Einstellungen für die Zustimmung anpassen

Wir verwenden Cookies, damit Sie effizient navigieren und bestimmte Funktionen ausführen können. Detaillierte Informationen zu allen Cookies finden Sie unten unter jeder Einwilligungskategorie.

Die als „notwendig" kategorisierten Cookies werden in Ihrem Browser gespeichert, da sie für die Aktivierung der grundlegenden Funktionalitäten der Website unerlässlich sind.... 

Immer aktiv

Notwendige Cookies sind für die Grundfunktionen der Website von entscheidender Bedeutung. Ohne sie kann die Website nicht in der vorgesehenen Weise funktionieren. Diese Cookies speichern keine personenbezogenen Daten.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Funktionale Cookies unterstützen bei der Ausführung bestimmter Funktionen, z. B. beim Teilen des Inhalts der Website auf Social Media-Plattformen, beim Sammeln von Feedbacks und anderen Funktionen von Drittanbietern.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Analyse-Cookies werden verwendet um zu verstehen, wie Besucher mit der Website interagieren. Diese Cookies dienen zu Aussagen über die Anzahl der Besucher, Absprungrate, Herkunft der Besucher usw.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Leistungs-Cookies werden verwendet, um die wichtigsten Leistungsindizes der Website zu verstehen und zu analysieren. Dies trägt dazu bei, den Besuchern ein besseres Nutzererlebnis zu bieten.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Werbe-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf der Grundlage der von ihnen zuvor besuchten Seiten maßgeschneiderte Werbung zu liefern und die Wirksamkeit von Werbekampagne nzu analysieren.

Keine Cookies zum Anzeigen.

Uncategorized

Übergänge

Ich glaube, dass fast alle unsere Traurigkeiten Momente der Spannung sind, die wir als Lähmung empfinden, weil wir unsere befremdeten Gefühle nicht mehr leben hören. Weil wir mit dem Fremden, das bei uns eingetreten ist, allein sind, weil uns alles Vertraute und Gewohnte für einen Augenblick fortgenommen ist; weil wir mitten in einem Übergang stehen, wo wir nicht stehen bleiben können.

Rainer Maria Rilke, Brief an einen jungen Dichter

Das wunderschöne Brückenbild hat Steffi mit der Kamera festgehalten. Danke!

Montags-Nachdenk-Input

Wenn man um 17 Uhr feststellt, dass man den ganzen Tag wirklich krass viel gemacht hat, aber nix von dem, was eigentlich auf der Agenda stand, ist das ein wenig schwierig. Es gibt einfach so Tage. Da steht man auf, will seine Sachen machen und schon bringen Telefonate und Unerwartetes alles durcheinander, nichts funktioniert.

Es macht manchmal keinen Sinn, an seiner Tagesplanung festzuhalten, vor allem, wenn sehr unerwartete Dinge geschehen wie eine Krankenhauseinweisung notfallmäßig. Oder wie die Tatsache, dass wir nach unserer Systemumstellung feststellen, dass wir alles neu einstellen müssen. Gewohnte Routinen, die massiv Zeit sparen, sind nicht übernommen worden. Oberflächen sehen anders aus, verlangen andere Vorgehensweisen. Das ist nervig, aber nicht zu ändern. Mein Kopf weiß das, doch mein Temperament leider nicht. Da kann ich mir noch so oft „Ruuuuuhig“ vorsagen. Spart auf jeden Fall Mengen von Tee und meine zwei Tassen Kaffee habe ich heute auch sicherheitshalber weggelassen. Nun heißt es Geduld haben mit dem System. Wir werden uns gewöhnen, weil uns gar nichts anderes übrig bleibt.

Wichtiger ist, wie es mit unserer Patientin laufen wird. Bei einem Alter von fast 95 Jahren muss man mit allem rechnen. Insofern war das erste Wochenende des neuen Jahres gleich mal vollkommen anders als erwartet. Vielleicht sollten wir das nicht überbewerten. Sollten wir das aber als Orakel nehmen, können wir uns 2020 gleich von der Illusion verabschieden, dass die Dinge geschmeidig laufen. Jo. Wenigstens hat die Illusion fünf Tage durchgehalten, das ist doch schon der erste Rekord für das Jahr. Ich geh mal Mittagessen machen, das ist in dem Gewusel heute auch ein wenig verschoben worden.

Allen einen guten Start in die neue Woche und für alle, die morgen Dreikönigstag haben (wie wir, zum Glück, der Tag muss es rausreißen!) – viel Spaß mit dem Abbau des Baums und der Freude auf die Sternsinger.

