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Donnerstags-Nachdenk-Input

Brücken bauen statt Mauern – oft fällt uns das schwer. In den letzten Wochen haben wir zwischen uns viele Mauern hochgezogen, Schutzmauern vor Viren, die übertragen werden durch Kontakt, aber auch andere. Viele andere und viele, die erschreckt haben.

Die Zwangspause war vieles: Die einen waren glücklich, dass von außen eine Notbremse gezogen wurde, weil sie ihren galoppierenden Lebenswagen alleine nicht mehr anhalten konnten. Die anderen betrachteten das erstmal als lange Osterferien. Andere genossen es, morgens eine halbe Stunde mindestens länger zu schlafen, weil der Weg zur Arbeit flachfiel. Es gab Wellen in diesem Lockdown. Ferienfeeling, Angst vor Ansteckung, vor Tod, Angst um die Arbeit, massiver Hass wegen der fehlenden Einschätzmöglichkeit und mangelnder Fakten, Videos in alle Richtungen, die Angst bedient haben, Hass bedient haben, Wut, Einsamkeit. Es gab Wellen der Hilfsbereitschaft, des füreinander da seins. Momente der Erkenntnis, wer wirklich wichtig ist. Wo ich aufgewachsen bin, gibt es ein Nachtischspecial, das heißt „von ällem ebbes“ und meint: Bunt gemischt von jedem ein bisschen. So waren die letzten Wochen.

Am Nachmittag wird die Kanzlerin ein weiteres Statement abgeben, nachdem wir gestern schon politische Entscheidungen erlebt haben. Davon wird abhängen, wann wir unsere Schule wieder öffnen können und unter welchen Konditionen. Wir haben Schüler aus vielen Bundesländern, die mit den lockereren Sitten tun sich schwer, wenn hier alles dicht bleibt. Interessant, dass der Virus offenbar auf Ländergrenzen reagiert und auf politische Entscheidungen. Sehr kybernetisch. Ein beobachtetes Teilchen verhält sich anders als ein unbeobachtetes. Jetzt habe ich das endlich mal wirklich gesehen.

Nach wie vor ist mein Wunsch der, Bücken zwischen den Menschen zu bauen. Verständnis aufzubringen für die Vielfalt der Meinungen, der Ängste, der Fakten. Wir brauchen Klarheit, wo sie möglich ist. Wir brauchen Regeln, damit das Zusammenleben funktioniert. Wir haben gesehen, dass es nicht viel braucht, um die gesamte Welt in eine Schockstarre zu bringen. Deshalb erweitere ich den Wunsch um Besonnenheit, Respekt, Wertschätzung und Achtsamkeit gegen Leichtsinn und Borniertheit und in der Hoffnung auf Freundlichkeit im Umgang. Wahren wir weiterhin die Vielfalt und hüten unser Herzensfeuer, damit der Hass nicht Flammen schlägt, sondern die Liebe uns wärmen kann.

Allen einen freundlichen und leichten Donnerstag mit viel Hoffnung auf gute Wege und viel, viel, viel Gelassenheit Dingen gegenüber, die wir erstmal seltsam finden. Bleiben wir achtsam, wach und herzlich.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Die Woche ist mit einem krassen Schwall an Herausforderungen gestartet. Offenbar ist eine Menge an neuen Energien unterwegs. Das könnten wir einfach mal positiv nehmen und sagen – wo so viel Wallung entstehen kann, ist genug Kraft vorhanden. Die Challenge wäre, diese Kraft zum Guten einzusetzen. Gestern bekam ich gleich mehrere Mails von Menschen, die in den nächsten Monaten ihre Arbeit und damit den Boden ihrer Existenz verlieren. Spannend daran fand ich, dass es Menschen waren, die vor einiger Zeit gesagt haben, dass sie gern mal andere Dinge im Leben probieren würden, sich das aber nicht zutrauen. Vielleicht können sie nun den Mut fassen, das bisher nicht Gewagte anzugehen, auch wenn das sicher nicht so geplant war. Unverhofft kommt oft. Gelegentlich erfolgt die Erfüllung der Wünsche, auch wenn sie mancher das ganz anders vorgestellt hat. Deshalb sollte man immer klug wünschen.

