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Den Geist ändern

Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.

Albert Schweitzer

Veränderungen kann man gut bei einem Gang durch die Naturkathedralen der Wälder anstoßen, Danke an Steffi für das tolle Foto.

Dienstags-Nachdenk-Input

 

Was ist ein Menschenleben im Vergleich zur Erdgeschichte. Marc Aurel hat das klar erkannt und weist nicht nur darauf hin, dass wir vergesslich werden, sondern dass uns bewusst sein muss, dass auch wir vergessen sein werden.

Wir haben ein spannendes Projekt gemacht für eine Dame, mit der wir schon einige solcher Projekte machen durften. Sie forscht intensiv seit Jahren über ihre Familie. Damit die Menschen nicht vergessen werden, schreibt sie, soweit sie das nachvollziehen und mit Bildern belegen kann, die Geschichte der Vorfahren auf. Sie befragt Verwandte, die sich noch erinnern können, um für die Menschen, für die die Namen von Vorfahren nur noch Namen sind, die Möglichkeit zu schaffen, dass sie sich ihrer Wurzeln bewusster werden.

Ich mag solche Bücher, sie sind Spiegel der Zeitgeschichte, geben Einblicke in das Leben von Menschen. Die alten Fotos mit den schön gezackten weißen Rändern. Die festliche Kleidung, die damals alle noch händisch entstand und wesentlich aufwändiger war als unsere heute – mit Rüschen, Smog, Fältelungen, Biesen. Die von Hand genähten Knopflöcher. Die sorgfältig frisierten Flechtkunstwerke um den Kopf, die geputzten Schuhe. Daran bewundere ich das Kunsthandwerk der damaligen Menschen und ihren Fleiß in Zeiten ohne Strom, Waschmaschine und Dampfbügeleisen. Ich vermag nicht einmal ansatzweise zu ermessen, was sie geleistet haben. Dazwischen die Fotos, die Menschen zeigen, die im unersättlichen Maul des Krieges geblieben sind, Menschen, die Lücken in ihren Familien hinterlassen haben, Söhne, Partner, Väter waren. Die Geschichten erzählen Enkeln und Urenkeln etwas von ihren unbekannten Vorfahren, von ihren Träumen, ihrem Leben, ihren Sorgen.

Wer schreibt, der bleibt, heißt es. Viel an tief bewegender Literatur ist in Notzeiten entstanden und hat auf kleinen Zetteln überlebt, auf winzigen Tontäfelchen, auf Schriftrollen. Diese Zeugnisse sind Fenster zur Vergangenheit. Sie eröffnen uns die Möglichkeit, weit zurückzuschauen und zu erfahren, dass die Menschen zu allen Zeiten ähnliche Gedanken hatten. Sie wünschten sich Glück, Familie, eine zufriedenstellende Arbeit, Freiheit, die Erlaubnis, zu sein, wer sie sind, zu sagen, was sie denken und nicht für eine bestimmte Art des Denkens, für eine Religion oder eine Hautfarbe ermordet zu werden.

Machen wir uns klar, dass die Freiheit ein unfassbar hohes Gut des Menschen ist. Und bedenken wir stets, dass unsere Freiheit dort endet, wo sie die Freiheit des anderen berührt.

Allen einen tatkräftigen Dienstag mit einem Blumengruß aus dem Garten.

Vergessen

Bald – und du hast alles vergessen. Bald – und alles hat dich vergessen.

Marc Aurel, Selbstbetrachtungen VII, 21

Das Vergissmeinicht im Garten.

Montags-Nachdenk-Input

Manchmal ist man sehr froh, wenn ein großes Projekt erstmal abgeschlossen ist. So ging es uns mit dem Garten. Einmal sind wir nun durch die Wildnis durch und wir können mit Fug und Recht sagen – es war Millimeterarbeit. Kaum waren wir fertig und durchwanderten froh die Wege, erblickte das Auge jede Menge, das erneut bearbeitet sein mag. So ist das im Garten und er ist ein gutes Beispiel, wie es im Leben oft ist. Wir sind nie mit etwas fertig, weil das Leben ein Prozess ist und sich dauernd etwas ergibt.

