Der Floh kann dem Löwen mehr zu schaffen machen als der Löwe dem Floh.
Den König der Tiere hat Theresa in Afrika fotografiert. Danke!
Die Feiertage zu Weihnachten sind vorbei. Das Haus ist leerer, am Montag beginnt die Arbeit ganz normal wieder, eine kleine Zäsur am Mittwoch mit Neujahr. Ein neues Jahrzehnt beginnt. Ich bin gespannt. In den letzten Tagen war hier oft die Rede von den Goldenen 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und der Lage der Nation zu Beginn des Jahres 1920 im Vergleich zu 2020. Damals hätte niemand eine Vorstellung von der Welt heute gehabt, vermutlich so wenig, wie wir uns die Welt 2120 vorstellen können. 100 Jahre sind nichts in Anbetracht der Erdgeschichte, doch für einen Menschen machen sie die fast maximale Spannweite seiner Übersicht aus. Daher denken wir oft sehr kurzsichtig, da 100 Jahre massive Entwicklungen bedeuten können, doch im Vergleich zur Gesamterdenzeit nur ein Atemzug sind. Entscheidend ist die Qualität dieses Atemzugs.
Die Feiertage waren lehrreich. Wir haben mal versucht, die Familiensysteme wie von ganz weit weg zu sehen, um neu wahrzunehmen ohne emotional zu verstrickt zu sein. Spannendes Projekt und sehr hilfreich. Es hat vieles klargemacht und damit auch ermöglicht, manches anders einzuschätzen und weniger persönlich zu nehmen. Das macht ohnehin ab und an viel Sinn, nicht alles zu persönlich zu nehmen oder sich selbst zu wichtig. Nicht alles bezieht sich auf uns selbst. Vieles in Familien sind Gewohnheiten und die kann man für sich persönlich verändern.
Über die Feiertage durfte ich mich intensiv mit Meditationen befassen, die Rudolf Steiner Patienten an die Hand gegeben hat, die zusätzlich zu ihrer medizinischen und pflegerischen Behandlung im Seelisch-Geistigen Unterstützung geben sollten. Ich habe mir überlegt, wie das aussähe heute – der behandelnde Arzt im Krankenhaus macht sich über seinen Patienten viele Gedanken und spürt der Frage nach, was diesen speziellen Menschen seelisch-geistig eine Stütze auf dem Weg der Genesung/Gesundung sein könnte, schreibt diesen Text händisch auf und übergibt ihn dem Patienten. Was macht das wohl mit einem kranken Menschen, wenn er so viel Wertschätzung erfährt und eine Möglichkeit bekommt, nicht nur die Behandlungen über sich ergehen zu lassen, sondern in einer täglichen kleinen Meditation wieder in Kontakt zu dem zu kommen, was wahrhaft wichtig im Leben ist? Inspirierend und großartig, was den Menschen mit diesen Texten gegeben wurde. Seel-Sorge im besten Sinne. Ich bin noch nicht fertig mit Nachdenken darüber.
Allen einen guten Start in die letzten Tage des alten Jahres und ein bewusstes Betreten eines ganz neuen Jahrzehnts. Mögen wir es alle gesund und munter empfangen.
So gehört denn auch zu unserem vögelsingenden blütenschneienden Frühling, wo der Fluss zwischen duftenden Kräutern tanzt und ein Herz im anderen lebt, jener kalte, vom Wind und Schnee durchkreuzte Winter, wo die eisige Luft mir den Atem an den Haaren zu Reif ansetzte, wo ich so wenig wusste, was mich in den Wintersturm hinausjagte, als wo der Wind herkam und wo er hineilte.
Bettina von Arnim, 1785–1859
Diesen zauberhaften Wintertag hat Manuela eingefangen. Danke!
Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Demantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
Rainer Maria Rilke
Allen von Herzen wunderbare Weihnachtstage, großartige Rauhnächte und einen gelungenen Start in ein gesundes, spannendes und erfreuliches Jahrzehnt! Vielen herzlichen Dank für euer Vertrauen.
