde Woche und auf gute Weise Abkühlung, die dringend nicht nur der Natur not tut.
Unser Apfelbaum macht Freude.