Das zweite Projekt, das vorerst ein Ende gefunden hat, ist das Aufnehmen der Videos für die Ausbildungsgänge in den Bereichen, die man per Video vermitteln kann. Bis Muttertag inklusive ist alles im Kasten und muss noch geschnitten und bearbeitet werden, aber gefilmt ist alles nach derzeitigem Stand zu Schulöffnungen. Als die letzte Klappe gefallen ist, haben wir uns erstmal mit einem Kaffee hingesetzt und Bilanz gezogen.

In wenigen Tagen von „null Ahnung vom Filmen“ auf „alle Kurse sind online“. Von „totaler Saustall“ im Garten auf „geht so“. Wir haben uns mit Themen befasst, die zwar schon auf unserer 2020-Liste standen, aber nicht so fix. Jetzt mussten wir ins kalte Wasser springen und wir haben festgestellt: wenn es darauf ankommt, können wir uns auf unsere Funktionsfähigkeit verlassen. Wir sind dann echt gut unterwegs, da haben die Tage auch mal 20 Stunden und laufen, weil wir wissen: jetzt gilt es.

Vieles ist auf guten Wegen. Weit entfernt von perfekt, aber wir haben das Beste aus der Situation gemacht, was uns möglich war. Das ist etwas, worauf wir beim Kaffeetrinken auch mal stolz waren.

Zusätzlich haben wir es geschafft, jeden Tag mehrere Fenster freizuschaufeln für Fortbildungen und wir haben unsere Meditationszeiten ausgedehnt. Es gehörte bisher zu unserem Tagesprogramm, nach dem Aufstehen den Seelenkalender von Rudolf Steiner mit dem Wochenspruch zu lesen, seine Gedanken zum jeweiligen Tag und dann Raum für Meditation zu haben, das haben wir ausgebaut. An manchen Tagen haben wir überlegt, ob wir was streichen zugunsten einer Stunde mehr Schlaf, merkten aber schnell, dass wir das gar nicht brauchten.

Es gab Momente, in denen wir durch die allgemeine Lage restlos aus dem Tritt gekommen sind. In denen wir dasaßen und nur dachten – und jetzt? Da half uns die Besinnung darauf, dass wir schon mehr als eine Krise durchgestanden haben. Viele Entscheidungen getroffen haben, die wirklich krass waren und so ganz gegen „Vernunftargumente“ und das meistens gut war. An manchen Tagen mussten wir darauf verzichten, Nachrichten zu hören oder im Netz zu surfen, weil uns das zu viel wurde. Wir stellten fest: es ist besser, bei sich zu bleiben, sich innerlich immer wieder neu einzumitten, mit erbaulicher Literatur zu befassen, ohne Ende Bach zu hören oder dem Zwitschern der Vögel über unserem Kopf zu lauschen.

Die Nachbarn wunderten sich, warum wir frühs um halb 6 im Garten herumkrauchten, was einfach erklärt ist – da gibt es keine Grasmilben, es ist nicht heiß und vor allem haben wir in aller Ruhe vor der normalen Arbeit unsere Gartenarbeit tun können, staunend begleitet vom Wechsel des Lichts, der aufgehenden Sonne, der Amsel, die Punkt 6 Uhr lossingt und mit der besten Luft des Tages.

Es waren heftige Wochen. Wochen, in denen wir unendlich viele Momente der Dankbarkeit hatten. Wir waren dankbar für das Training, das uns das Leben in so vielen Jahren hat angedeihen und uns besonnen hat reagieren lassen. Dankbar für die Möglichkeit, die Schüler gut zu versorgen, die das sehr wertschätzen. Dankbar dafür, viele Menschen zu kennen, die ein Netzwerk der Liebe und der Güte bilden, das trägt. Dankbar, kluge Menschen im Umfeld zu haben, die Vorbilder sind. Dankbar für die Momente, in denen andere gerade dann das Richtige gesagt und getan haben, wenn wir nicht mehr weiterwussten. Dankbar dafür, dass unser Leben ein Geschenk ist.