Herzliche Grüße
Christine und Christoph Krokauer
Strelitzien – eine beliebte Blume zu Weihnachten. Theresa hat sie in Afrika in freier Wildbahn fotografiert, da wachsen sie wild, bei uns sind sie eine Kostbarkeit. Der letzte Arbeitstag vor Weihnachten in der Praxis, das ist auch schön. Am Morgen schnell in der Stadt die letzten Sachen geholt, Glück gehabt im Parkhaus, wir waren in der Stadt, ehe es wohl voll wurde. Besonders toll, mal in Ruhe einen Kaffee in der Stadt zu trinken und Leute anzuschauen. Heute früh waren sie alle recht entspannt unterwegs, das ist gut. Als wir gingen, war die Stimmung schon eine andere, vor allem im Parkhaus. Klar werden Autos reingelassen, wenn noch 11 freie Parkplätze angezeigt sind. Nur gab es die halt nicht mehr, denn moderne Autos sind oft recht breit. Als ich rausfuhr, preschte einer dieser modernen Großstadtpanzer die Kurve herum, um meinen Parkplatz zu ergattern. Er dachte wohl, wo ein roter italienischer Sportwagen reinpasst, geht sein Auto auch rein. Jo. Ich sage es vorsichtig so – mein Auto sieht nur so aus, aber es ist nicht breit 🙂 und freundlich hat es mich wieder nach Hause geschaukelt.
Ich freue mich über die Tatsache, dass ich auch in diesem Jahr keine Postkarte zweimal vom Motiv her bekommen habe – genial. So viele Menschen haben wunderbare Karten selbst gebastelt und gemalt. Ich habe so liebe Zeilen bekommen, Plätzchen, sogar Blumen kamen heute an und werden die Weihnachtstafel perfekt zieren. Ich danke euch allen für diese Zeichen der Wertschätzung, eure so lieben Briefe, die ich wie immer aufhebe, denn wenn ich unterm Jahr schlimme Tage habe, lese ich die Weihnachtspost und freue mich das ganze Jahr daran!
Allen einen staden Heiligen Abend. Allen, die arbeiten müssen, wünsche ich nette, aufmerksame Kunden, die wertschätzen, dass ihr mit Sicherheit vier Stunden vor Ladenöffnung anfangen musstet, damit alles in den Regalen liegt. Allen, die für unsere Sicherheit und unsere Gesundheit in Kliniken, Pflegeheimen, bei der Polizei, der Feuerwehr und den Notdiensten aller Art arbeiten, ruhige tage und Nächte und keine Katastrophen, damit Weihnachten für alle schön wird. Allen, die noch weit fahren müssen, gute Fahrt und Besonnenheit, es kommt nicht auf zehn Minuten an und mehr holt man mit Rasen nicht heraus. Allen, die alleine sind, wünsche ich den Mut, beim Nachbarn zu klingeln, der vielleicht auch alleine ist. Zu zweit macht das Kochen und beieinandersitzen mehr Freude. Allen Familien schöne Stunden und lasst das Kriegsbeil für die nächsten Tage mal da, wo es liegt. Probleme kann man bestens lösen jenseits von Familienfesten, dann sind die nächsten Feste schöner. Aber nicht AM Fest. Für das Kriegsbeil macht ihr dann einen Termin bei mir aus! Die Botschaft von Weihnachten ist Frieden.
Der Baum steht. Die Krippe ist aufgebaut. Kind 1 ist wohlbehalten angekommen und mit Kind 2 unterwegs. Alles ist verpackt, wobei ich dieses Jahr zumindest im engsten Familienkreis weitgehend darauf verzichtet habe, es gibt Sinnvolleres als Geschenkpapier oder wie sagt Kind 1 so treffend: „Geschirrhandtücher kann ich immer brauchen“ – korrekt. Japaner haben eine wunderbare Falttechnik für Stofftücher und Geschenke. Ich bin leider vollkommen unbegabt, sehr bedauerlich. Stofforigami ist nicht meine Baustelle als Grobmotoriker.
