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Freitags-Nachdenk-Input

Brücken faszinieren. Sie verbinden zwei Ufer miteinander und ermöglichen Kontakt, Austausch, das Reisen, ersparen kilometerlange Umwege. Brücken zwischen Menschen werden gebildet aus Freundschaft, aus Zuneigung, aus Interesse im wahrsten Sinn des Wortes, denn inter esse bedeutet dazwischen sein.

Unsere Welt ängstigt viele. Sie ist laut, verrückt, oft unmenschlich, voller Hass und Egoismus. Allein das Brückenbilden von Herz zu Herz ist in der Lage, sie zu einem wunderbaren und liebenswerten Ort zu machen (der sie von sich aus übrigens ist). Wir sind es, die daraus Kampfgebiete, Arenen der Gier und ein Aufeinanderprallen der Egoismen machen.

Nichts in der Natur ist wie der Mensch. Viele Vögel sammeln sich hier oben zur Zeit. Da sehe ich nicht, dass einer vorweg alle anschreit, sie sollen ordentlich fliegen und Gas geben, weil der Winter naht. Mal fliegt der eine vorne weg, mal der andere. Ohne Wahl. Ohne Propaganda. Einfach, weil der vorne auch mal müde wird, dann wird halt offenbar einfach durchgetauscht. Vielleicht haben wir nur nicht mitbekommen, dass dem Vogelzug monatelange Arbeitskreise, Sitzungen und Verhandlungen vorausgegangen sind.

Wo bist du Brücke von Herz zu Herz? Oder eine Brücke zwischen dir und dem „anderen Teil“ der Natur? Wo verbindest du etwas miteinander? Und aus welchen Gründen tust du das? Im Idealfall, weil es dir ein Herzensanliegen ist, Verbindungen zu schaffen. In diesem Sinne möge dir die gute Energie des Venustages helfen, neue Brücken zu bauen und den ersten Stein in Richtung anderes Ufer zu setzen. Vielleicht stehen da ebenfalls Menschen, die das ihrerseits tun, ihr trefft euch in der Mitte und lernt euch kennen. Viel Freude!

Das herrliche Baumfoto hat Christoph gemacht, vielen Dank!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Carpe diem wird oft übersetzt mit „nutze den Tag“. Vor vielen Jahren las ich „pflücke den Tag“. Die „nutze den Tag“-Variante klingt immer ein bisschen nach Selbstoptimierung, nach Druck und wenig Lebensfreude. Carl Spitteler hat das anders gesehen, er hat es übersetzt mit „freue dich, solange du gesund bist“. Das ist ein anderer Aspekt als den Tag möglichst perfekt auszunutzen und viel reinzuquetschen. Vielleicht bleibt man auch nur gesund, wenn man zwischen die Aufgaben die Freuerle streut, die kleinen Dinge, die das Leben zauberhaft machen. Die in Ruhe genossene Tasse Tee. Die einzelne Blüte in der Vase auf dem Tisch. Dem Lauschen der emsigen Hummeln. Dem tiefen Durchatmen, um sich von einer Sache zu lösen und die nächste anzugehen.

Was Spitteler beschreibt, ist etwas, das ich oft beobachten kann. Kaum ist etwas schön, wird sich nicht wirklich gefreut oder es genossen. Nein! Es folgt sofort das Memento mori, die Mitteilung, dass es vorbeigehen wird. Ja klar wird es das! Wie alles! Aber in diesem kostbaren Augenblick, in dem etwas wirklich schön ist, darf ich das Leben feiern. Wer sich nicht das Leben nimmt, das ihm anvertraut wurde, und das Beste daraus macht, ist eines Tages so freudlos, so niedergedrückt und ohne Perspektive, dass er es sich auf andere Weise nehmen möchte. Finde den Fehler.

Allen einen freudigen Jupitertag!

