Derzeit ist viel los. Vielleicht nur bei uns, doch höre ich das auch von anderen Menschen. Das Tempo zieht an und daran wird sich sicher nichts mehr verändern, denn das gehört zu den Zeichen der Zukunft. Wir werden lernen, mit dem Tempo anders klarzukommen, sonst geht es uns wie dem Hamster im Rad, dreht es sich zu schnell, fliegt er mit viel Schwung hinaus.
Oft ist es sehr hilfreich, wenn alles nur rast und einem an den Ohren vorbeipfeift, einen Schritt zurückzutreten. Durchzuatmen und zu staunen. Aha! Was ist da denn gerade los? Aha! Sowas aber auch! Ein Problem? Nein! Ein Phänomen. Etwas, das ich anschauen, untersuchen, wahrnehmen kann. Vielleicht ist es hilfreich, lädt mich zu guten neuen Wegen ein oder zum Einsatz besserer Schuhe für den bisherigen.
So viele Informationen prallen auf uns ein. Letzte Woche habe ich zutiefst erfahren, dass all dieser Lärm draußen irrelevant wird, wenn andere Themen anstehen. Wenn es vollkommen egal ist, was im Außen passiert, weil es Wichtigeres gibt als irgendwelchen Krach im Außen. Was ist wahrhaft wichtig? Das Leben an sich, als Wert, als Geschenk, als Kostbarkeit. Es noch zu haben oder zu verlieren kann ein einschneidendes Erlebnis sein. Menschen auf ihrem Weg zur letzten Türe im Leben zu begleiten ist tiefgreifend und wichtig. Entscheidend für mich war, dafür zu sorgen, dass alles gut verläuft, wesentliche Begegnungen noch stattfinden können und wie schwer es ist, etwas zu akzeptieren, was alles verändern kann. Hierbei zu begleiten, zu stehen und zu halten ist schwer, aber wichtig. Es braucht Ruhe, um Entscheidungen zu treffen. Ruhe, um Menschen bei sich selbst ankommen zu lassen. Ruhe, um Raum zu geben, Abschied zu nehmen, zuzulassen, dass Menschen gehen und nicht mehr wiederkehren.
Von manchen Menschen kann man sich in Ruhe verabschieden, weil sie lange krank waren und Entwicklungen absehbar sind. Von anderen nicht, da kommt der Abschied unerwartet, ungeplant. Keiner weiß, wie das für uns selbst aussehen kann. Der Tod ist ein Übergang, der uns alle erwartet. Keiner weiß, wie er darauf reagiert, wenn es ihn selbst oder Menschen, die er liebt, betrifft. Wir können uns darauf nicht wahrhaft gut vorbereiten oder üben. Wir können uns Gedanken machen und doch erscheinen Dinge surreal, wenn sie dann wirklich stattfinden. Alles braucht Zeit. Auch das Annehmen und mit etwas umgehen können.
Deshalb immer wieder wichtig, egal, in welcher Lebenssituation wir uns befinden: Nehmen wir Lärm, Chaos und Verwirrung ruhig wahr. Atmen wir durch. Treten wir einen Schritt zurück. Begeben wir uns in die Stille, um innerlich selbst wieder in die Mitte zu kommen. Verurteilen wir uns nicht, wenn wir aus unserer Sicht nicht adäquat reagieren. Wir sind Menschen, dürfen also verwirrt sein, Angst haben, keine Ahnung haben, wie wir etwas angehen oder gar lösen können. Weinen oder rumschreien, weil wir hilflos sind.
Fakt ist: Wege entstehen immer. Nötig dazu ist immer nur der erste winzige Schritt. Dann ergibt sich der nächste. Selbst wenn Wege im Dunkeln liegen, kommen wir mit kleinen achtsamen Schritten durchaus erstmal gut voran.
Allen, die gerade gestresst sind vom Lärm der Welt oder in schwierigen Situationen stecken, die vielleicht keine gute Lösung denkbar machen, eine liebe Umarmung. Seien wir verwirrt und traurig, wütend und durcheinander. Atmen wir durch. Und erlauben uns kleinere Schritte. Irgendwann wird daraus ein neuer Weg.