Das klasse Schneefoto ist nicht aus unserem Garten, Ursula hat es fotografiert, vielen lieben Dank.

Wochenend-Nachdenk-Input

Spannend. Zwei Bücher liegen hier zum Lektorat. Jahrelang hat das Lektorieren von Büchern und das Begleiten von Autoren meinen Alltag ausgemacht, bis ich beschlossen habe, das zu verändern. Jetzt mache ich nur noch ab und an Bücher für Autoren, die ich schon lange begleite für einen Verlag, mit dem wir ebenfalls schon lange Wege gehen. Viele, die das gar nicht aus meinem Leben wissen, schlagen mir immer wieder froh vor: „Schreib doch mal ein Buch“. Öh, nö. Sag niemals nie, keine Frage, aber durch unsere Hände sind in über 30 Jahren ausreichend viele Bücher gegangen.

Dennoch hat die Buchwelt nie etwas von ihrer Faszination verloren und das Einzige, was es bei uns wirklich gibt, sind Bücher. Als Kind habe ich mir geschworen, jede Woche ein Buch zu lesen und bis auf wenige Ausnahmen habe ich das konsequent bis heute durchgezogen (und werde weiterlesen, bis meine Augen so schlecht sind, wie es mir meine Eltern früher nachts, wenn sie die heiße Lampe anfassten, schworen). War es früher „schöne Literatur“, wurden es mit den Jahren immer mehr Sachbücher. Heute genieße ich es, ab und an wieder ein Buch „zum Spaß“ zu lesen. Als Vorgeschmack auf die Hesseverfilmung von „Narziss und Goldmund“, die im Frühling ins Kino kommen soll (und die ich mir vermutlich gar nicht anschauen werde), habe ich meine Sammlung Hessebücher rausgekruscht, allesamt zerfleddert, am schlimmsten sieht „Siddharta“ aus, mein meistgelesenes Hessebuch neben den „Märchen“. Interessant, wie sich Hesse nach vier Jahrzehnten der Abstinenz für mich heute liest. Früher hätte ich alles gegeben, wie Hesse zu schreiben, ehe mich dann Rose Ausländer, Paul Celan und Hilde Domin auf andere Wege zogen.

Beim Nachdenken über die Bücher ist mir eingefallen, dass ich schon im Kindergarten Menschen eingeteilt habe in „lesen gute Bücher“ und „auf keinen Fall weiter hingehen, die lesen nicht“. Bis heute geht mein erster Blick auf die Suche nach dem Lesestoff, wenn ich irgendwo bin und an der Einteilung hat sich wenig geändert.

Wenn mich jemand fragte, wie ein perfekter Tag aussähe, gäbe es nur eine Antwort: Im Hintergrund rauscht das Meer (möglichst kalt und stürmisch). Ich sitze in einem großen Ohrensessel und habe ein Tischchen neben mir. Darauf steht eine sehr große Kanne Tee (okay, und Kekse) und es findet sich ein Stapel Bücher. Sollte es noch Musik geben, wäre es mit Sicherheit Bach. In dem Moment, in dem ich den Buchdeckel öffne, möchte ich hineinfallen und nichts existiert mehr außer einer guten Geschichte und der Teetasse. Wobei die Wahrscheinlichkeit, dass es heute Bücher über Therapien, Therapeuten oder Sinnfragen wären, am höchsten ist. Dann verbinden sich meine Welten, die der Bücher und die der Arbeit mit Menschen, perfekt. So stelle ich mir mein Leben in 20 Jahren vor, wobei das Meeresrauschen hier in Rottenbauer eher vom Mühlstein im Garten kommen wird.

Allen ein wunderschönes erstes Wochenende im neuen Jahr. Möge es ein belesenes sein!

 

Das schöne Meeresfoto ist auch von Theresa auf dem Jakobsweg in Spanien gemacht. Danke dir!

Gewaltige Welten

Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste.

Heinrich Heine

Das Bücherfoto hat Theresa irgendwo auf dem Jakobsweg in Spanien gemacht. Danke!

Freitags-Nachdenk-Input

 

Der Raureif setzt filigranste Schmuckstücke auf alles draußen. Jeder Zweig, jeder Grashalm ist besetzt mit Frostdiamanten, die Natur ist in vollstem Schmuck. Auf meinen Autoscheiben sitzen kleine Glitzernadeln, ich mag sie gar nicht abkratzen.

Wenn die Natur solche Kunstwerke hervorbringt, so fein jeden Kristall formt, gestaltet, wie kann ich da Sorge haben, dass ich nicht mit ähnlicher Sorgfalt gestaltet wurde? Und umso größer ist unsere Verantwortung, dafür zu sorgen, dass solche himmlische Kunst vielen Generationen nach uns Freude bereiten kann, oder?