 

Danke an Christoph für das Mühlenfoto, auch aus Fladungen

Freue dich

„Carpe diem“, hat einmal jemand gesagt. Das heißt auf Deutsch: Freue dich, solange du gesund bist, ob das nun mit Sechseläuten und Jass, oder Tanz und Fastnacht, oder Reisen und Toiletten, oder Rosen und Kamelien geschieht, einerlei; das muss jeder selber am besten wissen. Aber wer im Frühling darüber jammert, dass später der Herbst kommt, oder von einem schönen Mädchen ächzt, dass sie einmal Großmutter wird, oder von einem hübschen Gärtchen jeremiaut, dass es möglicherweise einmal erfriert, der ist ein Schwachmatikus.

 

Carl Spitteler, 1845 – 1924

Danke an Christoph für das Foto, es zeigt den Bauerngarten an einem der Häuser im Freilichtmuseum Fladungen

Mittwochs-Nachdenk-Input

Manche Tage haben es in sich. Besuch beim Zahnarzt stand als Erstes auf dem Programm. Zwischen den Terminen erreichen mich Nachrichten. Manche sind gut, andere sind es leider nicht. Die Bandbreite des Lebens spielt sich sehr oft direkt vor mir ab.

Am Nachmittag lieben Besuch einer hochcharmanten jungen Dame, im Februar geboren. Strahlend, mit dem Charme der Kleinen, die genau wissen, was sie wollen, mit Eltern, die ein tolles Gefühl für Kinder haben – ein Geschenk, die kleine Lina.

Viele Menschen sprechen über ihre Zukunftsängste. Es gibt keinen Grund, in Angst zu verfallen. Es ist zu spät für Ängste, es ist die richtige Zeit, das Richtige zu tun. Jeder Einzelne kann etwas tun, damit die Welt ein besserer Ort ist. Es beginnt mit der einfachen Frage, ob ich schon die Verantwortung für mich und mein Leben mit allen Konsequenzen, die mein Konsum, meine Art zu leben, zu sprechen und zu denken hat, übernehme. Fühle ich mich nicht für die Welt verantwortlich, in der ich zu Gast bin, behandle ich sie nicht respektvoll. Letztlich beginnt es auch mit der Frage, ob ich mich mit Respekt betrachte, mit Wertschätzung und Freundlichkeit, denn nur, wenn ich selbst in der Lage bin, respektvoll, wertschätzend und freundlich mir selbst gegenüber zu sein, kann ich es auch anderen gegenüber sein. Wenn jeder in seinem Bereich schaut, was er in seinem normalen Alltag umsetzen kann und was er alles tun kann, wenn er sich auf den Weg begibt, haben wir alle eine Chance. Es sind die vielen tausend Kleinigkeiten, die Veränderungen bewirken, nicht das „große Wunder“. Die vielen Miniwunder generieren die Wende.

Allen einen Merkurtag, an dem wir beweglich werden und überlegen, was denn unser Beitrag zur Verschönerung der Welt heute sein kann.

Danke an Sandra für dieses umwerfend schöne Foto!

Dienstags-Nachdenk-Input

Verworrene Wege der Wahrheit – ja. Was ist die Wahrheit? Spannende Frage. Eine Mail kommt an, jemand beschreibt eine Situation seines Lebens. Nach Jahren Beziehung tauchen zwei erwachsene Kinder auf. Peng! Was bisher geglaubt wurde, trägt nicht mehr. Schock, Verwirrung. Wie umgehen damit?