Wir wissen nicht, was die nächsten Wochen bringen werden. Wir glauben fest daran, dass Wahrheit ihren Weg findet, dass Liebe, Demut, Güte und Freude die Werte sind, die uns tragen und voranbringen. Wir wünschen allen, dass sie gesund in die neue Woche starten voll Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit ihres Immunsystems, ihre Anpassungsfähigkeit und vielleicht mit einer neuen Toleranz, denn Vielfalt macht bunt und lebendig.

Steffi hat ein Foto gemacht, das wie ein Symbol ist – eine Brücke führt in Neues und darüber wölbt sich eine Kathedrale aus frischem Frühlingsgrün. Danke für dieses herrliche Bild!

Güte

Güte beim Denken erzeugt Tiefe. Güte beim Verschenken erzeugt Liebe. Güte in den Worten erzeugt Wahrheit.

Laotse

Einander auch farblich zugeneigt waren der Comfrey und die Rose im Mai letzten Jahres im Garten

Wochenend-Nachdenk-Input

An manchen Tagen staune ich über die Menge der Mails und Telefonanrufe, die eingehen. Da ich heute vieles zu erledigen hatte, war ich nicht am Rechner, nur zwischendurch sehr oft und viel am Telefon. Wer kommt zuerst dran? Wichtiges zuerst.

Die meisten Mails schildern starke innere Unruhe, größere Sorgen und Angst als vor vier Wochen, Verwirrung ob vieler widersprüchlicher Informationen und fehlende Einheitlichkeit von Regelungen. Ich verweise auf historische Karten. Unsere Bundesländer sind vergleichsweise riesig, wenn man sich die Kleinstaaterei früherer Jahrhunderte anschaut. Da galten von Dorf zu Dorf teilweise andere Regeln. Versuchen wir, die Regeln unseres Bundeslandes anzuschauen und umzusetzen, anderes können wir nicht machen, es nutzt wenig zu klagen, dass andere mehr dürfen oder noch weniger.

Wir haben einen Overload an Gerüchten und Vermutungen und einen eklatanten Mangel an Wahrheit und korrekter Information, die es ermöglichen würde, sich ein wirkliches Bild der Lage zu machen und via Vernunft und Einsicht Regeln anzunehmen oder abzulehnen. So irren wir durch die Gerüchteküche im dicksten Nebel der Theorien. Die Sonne bringt es an den Tag, sagt das Sprichwort. Wir werden irgendwann wissen, was jetzt die „wirkliche Wahrheit“ war. Im Moment können wir das nicht. Vermutungen schüren Hass, schaffen Polaritäten und Lager, sie sorgen nicht für Ruhe, Sicherheit und die Entspannung, die ein Immunsystem schätzt.

Deshalb wünsche ich euch ein Wochenende, an dem ihr viel frische Luft tanken könnt, eure Freudebatterien aufladet, herauskommt aus der Panikecke, denn Angst ist tödlicher als so manche Viren. Unsere Gedanken können so toxisch werden, dass wir wirklich erkranken. Deshalb richten wir unser Augenmerk darauf, unsere negativen Gedanken anzuschauen, zu hinterfragen und wegzuschicken, uns mit stärkenden Gedanken anzufreunden und das eine oder andere gute Buch zu lesen, das unsere Herzkraft nach vorne bringt, Vertrauen in Vernunft wachsen lässt und für ein gutes Maß im Denken, Handeln und Wollen sorgen kann.

 

Das Foto stammt von Stephanie, die wieder einmal mit ihrer Kamera gemalt hat. Danke!

Freitags-Nachdenk-Input

Goethe beschreibt, dass der Gärtner zu jeder Stunde das „ganz Gehörige“ tun soll. Eine wunderbare Umschreibung für Präsenz, das berühmte „Hier und Jetzt“ und die Fähigkeit, in dem Moment, der gerade ist, genau das zu tun, was dieser Moment verlangt.