Wir haben unseren Baumschmuck durchsortiert und uns von Dingen getrennt, die seit Jahren von Schachtel zu Schachtel wandern unter dem Aspekt „wer ist beleidigt, wenn wir das wegtun“? Simplify your life. Der Baum wird im Garten als Abdeckmaterial für die Rosen wie jedes Jahr wiederverwertet, aber auch da gäbe es aus meiner Sicht Alternativen. Noch ist der familieninterne Protest zum Baumverzicht zu groß, ich bin überstimmt. Okay, ich gelte gemeinhin nicht als Fan von Festen jedweder Art und meide alles, was diesbezüglich machbar ist.
Mir wäre nach gar nix, ich würde stille Denktage bevorzugen, an denen der Geist einfach schweifen kann. Für mich ist das lebensnotwendig, Tage, an denen niemand spricht und ich in aller Ruhe denken kann. So entsteht Freiheit. Deshalb denke ich auch bevorzugt woanders nach als daheim, Abstand hilft, Dinge im korrekten Maßstab zu betrachten. Weihnachten ist super für Kinder, mir würde mittlerweile das Weihnachtsoratorium vollkommen reichen, ich brauche keine x Gänge-Menus und Trallala. Ein gemeinschaftlich zufriedenes Schweigen mit Blick in die Landschaft und Bach im Ohr hat durchaus Vorteile, oder?
Allen gute Vorbereitungen fürs Fest, bleibt friedlich und entspannt. Familie, die sich versammelt, hat mächtig viel Potential, aber wem ist mit Streit und Zank gedient? Alkohol hilft ganz sicher nicht eine Sekunde weiter, im Gegenteil. Immer schön nüchtern bleiben und genau hinschauen ist der schlauere Weg. Tief durchatmen, 50 Meter innerlich zurücktreten, sich sagen „the same procedure as every year, Miss Sophie“ und die Antwort wird „yes“ sein. Und wenns rum ist, war es ja meistens auch wieder nett. Eines Tages werde ich Weihnachten nur mit Polarlicht und Bach begehen. Ich schreib es mir auf den Wunschzettel für 2035. Wobei Polarlichter fakultativ wären.
Allen einen guten Wochenstart und allen, die in den Geschäften den Irrsinn durchstehen müssen, allerbeste Nerven. Und allen Eltern erst recht!
Das vierte Adventswochenende. Besuch trifft ein, der Baum wird aufgestellt. Bei uns ist es an Heiligabend enorm unkompliziert. Kein aufwändiges Essen, kein Trallala, der Baum und wir, es wird gesprochen und sich ausgetauscht und Geschenkewahn gibt es nicht. In den Tagen zwischen den Jahren lese ich die Weihnachtspost und freue mich über die Wertschätzung. Wenig Briefe habe ich geschrieben, wenig verschickt. Es brauchte mehr Zeit für die Patienten. Es war mir wichtig, dass die Menschen gut aufgestellt in die Herausforderungen gehen, die Weihnachten für manche bedeuten kann.
Es braucht keinen Geschenkeirrsinn. Es braucht keine Weltreisen rund um den Globus, keine Reisewelle in die Ferien, sondern vielleicht einfach mal nichts von alledem, nur Ruhe, Stille und das Wahrnehmen dessen, was gerade ist. Im Moment scheint die Sonne, ich sehe die dreckigen Fenster, aber auch, dass die Johannisbeeren Blütenansätze haben, die Magnolie heute einige Häuser weiter war ein Erlebnis – die Knospen so dick. Freunde haben Zweige geschnitten und sprühen sie täglich fein mit Wassernebel an – sie gehen auf. Magnolien als Weihnachtszweige! Ich sehe die Vögel im Garten, die sich freuen, dass nichts abgeräumt ist, ebenso wie der Igel, der sicher nicht frieren muss in diesem Winter, er hat genug Verstecke. Ich sehe die Glitzerfunken des Rauhreifs. Die Müllmänner, die sich freuen, dass sie das letzte Mal in diesem Jahr unsere blaue Tonne abholen und wie wenig sie bedacht werden an den Feiertagen. Sie sind so enorm wichtig für das Funktionieren unserer Welt. Ich sehe die Verkaufsmenschen in der Straße, die immer früher morgens aus dem Haus gehen und geschafft heimkommen, den ganzen Tag angeraunzt werden und das wegstecken müssen. Sie kommen spät heim und da wollen auch Geschenke verpackt, Karten geschrieben, Dinge vorbereitet werden.
