Die Liebe ist so unproblematisch wie ein Fahrzeug. Problematisch sind nur die Lenker, die Fahrgäste und die Straße.
Franz Kafka
Das very long vehicle hat Theresa in Australien fotografiert.
Was alles so ist an einem Tag! Einkaufen, einen großen Berg Gemüse schnippeln, damit morgen alle einen feinen Herbstgemüseeintopf essen können in der Mittagspause unseres Kurses. Einkäufe verstauen, Termine vereinbaren, Bestellungen auspacken, prüfen, damit die Vorräte wieder passen. Skripten drucken, Fragebögen für Klienten in die Post geben, Nachtisch machen, zwischendurch Mittagessen kochen. Blumenvasen füllen und schauen, dass alles schön und gemütlich ist. Langsam kehrt Ruhe ein, kann ich am Schreibtisch meine Sachen erledigen, ehe der Kurs heute Nachmittag beginnt.
Ein wenig verwirrt hat mich die erste Weihnachtskarte, die ich heute bekommen habe. Sie war wirklich nicht elf Monate unterwegs, sondern für 2019 gedacht. Einige haben schon Weihnachtskekse gebacken! Auf meinem Kalender ist Anfang November, nein, hier baumelt noch kein Mistelzweig, ich habe noch nicht einen Keks gebacken, keine Karte geschrieben und nicht mal den Spruch für den diesjährigen Weihnachtsbrief rausgesucht. An den Blicken der Leute beim Einkaufen merkte ich vorhin, dass wohl was nicht stimmt – ich habe noch meine Leinenhosen an und war kurzärmlig. Jo, mir ist halt nicht kalt und ich liebe Leinen. Um kein weiteres Aufsehen zu erregen, hab ich die dicke Winterjacke rausgehängt, für Schal und Mütze war es mir wirklich zu warm.
Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Klar muss man vieles vorab planen, besorgen, gestalten und organisieren, das geht auch bei mir nicht anders. Aber ich muss nicht Anfang November alles auf Weihnachtsdeko umgestaltet haben, nur weil es seit Sommer Spekulatius gibt. Ich brauche noch keine Schneemannkulisse vor der Tür oder Nikoläuse, die Jingle Bells grölen, während die Kürbisse von Halloween noch gut aussehen. Ich darf gern ein bisschen auf die Dinge warten, auch wenn das sehr out ist. Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht. Wir könnten aber alle Feiertage auf einen legen und alle Feste auf einmal feiern, dann wären wir den Rest des Jahres fertig, falls das wem hilft. Ansonsten freue ich mich im Advent über Kekse, Lichter, Karten, Kinderpunsch und jede Menge Tee und bis dahin genieße ich jede Menge Tee, lass das alles mal in Ruhe auf mich zukommen und konzentriere mich lieber auf ein paar megaspannende Projekte, die in diesem Monat anstehen. Weihnachten hat noch Zeit in meiner Wahrnehmung und es bedeutet für mich ganz sicher nicht Geschenkewahn, Dekoirrsinn und tausend Kilo Kekse. Es sei denn, ich bekomme sie geschenkt, dann ess ich sie auch 🙂
Allen ein hoffentlich entspanntes und gelassenes Wochenende!
Danke an Theresa für den Nautilus, den hat sie im Sealife in Hannover fotografiert, ein Tier aus der Urzeit. Faszinierend!
Der Freitags-Nachdenk-Input ist online. Hier euer Leselink mit Dank:
Wallung ohne Ende im Moment. So viele sind gerade am Limit, Streitthemen brechen mit Vehemenz auf, wird gezofft, was das Zeug hält in vielen Bereichen. Manches müsste nicht sein und nicht selten hinterlassen vehement ausgetragene Streits auch tiefe Wunden, geschlagen aus Hilflosigkeit, Unverständnis, Verletztheit, Wut und was bleibt? Hilflosigkeit, Unverständnis, Verletztheit und Wut.
Ich finde Klarheit = Wahrheit wichtig, oft ist es eine Frage des Tonfalls und des Feingefühls, ob ein Streitthema immer aufflammen muss, wenn einer das meint. Ein bisschen wie beim Tauziehen – wenn einer das Tau nach Ankündigung niederlegt (nicht loslässt!) und um eine Pause bittet, kann man das respektieren. Vieles löst sich auf, wenn man drüber geschlafen hat und mit neuem Tagesmut die Dinge vielleicht auch aus einer anderen Perspektive sehen kann.