Manchmal verlangt der Moment Schweigen, manchmal das Tätigsein. Häufiger verlangte er Stille und Bedacht, viel häufiger, als wir das meinen. Wir sind so im doing-Modus, dass ich oft mit Klienten mit den Kupferkugeln „Denke erst und handle dann und handelnd denk daran“ als Geben-Nehmen-Übung mache. Wenn wir uns nur aufs Geben aus dem Herzen heraus konzentrieren, dürfen wir die nehmende Hand hinhalten im vollen Vertrauen darauf, dass jemand diese Schale füllen wird. Konzentrieren wir uns mit Herzkraft auf das eine, das andere folgt von alleine.

Die meisten rasen zwischen beiden Händen hin und her mit der Folge, dass die Kugel fällt. Ich kann nicht gleichzeitig geben und nehmen und bei beiden Aktionen mit ganzer Aufmerksamkeit und ganzem Herzen dabei sein. Also – wofür entscheidest du dich heute? Ein feiner Tag, das zu probieren, denn die Kupferkugel, die ich für die Übung verwende, ist vom Metall her Venus zugeordnet und der Tag in der Woche ist der Freitag. Kehren wir immer wieder in die stille und stärkende Wahrnehmung einer ruhigen inneren Mitte, die von Herzkraft wie durchstrahlt wird, zurück und agieren von dort aus. Beobachte, was geschieht.

Einen herzlichen Freitag wünsche ich dir.

Das Bild zeigt den Garten letztes Jahr Ende Mai.

In jeder Stunde das Gehörige tun

Die Pflanze gleicht den eigensinnigen Menschen, von denen man alles erhalten kann, wenn man sie nach ihrer Art behandelt. Ein ruhiger Blick, eine stille Konsequenz in jeder Jahreszeit, in jeder Stunde das ganz Gehörige zu tun, wird vielleicht von niemand mehr als vom Gärtner verlangt.

Johann Wolfgang von Goethe 1749 – 1832

Was im letzten Jahr schön war, wird es auch in diesem Jahr werden. In wenigen Tagen wird das Kräuterbeet auch wieder so aussehen, hoffe ich.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Am 11. Januar 1912 sprach Rudolf Steiner in München über Nervosität und bemängelte, dass sich die Menschen keine Zeit mehr nehmen, Dinge zu durchdenken und zu studieren, bis sie verstanden sind. Als ich diesen Satz gestern las in der Nachbereitung einer Fortbildung, fiel mir auf, dass Viktor Frankl in einem Vortrag über den Zusammenhang zwischen Magenerkrankungen und Psyche exakt diesen Punkt ansprach (den Vortrag hatte ich mir gestern zufällig (?!) auch angehört). Frankl meinte, dass Menschen magenkrank werden können, weil sie sich keine Zeit mehr nehmen, das, was als Input von außen kommt, noch angemessen zu „verdauen“, indem sie einfach mal spazierengehen oder ein paar Tage in der Pampa verbringen (er hat es schöner formuliert), um ohne permanentes Telefon (heute kämen diverse andere Taschenkobolde dazu!) und andere Störungen Sachen bis zum Grund zu durchdenken.

Es war Dag Hammarskjöld, der ehemalige UNO-Generalsekretär, der sich immer wieder in die Einöde der Nordlande zurückzog, um dort schwierigste Verhandlungen zu überdenken, Strategien zu planen und sich durch einsame Wanderungen in der von Menschen unberührten Natur zu erden.

Wenn ich in die Welt schaue, sehe ich viele Fälle „bulimischen Lernens“. Der Lernstoff – egal in was – wird hineingestopft, bei einer Überprüfung ausgespuckt und weg ist er. Nehme ich die Krisenzeit dazu und die Diskussionen, wann, wo und wie es mit Schule weitergeht, wäre der Gedanke vielleicht hilfreich: Bietet die Zeit nicht die einmalige Chance, durch Verzicht auf Masse, die ohnehin im Kinderhirn nicht hängenbleibt, weil sie nicht mit der Lebenswirklichkeit der Menschen vernetzt werden kann, wieder eine Bildungsqualität zu erreichen?