Es sind herausfordernde Zeiten, sie sind jedoch auch spannend, denn wir gestalten jetzt vieles neu. Für die Menschen, die diese Woche ihre Geschäfte wieder eröffnen konnten, geht jetzt die Aufholjagd nicht gemachter Umsätze los (was nicht funktionieren kann), alles auf „normal“ in Missachtung der Tatsache, dass es kein neues „normal“ gibt. Für ein Interview wurde ich gefragt, was ich aus der Krise mitnehme. Ich habe gesagt, die Chance, in die not-wendige Stille zu gehen und sich ehrlich mit der Frage zu konfrontieren: Wer bin ich? Was brauche ich wirklich? Wofür brenne ich wahrhaft? Was ist also der Weg, der nun einzuschlagen ist?

Darum geht es. Nicht um den Versuch, etwas „nach- oder aufzuholen“, da anzuknüpfen, wo wir vor Corona aufgehört haben. Sondern die Zäsur in der Menschheitsgeschichte endlich wahrzunehmen, bevor wir im Hamsterrad erneut drinhängen und das arme Weltenschicksal sich einen Kopf machen muss, warum die Menschheit denn den nächsten und dann deutlich krasseren Schlag braucht, um den Ruf der Stunde zu vernehmen. Sonst wird Corona nicht nur eine Menge an Toten hinterlassen, sondern einen geistig-seelischen Kollateralschaden ungeahnten Ausmaßes in Bezug auf die Entwicklung der Menschheit.

Also: Was ist dein Beitrag für eine bessere, neue, gute und vor allem freundliche Welt? Wo möchtest du dich in der Zukunft positionieren? Wie gestaltest du die Welt so mit, dass sie der bestmögliche Ort wird? Welche deiner egozentrischen Tendenzen kannst du in eine schöpferische Kraft für ein neues WIR umwandeln?

Allen einen beweglichen und wendigen Merkurtag. Nutzen wir ihn, um unseren Sinn neu auszurichten und die Kompassnadel nicht wieder Richtung Egozentrik und Gier zu stellen.

 

Das Schneeballfoto hat Sigrid gemacht, ich danke dir sehr!

Dienstags-Nachdenk-Input

Der Beruf des Heilpraktikers, vielen lange ein massiver Dorn im Auge, soll abgeschafft werden, mal so eben im Rahmen des generellen Chaos, da fällt das gar nicht so auf. Das Thema ist emotional hoch belastet, da prallen ein paar Welten aufeinander: die der Schulmedizin und die der alternativen Heilweisen. Die der Menschen, die ihr Fach lange Jahre studiert, viele Stunden heftigste Dienste absolviert haben, dann oft den Facharzt abermals lange Jahre draufgesetzt haben, ehe sie in ihren Beruf eingestiegen sind, contra die, die das „alles nachgeworfen bekommen haben“ aus Sicht der Mediziner. Es ist von Quacksalbern die Rede, „örtlichen Laienheilern“, man liest von unsachgemäßer Behandlung mit Todesfolge und noch viel mehr.

Erstmal gilt: Ein Arzt ist ein Arzt. Er hat lange studiert, sehr viel gelernt und sich fortgebildet. Er behandelt seine Patienten nach bestem Wissen und Gewissen und er ist in der Regel gründlich schulmedizinisch ausgebildet plus sein Facharztwissen und diverse Fortbildungen. Ein Heilpraktiker hat in aller Regel an einer entsprechenden Schule seine Ausbildung gemacht, wenn er sektorialer Heilpraktiker ist ebenfalls. Dann hat er sich einer schriftlichen und mündlichen Prüfung am Gesundheitsamt unterzogen. Zudem muss auch der Heilpraktiker, ob sektorial (also auf bestimmte Gebiete beschränkt wie z.B. Psychotherapie) oder nicht, eine entsprechende Therapeutenausbildung absolvieren, die in aller Regel mehrjährig ist. Es liegt in der Natur der Sache, dass sie nicht unbedingt im schulmedizinischen Bereich angesiedelt sein muss, es aber sein kann. Auch hier werden Prüfungen verlangt, Facharbeiten geschrieben. Meistens sind die angehenden HPs nicht direkt nach der Schulzeit am Start, sondern besitzen bereits ein Maß an Lebenserfahrung und Menschenkenntnis.