Natürlich gibt es auch das Gegenmantram, ja nicht streiten, Harmonie ist das Nonplusultra und jeder würgt an dieser Harmonie.
Wie oft dürfte die gute Balance in der Mitte liegen. Wenn Streit, dann respektvoll, möglichst jenseits diverser Emotionen und sachlich. Wenn schon Harmonie, dann eine natürlich entstehende und keine, die durch das Aufbauen potemkischer Dörfer des Lächels entsteht. Wenn jeder innerlich für Klarheit und Ruhe sorgt, auch wenn er Kritik anzubringen, wichtige Fragen, die Chaos auslösen könnten, zu stellen hat, und bedenkt, dass der andere auch mal einen schlechten Tag haben darf, emotional überreagiert oder unangemessen, wenn wir uns daran erinnern, dass die Bedürfnisse der meisten Menschen auf der Welt sehr ähnlich sind, gelingt eine gute Gesprächskultur, selbst wenn schwierige Fragen angesprochen werden müssen.
Bleiben wir bei uns, bleiben wir sachlich, zugewandt und freundlich. Wir sehen immer nur unseren Standpunkt. Aus Sicht des anderen Menschen kann die Welt sehr anders wirken. Auch die Blinden haben auf ihre Weise den Elefanten korrekt beschrieben, aber letztlich ist ein Elefant mehr als die Summe der Beschreibungen, auch wenn die einzelnen Beschreibungen richtig waren. Sie sind Ausschnitte der Realität, nicht die Realität selbst. Wobei da noch die Frage aufkommt – was ist die Realität? Doch das ist ein anderes Thema.
Allen einen liebevollen Venustag.
Danke an Sigrid für das Hagebuttenfoto!
Für alle, die Entspannung brauchen, mögen die Links eine Freude sein.
Dankbarkeit entsteht in mir, wenn wir hier im Haus Gruppen verschiedener Art haben, die miteinander an wichtigen Themen arbeiten, sei es der Würdekompass, die GlücksWERKstatt, die Ausbildungen und Kurse. Wir sind alle auf dem Weg und haben ein gemeinsames Ziel: Menschwerdung. Menschwerdung ist eine wahrhaft schwere Herausforderung, davon hängt ab, ob wir gemeinschaftsfähig auf neue Weise werden und für die gesamte Erdentwicklung Verantwortung übernehmen können.
In Verantwortung steckt „Antwort“ und es ist spannend zu überlegen, auf welche Frage denn eigentlich. Die Frage ist die ewige: Wer bist du? Woher kommst du und wohin gehst du? Bin ich schon der Mensch, der ich sein möchte und könnte durch die Entwicklung meiner Anlagen, Fähigkeiten und Potentiale? Oder begrenzen mich meine Glaubenssätze, meine Ängste und meine Sorge, was andere davon halten könnten?
Lösen wir solche Zwangsjacken, die unsere Flügel allzu lange lähmten. Es ist die Zeit, sich aufzurichten und staunend festzustellen: Das bin ich. Das auch, das auch und auch das! Positiv wie negativ. Fehler sind nicht negativ, sie trainieren Frustrationsskills, das Scheiterpotential und schärfen unseren Blick für das, was im Moment möglich ist. Sind wir frei, kommt es uns nicht in den Sinn, die Freiheit anderer in Frage zu stellen. Gründen wir unser Sein auf Werte, die tragen, oder auf Materielles, das flüchtig ist?
Wer also bist du? Deckt sich dieses Bild mit dem, das du von dir als „best version“ hast? Was kannst du HEUTE und JETZT tun, um die Inkongruenz zu verringern? Trau dich. Authentizität ist der einzige maßgeschneiderte Seelenanzug, der dir jemals wirklich wie angegossen passen wird.
Einen feinen Jupitertag wünsche ich von Herzen.
Ein weiteres Mal ein begeistertes DANKE an Steffi für ihr Foto!
„Anfängergeist“ wird es im Buddhismus genannt, die Einladung, alles anzuschauen, als hätte man es noch nie gesehen. Es weitet den Blick und lässt alte Einschätzungen, Bewertungen und Vorurteile hinter sich. Zudem stimmt es – auch nach wenigen Minuten sind wir nicht mehr die Person, die wir kurz zuvor waren. Neue Zellen sind entstanden, alte gestorben, vielleicht hat das Gehirn neu verknüpft in der Zwischenzeit. Nichts bleibt, was und wie es ist, alles ist in stetem Wandel begriffen.