Wenn wir junge Menschen darin schulen, sich mit komplexen Zusammenhängen ausgiebig zu befassen, die einzelnen Ebenen zu durchdenken und mit dem zu verbinden, was man schon weiß oder erkennt, wo etwas fehlt, schaffen wir nicht nur geistigen Tiefgang, sondern bringen mit einem Schlag sehr viel Ruhe in die Hirne. Vorausgesetzt, wir sorgen für die entsprechende Umgebung. Nicht umsonst gilt in Bibliotheken Sprechverbot. Nur was in Ruhe bedacht wird, in Ruhe wächst, reift und Raum bekommt, ist mit unserem Herzen verbunden. Das bleibt dann auch für immer. Alles andere verstopft leider nur die Rohre.

Allen einen ruhigen Jupitertag, dem nicht umsonst auch Weisheit zugeprochen wird.

Auch dieses Foto hat Gabi gemacht, wofür ich ihr sehr herzlich danke!

Mit dem Herzen lernen

„(…) dass eigentlich die Menschen auf diese Art sich gar nicht so entwickeln können, um mit genügender Wirksamkeit in das öffentliche Leben eingreifen zu können, weil sie dadurch, dass sie die Sachen eingepaukt haben, die sie lernen wollen, innerlich mit den Aufgaben ihres Berufes nicht verbunden sind; sie stehen seelisch dem fern, was sie mit ihrem Kopf treiben. Nun gibt es für die gesamte Wesenheit des Menschen kaum etwas Schlimmeres, als wenn man seelisch, mit seinem Herzen dem fernsteht, was der Kopf treiben muss. (…)

Rudolf Steiner in einem Vortrag, München, 11. Januar 1912

Den erschrockenen Baum hat Gabi entdeckt. Danke für das Foto!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Der eisige Wind bläst heftig ums Eck. Wir haben dicke Drähte verspannt, um unseren neuen Kiwis zu zeigen, wo sie wachsen dürfen. Spannend, was durch die Drähte bei Wind an neuen Geräuschen im Haus wahrzunehmen ist. Da merke ich erst, wie stark geprägt ich durch die normalerweise wahrnehmbaren Geräusche bin, dass mich Neues erstmal massiv irritiert.

Das ist mit allem im Leben so. Neues kann Irritationen auslösen, es folgt eine Zeit der Wahrnehmung darauf, dann Gewöhnung und die Aufmerksamkeit schwindet wieder. Es freut mich, dass ich derzeit an einer wunderbaren Fortbildung teilnehmen kann, die sich mit intensiven Übungen zur Stärkung von Wahrnehmung und Achtsamkeit befasst. Auf der anderen Seite läuft gerade eine Fortbildung, da geht es intensiv um Psychoneuroimmunologie und die Erkenntnisse der Hirnforschung im Hinblick auf Meditation, die mich begeistert. Beide Fortbildungen wurzeln in sehr unterschiedlichen Herkünften und doch decken sich Erkenntnisse und Aussagen, nur die Wege sind verschieden.

Das ist sehr spannend, weil es mir zeigt – es ist nicht so ausschlaggebend, aus welcher Richtung ich herkomme, sondern ob ich mich auf Beobachtung, Entwicklung und Ausprobieren einlassen kann. Erkenntnis, wie etwas funktioniert, wo etwas herkommt oder was die Ursache ist, ist eine Sache, wir bezeichnen sie oft als Trostpreis. Erkenntnis bleibt folgenlos, wenn wir nichts damit anfangen. Aus einem Geistesblitz muss eine Kraft im Herzen entstehen und die durchströmt uns dann bis in die Fingerspitzen, wo wir dann aus dieser Kraft heraus unser Handeln verändern können. Dann greifen Kopf, Herz und Hand auf neue Weise ineinander. Bis das stabil läuft, wird es Irritation geben, Verwirrung und es gilt „try and error“.

