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Hilflosigkeit

Hilfloses, das Hilfe erwartet und deshalb schrecklich ist, das ist ein interessantes Bild, das Rilke uns vor das Seelenauge stellt. In der Praxis erlebe ich oft Hilflosigkeit. Sie äußert sich als Aggression, als Schweigen, als Rückzug in die tiefsten Innenhöhlen oder als Anklage, als Opfergesang und anderes. Wir sind alle so verbogen, dass wir Hilflosigkeit als Schwäche betrachten und es nicht wagen, um Hilfe zu bitten. Würden wir das tun, wären wir offenbar selbst unfähig, etwas zu erledigen.

Hilflosigkeit ist ein Gefühl, das jeder kennt. Manchmal tritt es auf, weil etwas zu schwer zum Tragen scheint, weil wir uns in die Ecke gedrängt, ertappt oder ausgeliefert fühlen. Es wäre so viel einfacher für uns alle, wenn wir uns klarmachen: Hilflos sind wir letztlich alle immer wieder. Es erfordert Mut, sich ein Herz zu fassen, um Hilfe zu bitten und damit klarzukommen, dass sie nicht immer auch gewährt wird. Wenn wir uns das mehr  trauen, können wir auch leichter Hilfe anbieten und es wäre für die Helfenden nicht so ein Eiertanz. „Schatz, rate wie ich mich fühle“ – das ist selten erfolgreich. Mund aufmachen, sagen, was ist und dann kann der angesprochene Mensch antworten. Wer bittet, bekommt öfter etwas als gedacht übrigens, denn Helfen ist im Menschen innewohnend, weil es gut tut.

 

Allen ein freundliches, hilfsbereites Wochenende.

 

Treppen mit Schrift – faszinierend. Hier mit Goethe.

Prinzessin

Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens Prinzessinnen, die nur darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen. Vielleicht ist alles Schreckliche im Grunde das Hilflose, das von uns Hilfe erwartet.

Rainer Maria Rilke

Pflegefakten

Pflege – überwiegend weiblich. Oft reduzieren pflegende Frauen ihre Arbeitszeit, weil Pflege neben Haushalt und Vollzeitarbeit, je nach Pflegeaufwand, nicht ansatzweise möglich ist. Damit reduzieren Frauen ihre künftige Rente, sie geraten oft in Isolation und Einsamkeit, ernähren sich durch den Stress schlechter, schlafen vor allem bei der Betreuung dementiell veränderter Personen kaum und treiben weniger Sport, also können sich nicht mehr im Maß wie zuvor um ihre eigene Gesundheit kümmern. Auch bei Unterbringung in Heimen leisten pflegende Angehörige anteilig Dienst, vor allem an den Wochenenden.

Der Personalnotstand in der Pflege ist vielen nicht bewusst: 2022 kamen auf einen Menschen mit 85 Jahren 7 Menschen zwischen 50 und 64, 2056 wird das Verhältnis 1:3 betragen. Das bedeutet, dass auch innerfamiliär nicht mehr gepflegt werden kann, weil niemand mehr dafür da ist. 80 Prozent der zu Pflegenden sind Senioren. 5 Millionen Menschen sind pflegebedürftig bei uns. 49 Stunden Aufwand sind statistisch bei einer Vollpflege aufzuwenden. Zusätzlich zum Beruf (was immer dann noch möglich wäre), Haushalt und dem „eigenen Leben“.

Das sind nur einige Fakten. Wir sprechen noch nicht über gigantischen Aufwand mit Versicherungen, Krankenkassen, Ämtern aller Art, bürokratischer Irrsinn ohnegleichen, Dokumentation und stundenlanges Hängen in Warteschleifen, um Hilfsmittel zu ordern, die falsch geliefert werden und man mühsam Pakete rückzusenden hat auf dem Dorf, in dem die Post nur zu ausgewählten Zeiten geöffnet hat. Willkommen in deiner Zukunft, denn auch du wirst alt und eventuell pflegebedürftig.

Pflege ist für die zu Pflegenden überlebenswichtig. Pflege kann der Alptraum sein und doch kommt unglaublich viel von den Menschen zurück, die gepflegt werden. Häusliche Pflege gehört neben Kindererziehung zum Anstrengendsten und Herausforderndsten, was man tun kann. Im Gegensatz zum Kind weiß man in der Pflege, dass die Dinge langfristig nicht besser und leichter, sondern schwerer werden. Ein Ende ist da nicht absehbar.

Pflege und Kindererziehung dürfen nicht zu Lasten von pflegenden Frauen und Männern gehen. Es sind Dienste an der Menschheit und umfangreiche Managementberufe, die Fachkenntnisse auf vielen Gebieten erfordern. Es ist Aufgabe der Gesellschaft, erziehende und pflegende Menschen angemessen zu entlohnen und zu unterstützen. Häusliche Pflege und Kindererziehung sind Vollzeitberufe mit enormer Belastung. Sie verdienen Respekt, Anerkennung und Ausgleich wie jede andere Arbeit auch.