Die Ausbildungsgänge von Arzt und HP sind unterschiedlich und nicht vergleichbar. Wofür die meisten Heilpraktiker sind: Für eine vereinheitlichte Ausbildung, um einen hohen Leistungsstandard zu gewährleisten. Zahlreiche Schulen pflegen diesen Standard bereits. Hier wäre eine Anpassung und Vereinheitlichung zur Sicherung von Standards wünschenswert, dem stellt sich auch kein Heilpraktiker entgegen.

Beide Seiten argumentieren mit verstorbenen Menschen durch Quacksalberei. Jeder Mensch, der an falscher Behandlung gestorben ist, ist zu viel. Hier wäre es sinnvoll, die Lagerbildung und das Aufrechnen von Verstorbenen bitte sein zu lassen. Es gibt nicht die gute oder schlechte Schulmedizin und die gute oder schlechte Alternativheilkunde. Beides kann bestens nebeneinander bestehen. Im Herzinfarktfall oder bei einem Beinbruch wird wie bei vielen akuten Themen der Schulmediziner sofort und hochkompetent helfen können, in anderen Bereichen fährt der eine oder andere mit Alternativen langfristig besser. Wir haben auch so etwas wie Wahlfreiheit bisher gepflegt im Land. Nicht selten haben auch Heilpraktiker ihren Arzt und finden sich Ärzte bei Heilpraktikern, weil es auf beiden Seiten „solche und solche“ gibt – wie in jedem Bereich des Lebens.

Mein Wunsch – diese sinnfreie Diskussion beenden. Heilpraktiker wissen, dass sie keine Ärzte oder Psychologische Psychotherapeuten sind. Es ist stets die Pflicht, behandlungsbedürftige Krankheiten zum Arzt zu verweisen oder erstmal abklären zu lassen, dass hinter Symptomen eben keine solchen Krankheiten liegen. Das lernt jeder in der Ausbildung! Aus meiner Sicht wäre es klug, die Ausbildungen für die HPler, ob „groß“ oder „klein“, zu vereinheitlichen und auf ein gutes hohes Niveau zu stellen und zudem verpflichtend nachzuweisen, bis zur Prüfung eine abgeschlossene Therapeutenausbildung zu haben, damit sichergestellt ist, dass mit Erteilung der Erlaubnis ausreichende Behandlungskompetenz da ist. Fortbildung ist für Ärzte und HPler immer Pflicht. Es sind unterschiedliche medizinische Schwerpunkte, die gelegt werden, lassen wir die Vergleiche von Äpfeln mit Birnen.

In meinem Traum arbeiten alle Hand in Hand am Menschen. Der Schulmediziner, der HPler, der Physiotherapeut, was immer, im Austausch, was das Beste für den Patienten ist und wie man ihn stärken kann, für seine Gesundheit die Verantwortung wieder zu übernehmen, wie es sich gehört. Damit Medizin im besten Sinne stattfinden kann – sie hat das Gesamtsystem des Menschen im Blick.

Hören wir auf, andere Berufsgruppen zu diffamieren. Ich unterstelle jedem Arzt UND jedem Heilpraktiker, dass er nach bestem Wissen und Gewissen zum Wohle des Patienten handelt. Dass es das höchste Ziel sein muss, dem Menschen zu helfen, der vor einem sitzt, und ihm schnellstmöglich eine notwendige Behandlung zukommen zu lassen, die angezeigt ist, also die richtige Diagnose- und Therapieentscheidung zu treffen.

Es geht nicht um Konkurrenz, wir decken alle andere Bereiche ab. Es geht um Respekt, Wertschätzung und die Tatsache, dass manche Menschen auf alternative Behandlungen im chronischen Bereich oft besser ansprechen. Das ist doch nicht schlimm. Arbeiten wir Hand in Hand! Jeder braucht mal den Schulmediziner, mal etwas anderes. Für mich ist das kein Widerspruch, sondern Behandlungsvielfalt. Jede Medizin hat ihre Grenzen und jeder Mensch ebenso, aber alle und alles über einen Kamm scheren ist nicht der beste Plan.