Das Leben schickt uns oft sehr knifflige Aufgabenstellungen. Wir sind verwirrt, überfordert, unsere Werte werden hart in Frage gestellt, unsere Emotionen fahren Achterbahn. Nur – wie sollen wir etwas beurteilen, bei dem wir nicht anwesend waren? Ereignisse, die lange her sind, wer kann darüber noch die wahre Wahrheit berichten? Sind nicht alle Erinnerungen überfrachtet mit Kenntnissen, die wir im Lauf der Zeit dazugewonnen haben? Und wer vermag etwas zu beurteilen, wenn er nicht in den damaligen Schuhen eines anderen steckte? Diese Erkenntnis ist auch schwer anzunehmen, braucht viel Geduld, viel Freilassen, die Erlaubnis, gekränkt, betrogen, hintergangen zu sein, das zu durchleben, anzuschauen und zu entscheiden – was fange ich mit all dem an? Es gibt keine richtige oder gute oder passende Lösung für das Problem, es kann immer nur so gelöst werden, wie es die einzelnen Menschen vermögen. Manche können das Herz öffnen und die Familie vergrößern, bei anderen zerbricht die Beziehung an so einem Geständnis. Würden wir selbst für uns die Hand ins Feuer legen, dass wir keine Fehler machen, Mist bauen, den wir bereuen? Würden wir selbst fernab jedes Urteils und jeder Wertung agieren? Beides wohl nur eine Aufgabe für Übermenschen. Für Normalsterbliche gilt: erstmal durchatmen. Erstmal ein bisschen Abstand zur Frage gewinnen und dann ausrasten, rumschreien, weinen und sinnfreie Warumfragen stellen, total in Ordnung. Um dann, nach einer angemessenen Zeit der Wut, Trauer und all der anderen Gefühle, genau zu schauen, was war und die Frage zu beantworten, was sein soll. Nur so können Menschen sich neu finden, neu aufeinander zugehen und Neues wagen. Es kann miteinander wieder gut werden. Und es kann gut sein, getrennte Wege zu gehen. Jeder, wie es für ihn machbar ist. Aber erstmal durchatmen und innerlich einige Schritte zurücktreten. Mit heißer Nadel Gestricktes passt selten gut.

Allen einen Marstag voller Kraft und den Mut, Dinge klar auszusprechen, aber auch zu wissen, dass das Gegenüber seine ebenfalls berechtigte Sicht der Dinge haben darf.

Danke an Christoph für das Foto aus der Eremitage Arlesheim!

Geduld im Labyrinth

Der höheren Wahrheit Wege sind verworren. Nur der vermag zurechtzufinden sich, der in Geduld durch Labyrinthe wandeln kann.

Rudolf Steiner

Auf dem Jakobsweg wandelt mancher in Gedanken durch sein Gehirnlabyrinth, um auf verworrenen Wegen Klarheit zu gewinnen. Danke an Theresa für das Foto vom Jakobsweg

Montags-Nachdenk-Input

Harmonisch fügt sich das kleine Bauwerk in die Landschaft ein. Seine Erbauer haben der Landschaft abgespürt, was sie verträgt und so verbindet sich Natur mit Menschenwerk. Das kann gelingen, wenn  jeder auf den anderen achtet und nicht überpropft.

Das Bild hatte ich am Wochenende vor Augen, denn Freitag startete an der Akademie Vaihingen der neue Kurs der angehenden Psycho-Heilpraktiker. Beim Hinfahren hatte ich im Baustellenstau der Autobahnen Zeit, sich über die neue Gruppe Gedanken zu machen. Wie werden die Kursteilnehmer sein? Werden sie eine gute Schicksalsgemeinschaft, die miteinander arbeiten und aneinander wachsen kann? Werden sie gut mitkommen, was bringen sie alle ein? Ich habe eine wunderbare Gruppe bekommen. Spannende Menschen aus vielen Ländern der Welt, die zusammenkommen, um zu lernen und sich selbst zu entwickeln.

Es war auch der Schwitzrekord, hoffe ich, kein Lüftchen, kein Regentropfen und Schwüle ohne Ende. Schauen wir, wie sich das Wetter entwickelt. Am Donnerstagabend hatte ich Hounderbeeren am Baum, den ich gut gegossen habe. Als ich gestern Abend goss, waren sie gedörrt. Daraus wird vermutlich kein Saft mehr. Kurz ärgerte mich das, andererseits dachte ich mir – nun haben die Vögel etwas für die harte Zeit. Wie heißt es so schön in Köln: Mer muss aach jönne könne.