Für die letzten Tage vor dem Fest, an dem manchmal der Eindruck entsteht, nach dem 26. wird es nie mehr etwas zu essen oder zu kaufen geben – bitte bleibt freundlich. Bitte bleibt höflich. Bitte fahrt nicht zu dicht auf und schreit euch nicht an. Erst das große Chaos aufmischen und dann mit frommem Blick das „In excelsis Deo“ jubeln ist ein wenig unangemessen. Weihnachten ist das ganze Jahr über, denn der Sinn des Festes ist die Erkenntnis, dass das Licht in jedem von uns ständig neu geboren werden möchte. Das erkennt ihr am Wort Licht. Das ICH steht zwischen dem L und dem T. Es entwickelt sich also zwischen L-eben und T-od permanent ein Ich. Vom Ego steht da nichts. In diesem Sinne einen wunderbaren vierten Advent, allen, die arbeiten, von Herzen beste Nerven und die Kunst des Gleichmuts und allen einen guten Start in die letzten Tage vor dem Fest. Mögen wir uns so verhalten, dass es für alle eines werden kann.
Auch dieses wunderschöne Foto hat Manuela gemacht, dafür danke ich sehr.
Die Sonne – Sinnbild des Schöpfers
Die Sonne ist das Auge der Welt,
die Freude des Tages,
die Schönheit des Himmels,
die Anmut der Natur,
das Juwel der Schöpfung.
Denke, so oft du sie schaust, an ihren Meister!
Preise, so oft du sie bewunderst, ihren Schöpfer!
Wenn schon die Sonne, die Sein und Schicksal der Schöpfung teilt.
so lieblich strahlt,
wie gut muss jene „Sonne der Gerechtigkeit“ sein.
Ambrosius, 340-397
Das Sonnen-Auge hat Manuela fotografiert. Vielen lieben Dank dafür.
Wolken! Endlose Bebilderung des Himmels, jeden Tag anders. Am meisten liebe ich die Farben des Himmels im Wechsel der Jahreszeiten. Hier oben haben wir geniale Sonnenauf- und Untergänge. Jeder Tag hat seine Kolorierung, keiner ist gleich. Wolken finde ich ebenso faszinierend wie Buchstaben.
Seit ich begriffen habe, dass Buchstaben die Welt abbilden können, reicht es, mir einen Buchdeckel vor die Nase zu halten und schon ist die entscheidende Frage, ob mich der Text hineinzieht in die Welt zwischen den Buchdeckeln oder öde ist. Seit Jahren ist die bevorzugte Art der Literatur Sachliteratur, zur Fortbildung, Wissenserwerb. Je älter ich werde, desto bereiter bin ich, ein Buch aus der Hand zu legen und weiterzugeben, weil ich im Weiterlesen darin wenig Sinn erkennen kann. Früher hätte ich es aus Respekt vor dem Autor fertig gelesen, heute lese ich es aus Respekt vor der Qualität meiner Lebenszeit nicht zu Ende.
Limitierte Zeit bedeutet limitierte Möglichkeiten. Ergo ist das ausschlaggebende Kriterium die Qualität. Qualität ist stets der entscheidende Faktor. Ich schätze großartiges Handwerk. Ich bin begeistert von Menschen, die ihren Beruf lieben und ihn mit einer inneren Lebendigkeit ausüben, die ansteckt. Ich freue mich, wenn Menschen strahlende Augen haben bei dem, was sie tun, warme Hände beim Geben, Herzen, die sich öffnen. Dann fließt etwas Geistig-Lebendiges in die Arbeit mithinein, dann ist das kein „Job“, sondern gelebter Sinn.
