Author page: Christine Krokauer

Fink und Frosch

Im Apfelbaume pfeift der Fink
Sein Pinkepink!
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
Bis auf des Baumes Blätterdach
Und bläht sich auf und quakt: »Jaja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!«
Und wie der Vogel frisch und süß
Sein Frühlingslied erklingen ließ,
Gleich muss der Frosch in rauen Tönen
Den Schusterbass dazwischen dröhnen.
»Juchheija heija !« spricht der Fink.
»Fort flieg‘ ich flink!«
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.
»Wat!« ruft der Frosch. »Dat kann ick och!«
Macht einen ungeschickten Satz,
Fällt auf den harten Gartenplatz,
Ist platt, wie man die Kuchen backt,
Und hat für ewig ausgequakt.
Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, dass er ein Vogel wär‘,
So irrt sich der.

Wilhelm Busch. Aus: Gelegenheitsdichtungen

Danke an Christoph für das Foto vom Froschkönigsbrunnen in Arlesheim/Schweiz

Dienstags-Nachdenk-Input

Langsam kommen die Menschen wieder im Alltag an, Schule und Arbeit sorgen für neue Rhythmen nach den Ferien. Die warmen Tage täuschen uns geschickt, der Sommer ist bald vorbei und in den Nächten riecht man längst die Veränderungen, die sich anbahnen. Vielleicht wird es noch nicht stürmisch, kalt, regnerisch, neblig. Aber die Wendung des Jahreskreises ist in allem zu spüren. Die Nächte sind nicht mehr warm und samtig, Kühle durchzieht jetzt wieder Haus und Geist. Die Natur ist erschöpft und genauso geht es den meisten Menschen, auch wenn sie das noch nicht spüren können. Sie sind wie die Natur draußen auch von dieser Sommerhitze ausgedörrt. Dass der Sommer Kraft gekostet hat, auch die Sonnenliebhaber und –anbeter, werden viele erst spät merken, wenn das Immunsystem eben doch nicht so toll ist (viele sind bereits massiv erkältet in diesen Tagen!) wie erwartet, wenn die Nerven doch nicht so entspannt sind, weil in den heißen Sommernächten Schlaf kaum erholsam war. Jetzt braucht es die Ruhe, den Rückzug, das bewusste Atmen, Schlafen, Essen und Trinken, damit die Kräfte schonend wieder aufgebaut werden können. Das gilt für unseren Körper, aber genauso für unsere Seele, die sich nach diesen massiven Sommersinneseindrücken nach Be-Sinnung sehnt und den Geist, der sich jetzt wieder weit in den Kosmos hinausschwingen mag, seine Flügel ausbreiten und genährt sein möchte mit Input, der diese Flügel stärkt.

Wer bin ich? Wer will ich sein? Diese Fragen werden uns sehr bald intensiv beschäftigen, denn das sind die Fragen, die der Sommer aufgeworfen hat und für die der Herbst Antworten einfordert. Bald können wir uns nicht mehr mit „draußen sitzen“-Ausreden vor Antworten drücken, wenn uns der Herbst mit seinen Nebelschwaden den Spiegel vorhält. Bevor wir in die Kristallklarheit des Winters eintreten, braucht es KonZENtration.

Stärken wir uns also in jeder Hinsicht und das geht am besten mit viel Lebensfreude, Sinn im Tun, Freude an der Arbeit, die wir tun dürfen, stabilen Beziehungen zu Menschen, die uns gut tun, mit Kunst und Musik, mit Natur, die heilt und nicht nur Seele und Körper, sondern auch den Geist nähren kann. Alles Große ist einfach, hat Lao Tse festgestellt im Tao te King. Kehren wir zu den einfachen Dingen zurück. Das frisch gebackene Brot. Der Apfel. Das Gespräch, das uns Herzensfrieden bringt.

Allen einen erlebnisreichen Dienstag!

Hermann Hesse Spätsommer

Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag
Voll süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit mildem Flügelschlag
ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.

Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.

Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.

So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.

Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.

Hermann Hesse

Danke an Theresa für das Foto der jungen Quitte. Hoffen wir, dass ein Regen sie groß und herrlich macht.

Montags-Nachdenk-Input

Montags-Nachdenk-Input

Vielen Dank für euer Feedback zu unseren neuen Seiten. Wir freuen uns sehr!

Ein spannendes Cardea-Aufstellungswochenende liegt hinter uns. Die Themen, die derzeit aufgestellt werden, sind allesamt tiefgründig. Oft ist es so, dass Ereignisse in der Vergangenheit weit in unsere Gegenwart hineinreichen und Menschen Schwierigkeiten bereiten können. Dabei betrifft es sie nicht direkt, sondern ihre Vorfahren, deren Leben dadurch anders verlaufen ist und die deshalb auch ihre Erlebnisse und Erfahrungen durch die Ereignisse durchgefärbt an die nächste Generation weitergeben und diese prägen. So gibt es Familientraditionen, die Menschen stärken, ihnen ein wunderbares Rückhaltgefühl in ihrem Familienkreis geben, aber auch Traditionen, in denen krankmachende Muster und Bilder weitergegeben werden. Wie schön, wenn sich Menschen aufmachen, diese Muster aufzulösen, um sich ganz neu in ihren Familienkreis hineinzustellen. Es ist sehr berührend und bewegend, an solchen Prozessen teilzuhaben. Wer das auch einmal für sich oder auch seine Arbeitsplatzsituation erleben mag, kann sich gern bei mir melden, Aufstellungstermine 2018 sind noch einmal am 21. Oktober und am 18. November, danach erst wieder am 10. Februar.

Heute Abend werden wir es wieder schön miteinander haben in der GlücksWERKstatt, denn das Thema Märchen ist für alle Menschen, seien sie groß oder klein, reine Seelennahrung. Wir befassen uns mit den Gebrüdern Grimm, werden erfahren, wie es dazu kam, dass sie Märchen aufgeschrieben haben, wer der geheimnisvolle Auftraggeber war und warum wir alle Märchen brauchen, um stark fürs Leben zu werden. Wer noch mit dabei sein will – einfach per Mail anmelden, 10 Euro Unkostenbeitrag, Beginn 19.30 Uhr in der Praxis.

Starten wir gemeinsam frohgemut in diese eher spätsommerliche als frühherbstliche Woche hinein. Mögen es gute Tage werden. Allen einen wunderbaren Mondentag.

 

 

Du musst das Leben nicht verstehen …

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rainer Maria Rilke, 8.1.1898, Berlin-Wilmersdorf

Herzlichen Dank an Sigrid für das wunderbare Foto!