Jetzt kommt die Jahreszeit, die zum Denken, zum Neuorientieren, zum Sortieren einlädt. Wer überlegt, ob er seinem Leben neue Impulse verpassen möchte – wir starten am 14. und 15. September wunderbare Ausbildungen, die für Therapeuten und zur Selbsterfahrung geeignet sind. Die Vorträge beginnen am 12. 9. wieder. Im persönlichen Praxisgespräch kann vieles neu gesehen, nicht mehr Tragendes verabschiedet und Weichen gestellt werden. Es braucht nur eine Entscheidung, den allerersten winzigen Schritt zu gehen. Beim Gehen werden wir erleben, welche Türen  sich öffnen werden und was sich dahinter an Unerwartetem verbirgt.

Allen einen feinen Mondentag.

Dank an Steffen für das Bild!

Be-Geist-erung

„Und allem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Hermann Hesse, Stufen

Danke an Steffen für das Tempelfoto aus China. Am Feuer in der Schale bedient man sich, um Räucherstäbchen anzuzünden. So brauchen auch wir immer wieder etwas, das uns in Begeisterung entflammt für neue Wege.

Freitags-Nachdenk-Input

Hammarskjöld gehört zu den Menschen, die mich sehr beeindruckt haben. Sein Leben ist spannend, im Verlag Urachhaus kam vor einiger Zeit eine großartige, reich bebilderte Biographie heraus. Rüdiger Sinner hat einen Film über den Mann gedreht, der seine Gedanken in „Zeichen am Weg“ niedergeschrieben hat. Tiefe Einblicke in die Seele eines Menschen, ebenso wie C.G. Jung Rotes Buch nie zur Veröffentlichung bestimmt.

Was Hammarskjöld mit diesem Zitat meint, ist wichtig. Wir geben oft sehr schnell auf. Wenn wir etwas ein paar Mal probiert haben und es funktioniert nicht, werfen wir die Flinte ins Korn. Ich höre dann „Das funktioniert nicht“ oder „ich bin zu doof“. Beides stimmt sicher nicht. Wir hätten keine Glühbirne, wenn Edison nach seinen rund 1000 Versuchen aufgegeben hätte. Jeder, der laufen kann, hat bewiesen, dass er tausend Mal aufgestanden und hingefallen ist, denn die Muskeln, das Fußgewölbe, das Gleichgewicht, Sehnen, Bänder und vieles mehr muss das kleine Kind erst ausbilden, ehe es gut laufen kann. Wer laufen kann, hat bewiesen, dass er durchhalten kann. Offenbar verlieren wir irgendwann im Leben diese Fähigkeit oder schlimmer noch – den Glauben an uns selbst.

Manchmal stehen Unternehmen oder Ideen vor dem Durchbruch, doch die Person gibt auf, weil sie entmutigt ist. Ich glaube, es wird Zeit, dass wir wieder Geduld, Ausdauer, Beharrlichkeit lernen. Natürlich macht es wenig Sinn, tausend Mal zu versuchen, durch die Wand zu gehen, wenn eine Tür existiert. Das meine ich nicht. Sondern den Fall, dass wir zu schnell unsere Ideale, Ziele, Träume preisgeben und frustriert sind. Nicht immer ist die Welt schon reif für eine Idee. Aber immer sind wir reif, wenn wir überzeugt sind, dranzubleiben. Für das einzustehen, was wir als gut, richtig und stimmig erkannt haben. Aufgeben kann man einen Brief. Niemals aber seine Ideale, seine Träume, sich selbst.

Allen einen liebevollen Freitag.