Was mich stört, sind der Tonfall und die Ausschließlichkeit. Ich kenne bewundernswerte Ärzte und ebensolche Heilpraktiker. Und das Gegenteil. Das ist immer und in jedem Berufsfeld so. Für mich hat JEDER MENSCH in seinem Beruf die innere Verpflichtung, seine Arbeit auf dem bestmöglichen Kenntnisstand zu tun, sich permanent zu verbessern, weiterzubilden und wach zu sein für die Entwicklung im jeweiligen Segment, sich menschlich immer besser aufzustellen und die Regeln des ehrbaren Kaufmanns ernst zu nehmen, sprich, Werte zu vertreten. Egal, in welchem Beruf er arbeitet. Bitte bleiben wir im Tonfall so, dass wir uns nicht schämen müssen. Und bemühe sich jeder Mensch an seinem Platz, an dem er sich ins Leben stellt, allzeit das Beste zu geben und wenn er merkt, dass etwas nicht von ihm auf bestmögliche Weise getan werden kann, den Kunden, Klienten, Patienten dorthin zu empfehlen, wo er besser aufgehoben ist, weil niemand alles können kann oder muss.

Ich wünsche allen, dass sie gesund bleiben und für diese Diskussion vor allem eine entsprechende inneren Haltung des Anstands, der Würde und der Vernunft.

Danke an Sigrid für das Foto, die Knoblauchrauke findet sich in diesem Frühjahr überall!

Nicht bloßes Poltern

Mich deucht, die Musik müsse vornehmlich das Herz rühren, und dahin bringt es ein Clavierspieler nie durch bloßes Poltern, Trommeln und Harpeggiren, wenigstens bey mir nicht.

Carl Philipp Emanuel Bach, 1714–1788

Dagegen hat es das Bächlein einfach. Es fließt einfach. Danke an Sigrid für das Foto.

Montags-Nachdenk-Input

In meiner Vase am Arbeitsplatz steht stets ein Strauß, in den ich immer, wenn es möglich ist, aus Wegrand und Garten etwas dazuschneide. Wir gehen den Füllezeiten entgegen, in denen ich in den Garten gehe und wahre Schätze mit ins Haus tragen darf. Immer gibt es einen großen Strauß und einen Miniabkömmling. Dieser steht direkt am Küchenfenster und ist mein Freumoment beim Spülen und Gemüseschnippeln. Ich habe einige Kleeblüten diese Woche in den Vasen und mir ist zum ersten Mal aufgefallen, wie unendlich kunstvoll weiß-pink die Blüten des Klees gestreift sind. Zauberhaft sieht das aus. Der Wiesensalbei erfreut mich durch sein tiefes Violett und seine wunderschön geformten Blüten. Ich bin reich beschenkt mit Augenfreude beim Spülen.

Wo kannst du dir in deinen Alltag immer wieder Momente des Staunens, des Bewunderns, der kleinen Freude einbauen? Und wo kannst du sie anderen weitergeben? Es muss nichts Großes sein, es kommt auf die kleinen Freuer an wie einen Smiley, eine Karte, die man schreibt, etwas, was wir in diesen Tagen jemandem vor die Türe legen als Gruß der Verbundenheit. Unser Herz ernährt sich von solchen freudigen Dingen.

Die Zeiten momentan sind verworren, schwierig, aggressiv, kämpferisch, lagerbildend, trennend, verleugnend, wegschauend, anschwärzend, beäugend und voller Misstrauen geworden, die einstige Stimmung „wir halten alle zusammen gegen Corona“ ist gewichen. Die Schafherde stiebt verängstigt in viele Richtungen. Stoppt das sofort! Verabschiedet all diese negativen Energien, die krank machen. Atmet durch, findet eure Mitte, fühlt euer Herz und füllt es erst einmal wieder mit Vertrauen, mit Freude und mit Licht. Dann haben die Schatten der Angstmacherei, die kalten Winde der Vereinsamung keine Chance.