Warum vergeudest du deine kostbare Lebenszeit, um Dinge zu tun, die die helfen, deine Miete zu zahlen, wenn du deine Miete gut zahlen könntest, weil du hervorragend tust, wozu du geboren bist, also automatisch Freude hast? So viele Menschen haben Angst zu tun, was sie lieben. Weil es dafür keine Berufsbezeichnung gibt, keinen Abschluss, kein sonstwas. Wenn alle Menschen, die Großes in die Welt gestellt haben, dafür im Vorfeld eine Ausbildung, einen Abschluss oder ein Zertfikat bekommen hätten, das sie berechtigt, gerade das zu tun, sie hätten es aber ohne Leidenschaft, ohne Liebe, ohne Begeisterung getan, was wäre dann entstanden? Erinnern wir uns nicht an Großes, das gelang, weil einer etwas getan hat, was noch nie jemand davor gemacht hat? Einfach, weil er davon felsenfest überzeugt war? Qualität entsteht, wenn ich lebe, was ich liebe und entsprechend handle. Dann ist es intrinsisch, immer besser zu werden.
Was treibt dich an? Was wirst du 2020 angehen, weil es DEIN HERZBLUT ist und du gar nicht anders kannst, als dich auf deinen eigenen Weg zu begeben? Mache es einfach und zweifle nicht. Im schlimmsten Fall scheitert dein Projekt. Möglich. Aber nicht DU! Du wächst.
Allen einen wunderbaren Jupitertag und jede Menge Mut, das Ungewohnte zu tun und die neuen Wege mit Neugier zu betreten.
Danke an Ursula für das Wolkenfoto.
Heilungsprozesse können lange dauern. Das gilt nicht nur für körperliche Themen, sondern für so gut wie alles, was heilen möchte. Das vergessen wir gern in unserer „Ruckzuck“-Gesellschaft, in der alles fix und sofort gehen soll. Diese Haltung macht etwas mit Menschen. Wenn ein älterer Mensch am Knie ambulant operiert wird und alleine lebt – wie kommt er zurecht mit der Tatsache, dass er sein Bein vielleicht Tage nicht belasten darf? Wer hilft ihm, wenn er das vorab nicht wusste, dass er ja auch zu Kontrollen muss, zur Physio oder ganz banal mal auf die Toilette?
Alt, krank, behindert sind die großen Tabuthemen dieser Gesellschaft. Eine Gesellschaft und ihren ethisch-moralischen Zusammenhalt erkennt man an ihrem Umgang mit Alter, mit Krankheit und Behinderung. Wenn diese These stimmt, schaut es nicht gut aus mit unserer Gesellschaft. An der Tür unseres Bioladens prangt das Schild der Kampagne „Öko statt Ego“. Das ist sinnig, juckt aber viele ebenso wenig wie die Frage nach einem gelingenden Umgang mit den Randgruppen. Gern wird dann „der Staat“ angefordert, von dem man ansonsten wenig sehen will.
Wer ist denn bitte der Staat? Jeder Einzelne ist der Staat. Der Ozean besteht aus Millionen von Wassertropfen, dieser Staat aus 80 Millionen Einwohnern, die die Spitze des Staats wählen und bei allen Wahlen neu entscheiden können. Das bedeutet – Verantwortung tragen. Die Wähler für das, was sie wählen. Die Gewählten dafür, dass sie nach der Wahl ihre Vorversprechen nicht mit Sachzwängen abtun.
Das Zauberwort für alles lautet „Übernimm Verantwortung“. Verantwortung dafür, wie du dich fühlst – das tust allein du selbst, denn keiner hat die Macht, deine Laune positiv oder negativ zu beeinflussen, es sei denn, du erlaubst das. Verantwortung dafür, was du willst – wer mit dem Billigflieger in die Ferien all inclusive fahren will, handelt und muss sich das bewusst machen, wie er das tut. Alles hat Konsequenzen.
