Hilfloses, das Hilfe erwartet und deshalb schrecklich ist, das ist ein interessantes Bild, das Rilke uns vor das Seelenauge stellt. In der Praxis erlebe ich oft Hilflosigkeit. Sie äußert sich als Aggression, als Schweigen, als Rückzug in die tiefsten Innenhöhlen oder als Anklage, als Opfergesang und anderes. Wir sind alle so verbogen, dass wir Hilflosigkeit als Schwäche betrachten und es nicht wagen, um Hilfe zu bitten. Würden wir das tun, wären wir offenbar selbst unfähig, etwas zu erledigen.
Hilflosigkeit ist ein Gefühl, das jeder kennt. Manchmal tritt es auf, weil etwas zu schwer zum Tragen scheint, weil wir uns in die Ecke gedrängt, ertappt oder ausgeliefert fühlen. Es wäre so viel einfacher für uns alle, wenn wir uns klarmachen: Hilflos sind wir letztlich alle immer wieder. Es erfordert Mut, sich ein Herz zu fassen, um Hilfe zu bitten und damit klarzukommen, dass sie nicht immer auch gewährt wird. Wenn wir uns das mehr trauen, können wir auch leichter Hilfe anbieten und es wäre für die Helfenden nicht so ein Eiertanz. „Schatz, rate wie ich mich fühle“ – das ist selten erfolgreich. Mund aufmachen, sagen, was ist und dann kann der angesprochene Mensch antworten. Wer bittet, bekommt öfter etwas als gedacht übrigens, denn Helfen ist im Menschen innewohnend, weil es gut tut.
Allen ein freundliches, hilfsbereites Wochenende.
Treppen mit Schrift – faszinierend. Hier mit Goethe.