Das, was den Menschen am meisten auszeichnet, ist seine unglaubliche Kreativität und seine Menschlichkeit. Also, werden wir endlich wieder menschliche Menschen.

Allen die Kraft eines guten, frohen Wochenanfangs. Feiern wir die Momente des Staunens, der Freude und erleben wir, was daraus erwächst – Mut. Dankbarkeit. Klarheit und seeeeehr viel Ruhe. Das braucht es derzeit am meisten.

Abschiede

Irgendwo blüht die Blume des Abschieds und streut immerfort Blütenstaub, den wir atmen, herüber, und auch noch im kommendsten Wind atmen wir Abschied.

Rainer Maria Rilke

Die Iris stand Ende Mai 2018 so da und ich hoffe, dass sie das auch wieder tut, die ersten Blüten öffnen sich gerade.

Wochenend-Nachdenk-Input

Die wenigen Regentropfen werden vom Wind ausgetrocknet. Der Wind jagt die Türen und Fenster zu und hat schon wieder die Besen, just diese Woche mal wieder zurechtgestellt, mitgenommen. Also ist wieder einsammeln drangewesen am Feiertag und sicher verstauen, Mülltonnen wegschieben. Es ist das Jahr des Windes.

Ich frage mich daher: Wenn sich die Luft, eines der vier Elemente, so präsent permanent seit Wochen zeigt – kann es sein, dass sie eine Botschaft für uns hat? Worauf möchte uns der heulende Wind aufmerksam machen? Wo sind wir durch den Wind? Was braucht es?

Es sind tiefe Fragen, die uns die Natur seit Jahresbeginn anbietet. Meine Idee wäre: Erwachen. Aufwachen. Hinschauen. Wahrnehmen. Die vielen Masken, die wir tragen (nicht nur die, die wir derzeit tragen müssen), ablegen, um uns verletzlich, dafür authentisch zu zeigen. Wir können viele Masken tragen, der Wind wird sie uns alle wegnehmen und so lange heftig wehen, bis wir erwachen, hinschauen und ergreifen, was nun getan werden soll. Von Christian Morgenstern gibt es einen wunderbaren Text, der genau das aufzeigt und mit dem ich euch ein gutes Wochenende wünschen möchte.

Was wärst du, Wind,

wenn du nicht Bäume hättest

zu durchbrausen;

was wärst du, Geist,

wenn du nicht Leiber hättest,

drin zu hausen!

 

All Leben will Widerstand.

All Licht will Trübe.

All Wehen will Stamm und Wand,

dass es sich dran übe.

 

Die Katzenminze am  „Gartenzaun“ (Höhe: 15 cm :-))

Freier Geist

Du kerkerst den Geist in ein tönend Wort,

doch der freie wandelt im Sturme fort.

Friedrich Schiller

Im heftigen Wind heute flattern die Gebetsfähnchen im Garten

Feiertags-Nachdenk-Input

Am Mittwochabend gab es eine Liveschaltung zum grönländischen Schamanen Angaaangaq Angakkorsuaq. Es war bewegend, ihm zu lauschen. Er sprach über die Herausforderungen unserer Zeit, die Not-Wendigkeit, im eigenen Herzen das Eis zu schmelzen und das Herz zum Blühen zu bringen. Sinnbildhaft nahm er die Rose, sprach über die Knospe, die aufblüht und sich verströmt. Jeder solle in diesen Zeiten dafür sorgen, dass das Eis schmelze, die Blüte erblühe und Samen bringe, die in andere Herzen gelegt werden können. Er stellte fest, dass wir heute alles ritualisieren, aber wenn ein Ritual ohne Herzensbeteiligung vonstatten geht, ist es eine Handlung, „weil man es halt macht“, keine Zeremonie.

Die großen Dinge sind immer schlicht. Danke wäre aus meiner Sicht ein ausreichendes Gebet, wenn es denn auch so empfunden würde im tiefsten Herzensgrunde.