 

 

Frühstück. Das Auge isst mit. Menschen, die gepflegt werden, brauchen schöne Dinge, damit genug Freude in den Alltag kommt.

 

Ganz schön heftig

Gestern haben mir gleich mehrere Menschen von einer Kündigung berichtet. Eine selbst ausgesprochen, die anderen kamen via Arbeitgeber. Alle hatten mit der anfallenden Arbeit (und  ein Stück weit auch mangelnder Wertschätzung und dem Team) zu tun. Bei der Eigenkündigung viel zu viel Arbeit, zu wenig Mitarbeiter sollten zu viel stemmen, dauerhaft ist das gesundheitsschädlich. Bei den anderen gab es zu wenig Arbeit, ist die wirtschaftliche Entwicklung als Grund benannt. Veränderungsmomente, harte Brüche im anders geplanten Lebenslauf, doch  wer weiß – vielleicht genau die richtige Sache zum passenden Moment, denn alle vier waren genervt. Und klar ist das ein Schock, man darf weinen, wütend sein, sich total hilflos fühlen! Im Rückblick zeigt sich oft, dass solche Situationen ganz neue Wege eröffnen können. Das wünsche ich den Menschen von Herzen.

Es erfordert Mut, in Schwellensituationen out of the box zu denken und sich andere Wege zu eröffnen. Es macht stolz, diesen Mut dann auch aufzubringen und sein Schicksal neu zu gestalten.

 

Dunkle Wolken sind nicht immer nur schlecht. Manchmal bringen sie gewünschten Regen mit manchmal reinigt ein Unwetter nicht nur die Luft. Stephanie hat den Streit zwischen zwei Wolken im Bild festgehalten. Nun wissen wir fast, wie Donner entsteht.

 

Erdbeerzeit ade

Alles hat seine Zeit. Die der Erdbeeren aus dem eigenen Garten neigt sich dem Ende zu. Fülle hat Beate nochmal mit ihrem tollen Foto festgehalten. Dankeschön!

Daily fails

Gestern ein gutes Learning. Der Rechner fährt nicht hoch. Gut, er ist alt, der neue steht bereit, doch fehlen noch ein paar Dinge daran. Den ganzen Tag Versuche, zu starten. Es gelingt, über ein uraltes Programm das Ding zum Laufen zu bringen und eine Analyse zu starten. Ohne Ergebnis. Mit einem Mal am Nachmittag startet das Gerät von alleine. Echt jetzt? Erstmal Erleichterung, schnell alles sichern und nachholen, was vom Tag getan werden muss. Abhängigkeit von einem Gerät einerseits, andererseits auch schön – so ruhig, mehr Fokus auf der eigentlichen Arbeit. Ab jetzt hoffe ich bei dem Geräteopa, dass er es noch macht, bis das neue System installiert ist. Dann darf er in Frieden ruhen. Und ich erkenne, dass ich nach wie vor keine Mails übers Handy regeln will und kann und viele Dinge, die für die meisten selbstverständlich sind, nicht brauche oder möchte. Und ich stinksauer war, weil ich ein Lunch & Learn verpasste, weil die Zugangsdaten nicht greifbar waren. Jo mei. Das Leben ist halt nicht immer so, wie wir das wollen.

 

Das war nicht der Abstürzler, doch der hier rettete durchaus gestern meinen Tag.

So isses

Wir sind immer wieder nicht bei „Wünsch dir was“, sondern schlichtweg bei „so isses“.

Und wenn uns doch nach Phantasien ist, können wir es uns immer noch erschaffen, so wie wir dieses Strandleben vor drei Jahren mitten in Dornach entdeckt haben in einer Gartenecke.

Natur

Was stärkt dich? Die meisten Menschen tanken in der Natur sehr gut Kraft. Der Grund ist einfach – Natur möchte nichts von uns. Sie lässt uns sein. Kein Baum fragt uns nach unserer abgearbeiteten to do-Liste, kein Bach nach unserem Kontostand. In der Natur kann Mensch einfach sein. Im Wald erleben wir nicht nur Farbenvielfalt und schönes Wandern, sondern die in der Luft enthaltenen Monoterpene, Botenstoffe der Bäume, unterstützen unser Immunsystem und  helfen uns, wieder in die Mitte zu kommen. Natur unterstützt uns, in die Ruhe zu kommen, aus der Natur stammen alle Heilmittel, die Menschen seit Jahrtausenden zur Verfügung stehen, Natur ernährt uns, Natur inspiriert und umgibt uns überall. Selbst in Betonritzen leuchtet Löwenzahn – welche Lebenskraft erkennen wir da.

