Ausflug in die Stadt

Der Mond hat hohe Leuchtkraft in diesen Tagen. Viele treibt das massiv um. Was die Macht hat, Wasser um viele Meter anzuheben, bewirkt eine Menge. Viele bemerken nichts von diesen Himmelskräften und berufen sich auf Studien. Jeder darf da seine eigenen Wahrnehmungen machen. Das helle Licht jedenfalls hält manchen länger wach. Die Kräfte, die uns umgeben, sind stark. Viele halten das nicht mehr gut aus, sie sind nervös, erschöpft, übermüdet, ausgelaugt und schnell am Limit. Das spüren wir am Tonfall und der hohen Aggressivität, die mühsam getarnt wird.

Zum ersten Mal seit Monaten war ich in der Stadt. Kein Parkplatzproblem. Wenig Menschen unterwegs. Erschreckend viele leere Schaufenster, wo Geschäfte nicht mehr existieren. Kein Kaffeetrinken. Davon abgesehen – kein Klo. Stadtbesuche könnte man also nur planen, wenn man zugleich Freunde besucht, die dann allerdings nicht das Gefühl bekommen dürfen, man erscheint nur wegen ihrer Gästetoilette.

Die Arztpraxen sind voll. Warteschlangen beim Abholen vor der Radiologie. Das habe ich seit Monaten auch mit meinen Eltern. Wenigstens darf ich ab und an mit reingehen, damit ich weiß, was wirklich ist. Heute mit einer der Töchter beim MRT, zur Abwechslung mal kein Urologe, Kardiologe und Diabetologe. Ich spreche schon fast fließend Arzt-Patient. Der Folgetermin beim Facharzt in 8 Tagen. Vorher gibt es keinen Termin. 8 weitere Tage mit Schwindel ohne weiterführende Diagnose ist hart. Mit Tabletten geht es, aber das ist ja nicht das Mittel der Wahl nach der dritten Schwindelwoche.

Wieder daheim in meiner Landidylle atme ich durch. Noch zwei Tage, dann steht die nächste OP-Runde bei meinen Eltern an mit allen Folgen für Begleitung und Unterstützung danach. Bis Weihnachten könnte ich vermutlich auch beim Physikum der Mediziner an die Startlinie treten. Nun, Wissen schadet nie. Vielleicht schau ich heute Nacht zur Abwechslung dem Mond beim Abnehmen zu. Ich glaube, das ist entspannend. Ich muss mich vom Gedanken erholen, dass „ich geh mal in die Stadt“ heute heißt – zwar Parkplätze bekommen, doch statt Schaufensterbummel vor Arztpraxen warten, um danach wie ein geölter Blitz die Stätte des Grauens zu verlassen. Wenigstens gab es beim Bäcker die ersten Erdbeertörtchen. Allen einen freundlichen Wochenteilungstag.

 

Sigrid hat am See ein bisschen Frühling geschnuppert. Danke für dein Bild!

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