Zeiten der Verunsicherung machen Angst und Angst macht kränker als ein Virus oder ein Bakterium das vermag. Angst macht uns verzagt. Vermutlich haben in den ersten Coronawochen deshalb so viele Menschen Brot gebacken, denn das Brot hat eine viel tiefere Bedeutung als nur ein Nahrungsmittel zu sein. „Das Brot brechen“ und miteinander teilen ist Kommunion, und das bedeutet Verbundenheit, Gemeinschaft, das muss kein bisschen religiös gedacht sein (kann es aber auch).

Das Internet bietet keine Verbundenheit, nur Vernetzung. Das ist ein qualitativer Unterschied. Verbundenheit entsteht erst durch die Verknüpfung mit dem Herzen. Solange nur die „Geister“ plappern, bleibt es hohl und nährt nicht, egal, wie viel du davon isst. Wärme und Angenommensein entstehen im Herzen.

Es ist, egal, wo man hinschaut, immer das Gleiche: Beruhige deinen aufgeregten Affengeist, damit dich deine Gedanken nicht verrückt machen. Stärke dein Herz, indem du deine negativen Emotionen anschaust, dir überlegst, was dir das sagen will und notfalls veränderst. Schau dir deine positiven Emotionen an und mach dir immer wieder klar: du hast Gedanken, du hast Gefühle, aber du BIST sie nicht. Du nimmst sie wahr. Welche Bedeutung du ihnen gibst, entscheidest du jedes Mal.

Welche Rose möchtest du in deinem Herzen erblühen lassen und mit wem möchtest du das Brot der Verbundenheit brechen in diesem Wonnemonat?

Allen einen schönen Venustag, der uns in den Hochfrühling tragen wird.

Das Foto haben wir letztes Jahr im Hofgarten gemacht, als die Bäume traumhaft geblüht haben.

Die neunte Welle

(…) Wave after wave, each mightier than the last,

Till last, a ninth one, gathering half the deep

And full of voices, slowly rose and plunged

Roaring, and all the wave was in a flame (…)

Ausschnitt aus: Alfred Lord Tennyson, The Coming of Arthur

Danke an Theresa für das Wasserfallfoto!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Heute haben wir unseren Monatsnewsletter verschickt. Wer ihn nicht hat, aber bekommen möchte, kann sich gern bei uns melden. Einen Auszug daraus heute für euch:

Wir erlauben uns eine gewisse Meinungslosigkeit in Anbetracht des kriegerischen Tonfalls, den die Menschen derzeit anwenden. Eine Meinung kann ich mir bilden, wenn ich genügend Fakten habe. So kann ich nur eine Tortenstückmeinung haben, weil ich nur einschätze, was ich aus meiner Sicht sehe – das ist von Übersicht oder gar Erkenntnis weit entfernt. Meinungen nutzen nicht viel, sie sind Egotänze. Wenn sich die Menschen gegenseitig beschimpfen, entfreunden und andere Stilblüten pflegen, bleibe ich fern. Verschwörungstheorien aller Lager sind genau das. Was hinter Dingen steckt, kommt immer ans Licht. Bitte verzichten wir darauf, uns gegenseitig fertig zu machen, sondern bleiben wir wach. Denken wir selbst mit, so gut wir es vermögen.

Aus A folgt schon lange nicht mehr B, dazu ist die Welt zu komplex. Wir überschauen niemals alle Ebenen, der Informationsmangel, an dem wir leiden (das Internet löst ihn nicht, er schafft ihn!) isoliert uns, nicht Abstandsregeln und Masken. Machen wir uns klar: Was es braucht in diesen Tagen, ist tiefe Humanität, Vertrauen. Ist Respekt, Wertschätzung, vor allem Verbundenheit, die sich in Gesten und liebevollen Worten äußern kann, wo Umarmungen nicht möglich sind. Werden wir uns klar, dass es darauf ankommt, Mensch zu sein und zu werden. Wenige von uns sind Mediziner, Virologen, Politiker, Wirtschaftsweise oder Philosophen. Wenn wir uns aufführen wie eine aufgescheuchte Hühnerschar, folgen Sanktionen. Wer Freiheit als höchstes Gut bewahren will, darf jetzt in die Mitte kommen und in die Stille gehen. Hellwach sein ist gefragt, nicht wegschauen oder rhetorisch mit aller Macht draufhauen, sondern aufmerksam beobachten, wahrnehmen und versuchen, sich weit von der Angst entfernt zu halten, weg von Panikmache und Beeinflussung, das ist die wahre Gefahr.

