Begegnungen im Wald

Begegnung

Mich führte durch den Tannenwald
Ein stiller Pfad, ein tief verschneiter,
Da, ohne dass ein Huf gehallt,
Erblickt’ ich plötzlich einen Reiter.

Nicht zugewandt, nicht abgewandt,

Kam er, den Mantel umgeschlagen,
Mir däuchte, daß ich ihn gekannt
In alten, längst verschollnen Tagen.

Der jungen Augen wilde Kraft,

Des Mundes Trotz und herbes Schweigen,

Ein Zug von Traum und Leidenschaft
Berührte mich so tief und eigen.

Sein Rösslein zog auf weißer Bahn
Vorbei mit ungehörten Hufen.

Mich fasst’s mit Lust und Grauen an

Ihm Gruß und Namen nachzurufen.

Doch keinen Namen hab’ ich dann
Als meinen eigenen gefunden,
Da Roß und Reiter schon im Tann

Und hinterm Schneegeflock verschwunden.

Conrad Ferdinand Meyer, 1825–1898

Steffi hat den Tannenwald im Wintersonnenschein besucht. Danke!

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