Was auf allen Ebenen so gut auf uns wirkt, ist unsere Lebensbasis. Wir als Menschen sind Bestandteil der Natur und unsere Aufgabe ist es, diese Lebensgrundlage in jeder Form zu achten, wertzuschätzen und zu beschützen, damit auch unsere Nachfahren in einer gesunden Natur leben können.

 

Beate hat diese Katze bei einer ihrer wichtigsten Tätigkeiten des  Tages fotografiert. Danke für dein Bild!

 

Suche dich

Und bin ich in den Sinneshöhen,

So flammt in meinen Seelentiefen

Aus Geistes Feuerwelten

Der Götter Wahrheitswort

In Geistesgründen suche ahnend

Dich geistverwandt zu finden.

Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Beate hat dieses schöne Foto gemacht – kleine Einladung zum Durchatmen. Dir einen kraftvollen Dienstag heute!

Am Monatsende

Super, wenn Monatsschluss am Wochenende ist. Zeit, um den Newsletter zu schreiben, die Rechnungen und vieles mehr, was sonst liegenbleibt. Sonntags ist Mealprep, da bereite ich vieles vor für die Woche. Zwischen Praxis, Kursen und Pflege ist wenig Zeit, super, wenn wir richtig gutes Essen ohne viel Aufwand auf den Tisch stellen können.

Die meisten Johannisbeeren sind geerntet, einen Busch mit späten haben wir noch am Start, die Stachelbeeren brauchen auch noch ein wenig Zeit, das ergibt tolle Säfte in der Mischung. Von der Nachbarin haben wir herrliche Kirschen geschenkt bekommen – wie gemalt und ohne Bewohner, das war großartig.

Ich bin dankbar für diese Gaben aus der Natur und dass wir sie verarbeiten und genießen können. Ernährung ist die absolute Grundlage des Lebens. Wenn sie gut ist, dazu ausreichend Bewegung und Schlaf kommen, sind die wichtigsten Bausteine vorhanden, damit wir in unserem Alltag gut arbeiten, leben und sein können.

Annehmen ist schwer

Veränderung gehört zum Leben dazu. Manche gefallen uns, andere nicht. Manches können wir selbst verändern und tun es auch, manchmal lassen wir es, weil es uns zu viel Mühe bereitet. Das alte Leid ist gewohnter als etwas anderes, wer weiß, ob es gut wird. Das erleben wir oft auch bei Menschen mit Erkrankungen, die als chronisch gelten. Beim ersten Schub denken die Klienten, dass sie das nur einmal haben. Sie überstehen den Schub, das gewohnte Leben wird wieder aufgenommen. Irgendwann der nächste Schub. Das Spiel wiederholt sich. In aller Regel locker drei, vier Mal, bis das Gehirn begriffen hat: Das ist jetzt etwas, das im Moment zum Leben dazuzugehören scheint. Ich muss also lernen, damit umzugehen. Das ist keine Zementierung von Diagnosen, sondern einfach pragmatisch „so ist das jetzt, lass uns schauen, wie wir das gut handhaben und wie sich alles in Zukunft entwickeln wird.“

Die Akzeptanz, dass gerade etwas ist, wie es ist, ist der Anfang jeder Veränderung. Und ja – es ist ein schwerer Prozess, doch not-wendig, wenn Entwicklung geschehen soll.

 

Allen ein Wochenende mit feinen Veränderungsschritten zum Positiven, wo immer das machbar ist!

Behind the scenes

Saunafeeling. Für gehandicapte Menschen ist das eine richtige Tortur. Windeln, Verbände, dazu ein Neoprenknieschutz wegen offenem Knie – all das sorgt für wenig Freude. Der Bruder liebt die Hitze sehr, wenn sie trocken ist, bei diesem Wetter jedoch klebt er von morgens bis abends, meckert (was er sonst nie macht) und schläft nicht mehr. Beim Gewitter in der Nacht sitze ich Stunden neben ihm, damit er sich nicht total verängstigt die Ohren zuhalten muss.

Wenn man pflegt, ist das Augenmerk eher beim zu Pflegenden, weil sich ein hilfloser Mensch nicht schnell mal was zu trinken holen, ein trockenes Hemd anziehen oder sich die nassgeschwitzten Haare abfrottieren kann. Es muss auf genug Getränke geachtet werden, es darf nicht ziehen, weil Infekte schneller kommen, es darf nichts drücken an Kleidung, sonst geht die Haut gleich auf und heilt nicht gut.

Ich bin froh, dass ich meinen Bruder versorgen kann und er gut durch die Saunatage kommt. Das Auf und Ab der Temperaturen ist nicht nur für die Betroffenen anstrengend. Wer nur für sich sorgen muss – feiere das!

 

Allen bei Hitze eine gut gefüllte „D/Tankstelle“.