Essen hält Leib und Seele zusammen, sagt der Volksmund. Es ist nicht nur notwendig, sondern eine der Grundlagen der Gemeinschaft, wenn man miteinander „das Brot bricht“. Das haben wir negativ bemerkt in diesem Jahr, finde ich. Wobei ich nicht diese Gelage meine, die mit mehrgängigen Leidensrunden den Teilnehmenden in eine allergische Fressnarkose schicken, aus dem er nur mit mehreren Espressi wieder weckbar ist. Sondern die Tatsache eines gemeinsamen Essens an sich, bei dem man sich austauscht, schwätzt, tiefsinnig wird und albern, am besten alles!
Mahlzeit sagen wir oft automatisch, wenn wir uns in der Mittagspause irgendwo begegnen. Und vergessen oft genug den Sinn des Wortes: es handelt sich um eine Zeit für das Mahl. Was bedeutet: Ich esse nix im Rumrennen aus einer Tüte, am schlimmsten noch mit einem Pappbecher des unsäglich obligatorischen Coffee to go in allen Süßungsverianten in der anderen Hand und dem unerträglichen Dauertaschenkobold am Ohr. Ich esse nicht zwischen Tür und Angel, sondern decke meinen Tisch. Das geht auch bei der Arbeit in der Mittagspause, ein Platzdeckchen passt in jeden Schreibtisch und ich muss dann nix aus Pappboxen essen. Ich sitze, danke und esse bewusst. Ich darf mir dabei ruhig Gedanken machen, wo das, was da vor mir liegt, herkommt. Im Idealfall aus dem Garten oder der Region. Du bist, was du isst. Wer super fahren will, kann keinen Fusel tanken, so einfach ist das. Mit meiner Kaufentscheidung entscheide ich über Bienen, Austrocknung, Flugkilometer und vieles andere mehr. Entscheide also klug. Jeder Tropfen zählt für das Meer.
Mahlzeiten machen mit anderen am meisten Freude. Kommunion im besten Sinne. Deshalb sollten wir, wo immer das machbar ist, mit anderen gemeinsam essen. Wenn jemand alleine lebt, ist das kein Argument. Tausenden anderen Menschen geht es ähnlich. Wie wäre es mit einem Zettel im Supermarkt um die Ecke: „Gemeinsam kochen und essen – wer hat Lust?“ und dann geht es los. Zusammen schnippeln, schmurgeln, decken, genießen macht mehr Freude. In großen Städten mit Mietskasernen war eine Zeitlang das Treppentreffen angesagt – Menschen buken Kuchen, andere kochten Tee, Kaffee und Kakao und dann ging es treppauf, treppab, jeder schwätzte mit jedem. Das geht auch mit 1,50 Meter Treppenabsatzabstand. Wenn man miteinander gegessen und getrunken hat, hat man ein anderes Verhältnis zu Menschen als in anonymen Wohnsilos, oder? Man kennt sich und mit einem Schlag ist das Thema Einsamkeit vorbei. Menschen begegnen sich, aus Essenden werden Babysitter, Betreuer, Freunde, Hundeausführer, was immer. Was kannst du und was kann ich und wer braucht davon was? Jeder hilft jedem. Gemeinschaft entsteht am Esstisch.
Traut euch. Kocht miteinander. Bereichert euren Speisezettel. Bedenken wir bitte – Lebensqualität ist der beste Immunboost für uns. Freude, Gemeinschaft und reger Austausch von Inhalten (nicht Viren) stärken uns seelisch und damit auch körperlich. Freude regt die Ausschüttung von glücklich machenden Neurotransmittern an. So viel Bananen kann ich alleine trist gar nicht in mich reinstopfen, dass ich eine gute Wirkung bemerkte. Aber gemeinsam mit anderen essen und trinken stärkt und nährt Körper, Seele und – je nach Gesprächsinhalten – übrigens nicht selten auch den Geist. Und damit meine ich nicht die Volumenprozente.
Allen freudige Mahl-Zeiten in Ruhe, von schönem Geschirr, mit feinen Gläsern, Servietten und Blumen auf dem Tisch. Warum? Weil du es dir wert bist, darum.
Ein wunderbares Wochenende allen.
Dinner for one.