Was willst du eigentlich im Leben?

Unsere Glaubenssätze sind oft wie festzementiert. Felsenfest sind sie im Gehirn wie eingebrannt und alles, was an Neuem hineinfluten mag, wird durch diese Wegweiser in entsprechende Bahnen gelenkt. Soll daran etwas geändert werden, ist das richtig Arbeit, man hört es förmlich im Gebälk knirschen. Neues lernen kann anstrengend sein und doch ist es notwendig, die übliche Komfortzone zu verlassen und durch die Angst- und Lernzone in die Wachstumszone zu geraten, dem Ort, „where magic happens“. Manchmal hoffen wir auf Wunder. Am Ende haben wir uns wenigstens sehr gewundert. Es macht also viel Sinn, sich gut zu überlegen, was man sich konkret wünscht. In aller Regel dürfte es sehr zielführend sein, sich selbst Richtung Ziel zu bewegen, anstatt sich nur in Vorstellungen zu ergehen, wie es wäre, das Ziel zu erreichen und davon zu träumen.

Die meisten Menschen unterschätzen, dass vieles im Leben schlichtweg aus richtig viel Arbeit besteht. Meister wird man nicht, weil man dreimal was gemacht hat und dann glaubt, man könnte es. Meisterschaft, Leichtigkeit, Sicherheit entstehen, wenn man die Dinge viele tausend Mal gemacht, wiederholt, geübt und ausgeführt hat. Scheitern inklusive.

Wir möchten heute alles ohne großen Aufwand, Express geliefert bis an die Haustür, das ist nicht das echte Leben. Schmetterlinge, denen man aus der Puppenhülle hilft, sind zum Tod verurteilt. Einem Kind nehmen wir so viel Grundsicherheit, Vertrauen und Eigenantrieb, wenn wir es in eine bestimmte Richtung ziehen, sein Denken bereits in Schablonen pressen und ihm die Chance nehmen, die Wunder der Welt zu entdecken. Wir wollen, dass es schnell spricht, früh läuft (was dann bereut wird, denn ein Laufling bedeutet massive Anstrengung im Hinterherrennen) und vor allem schnellstmöglich medienkompetent wird. Ehrliche Frage: Was ist denn wirklich der Nutzen daran?

Ein Mensch braucht erst Sozialkompetenz, dann Medienkompetenz. Wir dürfen erstmal die Welt entdecken und lernen, wer wir sind, bevor wir uns vor Kästen setzen in schlechter Körperhaltung, und uns stundenlang damit berieseln lassen, wie toll andere Menschen sind und dann hängen wir an ihren Lippen, wenn sie uns sagen, wie easy going sie xyz geschafft haben. Glauben wir das echt?

Vielleicht gibt es Glückspilze und Genies in Massen. Für die meisten Leute bedeutet das Leben: Jeden Tag auf der Übungsmatte der Menschwerdung erscheinen und richtig tüchtig trainieren. Ob mit oder ohne „Bock“ – das Leben fragt nicht danach, es legt uns die Fragen vor und wir sind aufgefordert, die Herausforderung anzunehmen oder abzulehnen.

Heutzutage lehnen viele gern ab. Es ist zu anstrengend. Ehrlich – schaut euch die Kleinen an. Wenn sie es geschafft haben, sich auf ihre Füße zu stellen und die ersten Schritte zu laufen, haben sie jede Komfortzone krass verlassen. Da stehen sie wackelnd und strahlen über alle Backen, stolz wie Bolle auf sich selbst. Warum nehmen wir mit unserer „steht mir zu“-Affigkeit jeden Tag so viele Möglichkeiten, auf uns selbst stolz zu sein, weil WIR aus eigener Kraft und mit vielleicht richtig viel Anstrengung etwas geschafft haben? Um dann das nächste Level anzustreben, leichter dieses Mal, weil wir das tiefe Wissen einer Mastery experience haben, also das Gefühl „ich hab schon Schlimmeres gewuppt, lasst es uns probieren!“?

Wo willst du an diesem Wochenende deine Schnarchnasenecke verlassen, um dich in eine spannende Herausforderung zu stürzen? Oder, wenn du ein Hamsterrädler bist, dich der krassesten Erfahrung, die du dann machen kannst, auszusetzen – der Stille, dem Nichts und der Ruhe? Schau, was geschieht. Allen ein schönes Wochenende!

 

Ostern naht in sehr kleinen Schritten bei mir. Jedenfalls muss ich erstmal überlegen, wo ich die Karotte aus Filz vom letzten Jahr hingepackt habe 🙂

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