Danke an Ursula für das feine Brombeerenfoto. Sie reifen derzeit und füllen Flaschen mit Saft. Herrlich, konservierter Sommer, bereit, den Winter zu verschönern.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Benjamin Franklin hat sein Leben lang versucht, die 13 Regeln, die er sich gegeben hat, zu befolgen. Er legte Listen an und hakte ab, was er gut gemacht hatte die Woche über und stellte am Ende des Lebens fest, er habe es nicht geschafft, alles stets im Auge zu behalten und stellte die Frage in den Raum, was für ein Mensch er wohl aber gewesen wäre, hätte er das nicht versucht.

Franklins Regeln finde ich prima. Ich sammle seit Jahren Lebensregeln von Menschen, weil ich spannend finde, auf was interessante Menschen ihren Fokus legen. Erstaunlicherweise stellte ich irgendwann fest, dass die Regeln sich stets ähnelten. Es ging um Freundlichkeit, Höflichkeit, Anstand, Respekt, Werte allgemein und ihre Befolgung trainierte einen Muskel, der nicht sehr beliebt ist: den der Selbsterziehung, des Willens. Wir könnten auch das schlimme Wort Disziplin nehmen, das in unserem Sprachgebrauch so einen schlechten Ruf hat.

Es gibt wohl keinen erfolgreichen Menschen, der nicht diszipliniert gewesen wäre. Ein Genie, das mit seiner Fähigkeit schludrig umgeht, mag genial sein, doch ein guter Handwerker, der jahrelang übt, wird das Genie letztlich überholen, denn vieles im Leben ist Kunst durch Übung. Nur genial sein, nur eine Vision haben reicht nicht. Es braucht einen langen Atem, Durchhaltevermögen und Vertrauen in das Üben, wenn etwas gut werden soll. Kein Instrument erlernt sich schnell, kein Mensch wird Meister in seinem Beruf, wenn er nicht jahrelang trainiert, auch Kunst ist in weiten Teilen perfektes Handwerk.

Wenn ich mit Menschen arbeite, ist das Thema Disziplin häufiger Diskussionspunkt, wobei es da aus meiner Sicht wenig zu diskutieren gibt. Entweder gelingt es mir, mich diszipliniert zu verhalten (was nicht heißt, dass ich immer und überall, in allem und jedem diszipliniert sein muss oder gar sollte!), wenn ich bestimmte Ziele erreichen will, oder es gelingt mir nicht. Dann verbleibe ich im Status der „Opferitis humana“, wie Veit Lindau das treffend formuliert hat. Das ist in Ordnung. Nur berechtigt es mich dann nicht, mich zu beklagen.

Wenn man Anschubhilfe braucht oder ein bisschen Starttraining für Disziplin, finde ich das prima, wenn man den Mut hat, danach zu fragen. Total in Ordnung. Manchmal sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht. Aber es gilt auch bei der Disziplin wie immer: Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

Danke an Ursula für das Stufenfoto. Schritt für Schritt geht es voran. Und manchmal drei Schritte vor und vier wieder zurück, weil das Leben eben das Leben ist. Aber wie sagt Jwala Gamper so schön: wir sind Meister, die üben. In diesem Sinne allen einen feinen Jupitertag.

Lebensregeln

Die Lebensregeln von Benjamin Franklin (1730/31)

Mäßigkeit: Iss nicht bis zum Stumpfsinn, trink nicht bis zur Berauschung!

Schweigen: Sprich nur, was anderen oder dir selbst nützen kann; vermeide unbedeutende Unterhaltung!

Ordnung: Lass jedem Ding seine Stelle und jeden Teil deines Geschäfts seine Zeit haben!

Entschlossenheit: Nimm dir vor, durchzuführen, was du musst; vollführe unfehlbar, was du dir vornimmst!

Sparsamkeit: Mache keine Ausgabe, als um anderen oder dir selbst Gutes zu tun; das heißt vergeude nichts!