Wir wünschen allen Menschen Gesundheit, mentale Stärke, Kraft und eine Welle der Herzensverbundenheit. Wenn Herz und Gehirn im Einklang arbeiten, entsteht Kohärenz. Wenn das Herz ausstrahlt, strahlt es übrigens meterweit – da sind 1,5 Meter Abstand ein Witz. Erarbeiten wir uns lieber Herzkohärenz, anstatt Hass und Meinungsmacherei zu schüren, sie trennen mehr als das irgendeine Politik vermag. Stehen wir aufrecht, ruhig und sicher, voller Vertrauen, dass wir bewältigen, was kommt. Jenseits von Angst. Jenseits von Panik im felsenfesten Vertrauen, dass wir mit dem klarkommen werden, was geschehen wird. Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen und Liebe sind angesagt. Alles andere findet sich Stück für Stück.

Allen einen freundlichen Jupitertag.

 

Sandra hat Besuch vom Rehkitz in ihrem Garten gehabt und uns davon dieses wunderbare Bild geschickt!

Vertrauen haben

Und wir sollten nicht vertrauen? Wir!, die wir täglich Beweise der herrlichen, auch uns belebenden Natur haben, die uns nur Liebe zeigt, wir sollten Kampf und Uneinigkeit in unserer Brust hegen, wenn alles uns zur Ruhe und Schönheit ruft?

Susette Gontard in einem Brief an Friedrich Hölderlin, Dezember 1798

Danke an Manuela für das zauberhafte Foto der Gänseblümchenwiese

Mittwochs-Nachdenk-Input

Wandel beginnt im Kopf mit dem Entscheid, seine Geisteshaltung zu verändern. Unser Denken ist eine krass eingeschliffene Gewohnheit. Wenn wir ehrlich sind, wachen wir auf und spulen das übliche Programm ab, erwarten aber, dass wir mit dem immer Gleichen was tolles Neues erleben. Mit dem Gehirn der Vergangenheit wünschen wir uns eine supergute Zukunft. Finde den Fehler.

Um etwas zu verändern, muss ich bei mir selbst beginnen und damit loslegen, mein Mindset, neudeutsch für die mich typische die Art des Denkens, zu verändern. Das ist heftig und schwer, aber lohnenswert. Zeiten wie diese sind förmlich für solche Prozesse gemacht. Welchen tiefen Sinn hätte Corona, wenn nicht Aufwachen, Veränderung, Neugestaltung?

Was hast du verändert, seit der Shutdown kam? Was in deinem Mindset programmierst du gerade um und wo soll es dich hinführen? Wie gelingt es dir, jeden Tag bewusst das eigene Denken zu beobachten und sich bewusst zu werden, was wir da eigentlich tun? Kommst du klar?

Christian Morgenstern hat mal formuliert: Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nicht haben, wird im selben Kreis all sein Leben traben, kommt am Ende hin, wo er hergerückt, hat der Menge Sinn nur noch mehr zerstückt …“. Der Text geht noch weiter. Morgenstern beschreibt es gut: hat der Menge Sinn nur noch mehr zerstückt: genau das ist ein ausgezeichnetes Bild für unsere fragmentierte Art des Denkens, der der Überblick fehlt, die Zielorientierung und die Kenntnis, wie man denn vorgehen sollte.

Genau das sind einige der Themen, die derzeit einige Menschen bewegt, sich auf einen neuen Weg zu begeben und sich dabei in die Zukunft begleiten zu lassen. Minischritte hin zum Erwachen, Erkennen und Verändern. Daraus entsteht Zukunft, die gestaltet werden kann, keine Zukunft, die man als logische Folge der Vergangenheit ertragen muss. Gemeinsam schaffen wir viele Veränderungen, wenn wir bei uns beginnen.

Allen einen freundlichen Wochenteilungstag mit der beweglichen Kraft des Merkurs.

 

Sigrid hat das Foto der Rapswiese gemacht. Hell leuchten die Felder derzeit schon.