Es wird Zeit, das Anspruchsdenken fahren zu lassen und die Verantwortung zu übernehmen. Unzählige Arbeitsplätze in der Pflege sind unbesetzt. Menschen haben keine Ansprache, weil keiner da ist, der das tun könnte. Das Personal, das vor Ort ist, gibt alles, damit es den Menschen soweit gut geht, doch jedes Plus ist nicht mehr leistbar. Ehrenamtliche versuche auszugleichen, doch es reicht nicht.
Frage – wie willst du selbst leben, wenn du alt, krank, behindert bist? Was bist du bereit, jetzt zu tun, damit Menschen, die alt, krank und behindert sind, würdig leben können und du selbst auch, wenn es dich eines Tages betrifft? Eine Gesellschaft, die ihre Verantwortung für einen Appel und ein Ei verschenkt, um sich vermeintliche Freiheiten zu erkaufen, erschafft sich ihren künftigen Käfig selbst, ohne das auf dem Schirm zu haben. Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt sehen willst, hat Mahatma Gandhi gesagt. Wer also willst du sein, heute, morgen, künftig?
Allen einen erkenntnisreichen und freudigen Jupitertag. Das wunderbare Seefoto hat Katja gemacht. Danke!
Viel Bewegendes berichten die Menschen, die in diesen Tagen mit mir arbeiten. Es pendelt zwischen Zukunftsangst und Verzweiflung hin und her. Mancher hat vor dem Fest eine Kündigung erhalten, die Info über Kurzarbeit bekommen.
Die Welt verändert sich in vielem. Es zeigt sich, dass wir nicht mehr weiterwursteln können wie bisher. Es ist die größte Chance, die not-wendigen Veränderungen JETZT anzugehen. Jetzt wenden wir das Blatt, werden uns der Verantwortung für den Planeten bewusst. Jetzt lernen wir, angemessen zu kommunizieren und die Herzenstüren zu öffnen, anstatt sich einzuigeln und abzublocken.
Wir können gar nicht anders, als Toleranz neu zu definieren, als Mut zu entwickeln aus einer tiefen Demut heraus. Wir stehen auf und handeln, das Jammertal ist nicht die Heimat, die wir lieben sollten.
Schauen wir hin und übernehmen wir die Verantwortung. Fangen wir bei uns selbst an. Wir sind verantwortlich für das, was wir denken, fühlen und wollen. Unsere Handlungen zeigen, wer wir sind. Handeln wir so, wie wir selbst behandelt werden würden? Ist unser Wort verlässlich, unser Sinn aufrichtig?
So kurz vor den Rauhnächten haben wir viel Anlass, darüber nachzudenken, was wir alles loslassen und nicht mit als Hypothek ins neue Jahr mitnehmen möchten. Vielleicht lassen wir das Gemecker, die Kritiksucht, die auffallend weit verbreitete Dummheit, die Bequemlichkeit und Ignoranz zurück, die wir uns angewöhnt haben. Die Vorurteile können wir fahren lassen, ebenso das Dauergenöle und Jammern, die Freudlosigkeit und das Kaputtmachen von schönen Momenten, worin wir Meister sind.
Lernen wir wieder das Staunen, das Freuen, das Lachen. Vernetzen wir endlich nicht nur unsere Gehirne neu, sondern unser gesamtes soziales Leben mit dem Herzen, dem Verstand und unseren Fähigkeiten. Gestalten wir statt zu zerstören.
Hüten wir uns jede Sekunde, den geistigen Mauern Vorschub zu leisten, die sich anschleichen, gleichmachen und unterjochen möchten. Lassen wir uns nicht von Nebenkriegsschauplätzen, die derzeit heftig bespielt werden, ablenken von dem, was heimlich, still und leise geschieht. DAS wäre ein vernünftiger Plan für 2020. Es geht nicht mehr um die Egopflege, sondern um das Wir auf einem Planeten. Allen einen beweglichen Merkurtag.