Fleiß: Verliere keine Zeit; sei immer mit etwas Nützlichem beschäftigt; entsage aller unnützen Tätigkeit!

Aufrichtigkeit: Bediene dich keiner schädlichen Täuschung; denke unschuldig und gerecht, und wenn du sprichst, so sprich danach!

Gerechtigkeit: Schade niemandem, indem du ihm unrecht tust oder die Wohltaten unterlässt, die deine Pflicht sind!

Mäßigung: Vermeide Extreme; hüte dich, Beleidigungen so übel aufzunehmen, wie sie es nach deinem Dafürhalten verdienen!

Reinlichkeit: Dulde keine Unsauberkeit am Körper, an Kleidern oder in der Wohnung!

Gemütsruhe: Beunruhige dich nicht über Kleinigkeiten oder über gewöhnliche oder unvermeidliche Unglücksfälle!

Keuschheit: Übe geschlechtlichen Umgang selten, nur um der Gesundheit oder der Nachkommenschaft Willen, niemals bis zur Stumpfheit, Schwäche oder zur Schädigung deines eigenen oder fremden Seelenfriedens oder guten Rufes!

Demut: Ahme Jesus und Sokrates nach.

 

Danke an Manuela für das herrliche Foto der blühenden Artischocke! So eine steht derzeit auch auf meinem Tisch.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Seltsames Gefühl, wenn es bei tropischen Temperaturen dunkel wird. So ging es mir gestern Abend beim Gießen des Gartens. Die Dunkelheit kam schnell und bis es kühler wurde, war schon früher Morgen. „Ende August ist es um acht Uhr dunkel“ hieß es damals, ohne Sommerzeit. Aufstehen mit Licht ist schon seit Wochen wieder normal. Das Jahr geht seinen Gang und die ersten Suppentomaten sind reif und bereit fürs Einmachen, auch der Holunder ist bald soweit und die Brombeeren haben Hochkonjunktur. Es bleibt also noch ein bisschen arbeitsreich, was für ein Glück, dass wir ernten und damit Vorräte für den Winter anlegen können. Und ich hoffe, dass der Feldsalat nicht gleich schießt, den wir ausgesät haben.

Der kurze Aufenthalt in der Rhön ist nun schon eine Woche her, das ist so unglaublich. Der Gang durchs Schwarze Moor war sehr beeindruckend. Das Foto zeigt ein sogenanntes Moorauge, Wasserflächen, die auftauchen. Manchmal werden sie zart bewachsen und man sieht nicht, dass darunter so ein Moorauge ist – schwupps, weg. Das Wasser ist so sauer in den Mooraugen, dass darin keine Tiere leben können.

Die ersten beiden Arbeitstage haben mir Ähnlichkeiten mit dem Moorauge gezeigt. Menschen leben ihren Alltag, alles sieht oberflächlich betrachtet „ganz okay“ aus und mit einem falschen Schritt wird klar – Moorauge. Sehr sauer. Nichts trägt mehr, der Grund ist nicht mehr trittfest. Das kann für Beziehungen gelten, aber auch für die Erkenntnis, dass das, was in meinem Leben bislang richtig und wichtig war, nicht mehr trägt, keine Zukunft mehr hat und Neuorientierung der Weg sein muss. Wir sind eher bereit, Altes, was nicht mehr ganz passt, zu ertragen als den Schritt ins Neue zu wagen, weil es uns unbekannt ist, das macht Angst. Eines Tages ist die Angst vor dem Neuen geringer als das Ertragen des Alten und dann sind die Schritte auch möglich.

Allen einen wachen und mutigen Blick immer wieder auf die Bereiche des Lebens – wo lebt es gut, wo ist Freude, wo möchte ich am liebsten nicht hinschauen, weil ich im tiefsten Herzen weiß, dass es nicht mehr passt? Nur Mut. Neues ist Abenteuerland.

Allen einen beweglichen Merkurtag!