Ich mag es, Dinge, die mir vertraut sind, neu zu sehen. Der Blick in den Garten war noch nie langweilig, obwohl gerade jetzt nicht so viel darin zu passieren scheint, was nicht stimmt. Sind die Zwetschgen geerntet, verliert der Baum binnen 14 Tagen alle Blätter. Bei Apfel und Quitte ist es anders. Das fällt mir deshalb auf, weil ich bewusst hinschaue, sonst wären das vielleicht nur „Bäume“ in meinem Garten. für mich sind es auch Bäume, aber „die Bäume“, die, die mir Früchte schenken zum Entsaften, zum Essen. Bäume, deren Blüten im Frühjahr zauberhaft schön sind. Unter deren Blättern die Früchte heranwachsen. Bäume, die wachsen und groß werden, die dann irgendwann mehr Schatten spenden als jetzt, die den Blick vor meinem Küchenfenster eines Tages so ausfüllen, dass ich beim Spülen glauben kann, ich stünde unter dem Baum (oder es kommt ganz anders, wer weiß es schon).
Blicke ich mit Entdeckerfreude anderen Menschen ins Gesicht, können sie mich immer neu überraschen, weil sie heute anders sind als gestern oder vorhin. Was entdecke ich heute neu an mir, am anderen, an meiner Welt, an DER Welt, wenn ich mit frischen Augen schaue, was wird mir da bewusster?
Werfen wir uns ins Entdeckungsabenteuer. Dazu die Beweglichkeit des Mittwochs für alle.
Den Mondhimmel hat Ursula mit der Kamera für uns eingefangen. Dankeschön!
Der Zimmermann bearbeitet das Holz, der Schütze krümmt den Bogen – jeder tut das, was er am besten kann und er ist gut darin, weil er sich übt. Der Weise formt sich selbst: das ist eine Herausforderung besonderer Art. Auch ein weiser Mensch weiß, dass er jeden Tag auf der Übungsmatte des menschlichen Lebens steht und geprüft werden wird von den Herausforderungen des Tages. Keiner von uns ahnt, was zwischen Aufstehen und Zubettgehen geschieht, welche Fragen, Aufgaben und Rätsel des Lebens an uns herangetragen werden in dieser Zeit. Und auch, wie wir uns in dieser Zeit entwickeln werden steht offen, ist jeden Tag aufs Neue eine Frage, die uns das Leben stellt und um deren Beantwortung wir so manches Mal ringen müssen.
Was formen wir denn? Einige den Körper, sei es durch Sport oder das Gegenteil, es prägt. Ich glaube, Buddha meinte nicht wirklich nur den Körper, auch wenn er selbst die Phase des Asketen am eigenen Leib bis fast zum Tod erlitten hat. Vielleicht meinte er, dass wir unseren Geist, unsere Seele auch zu formen haben. Wie gelingt das? Indem wir achtsam der Frage nachgehen, wer wir sind, wie wir das Leid, das auf der Welt liegt, vielleicht erkennen und lindern können, wie wir immer mehr wir selbst werden. „Sei du selbst, alle anderen sind schon vergeben“, hat Oscar Wilde festgestellt. Manche Menschen tun sich schwer damit, sich selbst anzunehmen, vieles passt ihnen an sich selbst nicht, leugnen sie, lehnen es ab, bekämpfen es regelrecht und füttern es damit prachtvoll zu großen Dingen heran.
Bleiben wir locker, aber wach. Erscheinen wir auf der Trainingsmatte, üben wir das Menschwerden jeden Tag, es ist so ziemlich das Schwerste, was wir uns vornehmen können. Fragen wir uns, wer wir gestern waren und wer wir morgen sein möchten. Verändern wir, was dazu not-wendig ist. Ent-wickeln wir uns. Das Wort sagt nicht mehr und nicht weniger, als dass schon in uns liegt, was es braucht, es ist nur noch „auszuwickeln“. Werden wir Entfesselungskünstler von Herzensbildung, von Respekt, Anstand, Würde, Lebensfreude, Achtsamkeit, Liebe, Ehrfurcht und Demut und vielem mehr. Und fangen wir JETZT damit an. Wann sonst? Die Zeit ist immer JETZT.
Allen einen gelingenden Marstag mit den Kräften, die dieser Tag im Besonderen schenkt.
Auch dieses Foto hat Steffi gemacht. Ist das nicht herrlich, dieser Farbkontrast?