Wagen wir in diesen Tagen also ruhig mal Neues. Nutzen wir Fortbildungsmöglichkeiten, die sonst nicht zur Verfügung stehen, um unseren Horizont zu erweitern. Zukunft will gestaltet werden.

Allen einen beweglichen Mittwoch!

Das atemberaubende Foto hat Stephanie gemacht.

Warme Knochen

Im Frühling kehrt die Wärme in die Knochen zurück.

Vergil, Georgica III, 272

Schade, dass ihr die Blütenpracht der Spiere nicht riechen könnt – zauberhaft.

Dienstags-Nachdenk-Input

Manche Tage sind Kruscheltage. Da hast du einen feinen Plan, dann kommt das Leben und würfelt neu. Heute war es eine Telefoninvasion und daraus entstanden so Kettenreaktionen. Weil man mit a) angefangen hat, muss man leider auch b) mitmachen und erkennt, Mist, ohne dass c) erledigt ist, geht das alles gar nicht und peng!, Tag anders. Dazwischen weils heute kühl ist Rotkraut mit Knödeln gekocht und beim Blick in den Kühlschrank gesehen – ein Tomatenberg will verarbeitet werden, den hat keiner gegessen. Also schnell noch ne Tomatensuppe gekocht und eingefroren, man weiß ja nie. Wenn man schon dabei ist, sortiert man das Gemüsefach neu und stellt fest – oh, das muss auch weg und dieses und zack! wird aus allem eine Küchenorgie und eine Pizza fürs Abendessen.

Kaum ist das bewältigt zwischen den Telefonterminen und man setzt sich an seine eigentliche Aufgabe, kommen wieder andere Dinge, die eiliger sind, die man nur bei kühlem windigem Wetter machen kann (stimmt nicht), dann muss auch noch schnell ein Paket für jemanden gepackt und zur Post gebracht werden, damit es auch sicher morgen dort ist. Am Rechner blinkt die Terminmemo für einen Onlinekurs, von dessen bisher acht Folgen sechs ohne mich gelaufen sind, die Termine waren einfach doof gelegen und nachgeholt hab ich sie noch nicht, also jetzt Folge 8 ohne 3 bis 7 ist ja auch … so ein Tag ist heute und da sehe ich: Montag! Aufatmen. alles klar. Es ist nur ein Montag, was sonst.

Seltsam – jetzt, wo das ganze Gekrutsche erledigt ist, klingelt kein Telefon mehr. Ist der Kaffee nur deshalb kalt, weil ich ihn ganz vergessen habe, weil ich doch tatsächlich am Stück alle Flipchartanschriebe fotografiert habe zu den am Wochenende gedrehten Schulfilmen. Aufatmen und feststellen: es ist Zeit genug für alles, was heute noch sein möchte. Der Rest wird gemacht, wenn es reinpasst. Der Garten für heute ist gestrichen, das war die letzten 14 Tage genug, so dass ein Tag Pause geht, der Wind ist eh zu kalt. Basta. Stattdessen schaffe ich noch die Onlinevideos, so dass der Anschluss wieder passt.

In 24 Stunden geht ne Menge rein. Und manches, ganz ehrlich, darf auch ruhig draußen bleiben, man braucht nicht alles. Ich habe im ZEIT-Magazin ein geniales Rezept für ein hauchzartes Leinsamenknäcke gesehen. Ehrlich gesagt hab ich so richtig Lust drauf, das zu backen und zu testen. Es gibt so Tage, da entsteht das Tagewerk, indem man sich einfach treiben lässt und die to-do-Liste nimmt und den Biomüll reinwickelt.

Habt einen taträftigen Marstag!

Frühling

Es ist doch im April fürwahr

der Frühling weder halb noch gar!

Komm Rosenbringer, süßer Mai,

komm du herbei!

So weiß ich, dass es Frühling sei!

Eduard Mörike, 1804–1875

Nie ist Wald schöner als im Frühling, Danke an Theresa für das Foto!