Grandiose Tage. Freitag Aromapflege, Rauhnachtgeheimnisse und Räuchern – eine bunt gemischte Gruppe hat sich ins duftende Abenteuer gestürzt und ich freue mich so, dass euch die Aromapflege so tief angesprochen hat! Das ist so ein wunderbares Thema. Am Samstag haben sich die angehenden Therapeuten mit Albert Ellis‘ Technik und der Frage nach den Glaubenssätzen befasst, mit Fritz und Lore Perls und mit der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg Bekanntschaft gemacht und die Teilnehmer des Kurses „Carl Rogers, Gelebte Werte sind Perlen des Alltags“ haben nicht nur ihr Wissen um die Arbeit von Carl Rogers vertieft, sondern haben ausprobiert, wie es sich bei Streitfällen anfühlt, einmal den Platz, die Position und Rolle des Gegners auszuprobieren. Das waren sehr tiefe Erfahrungen, die da gemacht wurden. Besten Dank für euer aller Vertrauen! Große Tage.
Am Dienstagabend um 19.30 Uhr ist Würdekompassgruppe, die Gruppe ist offen für alle Interessierten, sie ist kostenfrei. Wir tauschen uns intensiv darüber aus, welche Erfahrungen wir mit diesem Thema in unserem Alltag machen und ich bin mir sehr sicher, dass wir da vor allem in den letzten Wochen einige auch hoch unerfreuliche Erfahrungen gemacht haben alle miteinander.
Der Start in den November war also ein arbeits- und erlebnisreicher, wie ich finde. So darf der Monat weitergehen.
Besonders freut mich, dass die „Seelchen“ so gut angenommen werden. Das sind Geschenkgutscheine für Vorträge, die GlücksWERKstatt oder Coaching für Menschen, die vielleicht Unterstützung brauchen können und sie sind inzwischen sehr, sehr beliebt. Wie schön, wenn solche sinnvollen Geschenke auch gut angenommen werden. Wer ein Seelchen möchte (die Vortragsseelchen sind super für Adventskalender), kann sich gern bei uns melden.
Wir wünschen euch ruhige Novembertage. Besonnene, wenig hektische, denn die Welt hat genug Wallung.
Das Foto heute hat Gabi gemacht. Danke!
Lied des Waldbruders
Alles schweigt so stille,
Schläft schon jeder Baum,
Um den weiten Raum
Eine Wiegenhülle,
Kleine Sterne, ferne, ferne,
Fragen: was willst so allein?
O ihr kleinen Sterne,
Weil nun alles ruht,
Was mir wehe tut,
Will ich einzig gerne,
Nur mein Lieben wach geblieben,
Hegen meines Lichtleins Schein.
Otto von Loeben, 1786 – 1825
Danke an Ursula für das erstaunliche Baumfoto.
Drei hoffentlich erfreuliche Tage liegen vor mir, einer davon wird von Albert Ellis geprägt sein und seinen berühmten „Muss-Sätzen“. Was muss sein? Wer sagt das? Folge ich dem, was ich für richtig, wichtig und angemessen halte oder dem, was andere von mir erwarten? Tun sie das denn auch wirklich?
Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr wir zu wissen glauben, was andere Menschen von uns erwarten oder über uns denken. Vermutlich denken die wenigsten Menschen irgendetwas über mich, sie sind mit ihren Themen befasst. Entscheidend für meine Art zu leben ist, wie ich über mich denke. Das Gegenüber kann dann natürlich ein wunderbares Korrektiv bei Irrungen und Wirrungen sein, denn wie jeder Mensch sitze ich auf meinem Fleck im Leben und sehe die Welt aus meiner Fleckenperspektive, also weder richtig noch vollständig noch sonstwie gültig, es ist eine Idee über etwas, kein Fakt von oder gar ein „so isses“. Wir ersparten uns viel Leid und Streit, wenn wir einfach davon ausgehen würden, dass jeder aus seiner Warte schaut und es uns geht wie den Blinden, die den Elefanten beschreiben sollen. Ein jeder hat seinen Teil sehr wohl korrekt beschrieben, der Elefant aber ist noch mehr als die Summe der Beschreibungen. Wenn wir das mal in Gesprächen und Streitmomenten mitbedenken würden, wäre manches einfacher. Starten wir also gut in diesen November hinein und gönnen uns ein paar Tage des Nachsinnens, ob und was wir sprechen oder ob nicht die alte Weisheit gilt: Si tacuisses, philosophus mansisses auch brauchbar ist.
Allen einen guten Start in den Monat und ein langes Wochenende.
Danke an Theresa für das Foto aus Südafrika!