Raus mit uns an die frische Luft, lassen wir uns den Kopf freipusten, damit Neues entstehen kann, damit Dankbarkeit wächst für die Wunder der Schöpfung und uns immer und immer bewusst bleibt, wie kunstvoll in der Natur alles eingerichtet ist.  Wir sind Bestandteile dieser Natur, es steht uns nicht zu, ihren Gang zu stören, sondern unseren Anteil dazu beizutragen, diese Wunder zu feiern und zu erhalten. Heute habe ich in der Praxis wieder erlebt, wie schlimm Worte einen Menschen verletzen und ihn so prägen können, dass er Jahrzehnte später erst in der Lage ist, darüber zu sprechen. Beachten wir, dass das Negative mit dem Denken anfängt. Wenn wir negative Gedanken haben, betreiben wir Umweltverschmutzung, die genauso schädlich ist wie das, was wir im Außen für alle sichtbar treiben. Alles beginnt mit unserer eigenen Seelenhygiene. Halten wir die Baustelle zwischen unseren Ohren so sauber, dass jeder jederzeit hineinschauen könnte, ohne sich für uns schämen zu müssen. Das ist der Anfang eines guten Miteinanders und auch eines guten Auskommens mit sich selbst, denn wer dauernd negative Gedanken wälzt, macht dauerhaft weder sich noch andere damit froh. Gönnen wir uns einfach gute Gedanken, Freude und werden wir der Schönheit der Welt gewahr. In diesem Sinne allen einen feinen Venustag, der Tag der Liebe.

Auch dieses zauberhafte „Hagebutten im Brautkleid“-Foto hat Claudia gemacht. Danke dir!

 

Schönheit

Wie müssten wir verzweifeln, das Äußere so kalt, so leblos zu erblicken, wenn nicht in unserem Inneren sich etwas entwickelte, das auf eine ganz andere Weise die Natur verherrlicht, indem es uns selbst in ihr zu verschönen eine schöpferische Kraft erweist.

Goethe, 1749-1832

Claudia hat diesen herrlichen Raureif mit ihrer Kamera eingefangen. Vielen Dank für das Foto!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Der erste Tag im neuen Jahr begann mit traditionellen Dingen. Die Fahrt zu den Eltern, Sauerkraut und Kartoffelbrei, Glücksbringer und das Neujahrskonzert aus Wien, ein gemeinsam verbrachter Nachmittag und dann mit 50 Stundenkilometern bei Sichtweite von 20 Metern nach Hause. Die erste Woche im neuen Jahr ist kurz, zwei Arbeitstage und wieder Wochenende, das ist gnädig für den Anfang.

Meine Gedanken heute gingen oft an den 1. 1. 1923 zurück. In dieser Nacht ist das erste Goetheanum in Dornach in Flammen aufgegangen. Es gibt ein Foto, das vielleicht Rudolf Steiner zeigt, der auf der Betondecke steht, dem Einzigen, was vom Bau stehen blieb. Überall Ascheberge und ein einzelner Mensch steht auf dem abgebrannten Bau. Ich dachte wie so oft darüber nach, wie schrecklich das ist, wenn ein Lebenswerk in Flammen aufgeht, vor allem, wenn es vorsätzlich geschieht, also nicht durch eine Naturkatastrophe oder durch technisches Versagen, sondern wenn einem so etwas angetan wird. So wanderten meine Gedanken an diesem ersten Januar auch an die Menschen, die Leid erleben, denen schlimme Dinge angetan werden, die hungern, in Kriegen leiden, auf der Flucht sind aus verschiedensten Gründen. Und als mein Blick dann heute Morgen auf die Böllerreste, leere Bierdosen (sic!) und Sektflaschen fiel, merkte ich, wie schwer mir solche Diskrepanzen fallen. Ich würde mir für den Jahreswechsel 2021 wünschen, dass wir ein generelles Böllerverbot haben, dass vieles von den Aufgaben, die wir klar sehen, gut gelöst worden sind und die Grundvoraussetzung für alles gegeben ist – eine Gesundheit, die uns vieles möglich macht. Sie wird nicht perfekt sein, aber dass jeder so viel umsetzen kann, wie ihm möglich ist, von seiner Wunschliste für sich und den Planeten.

Starten wir also fein in die zwei ersten Arbeitstage und Vorsicht auf den Straßen. Es ist glatt. Es ist neblig. Bleibt besonnen. Das neue Jahr muss nicht mit Unglücken starten. Allen einen frohen ersten Jupitertag 2020!

Danke an Ursula für das Himmelsfoto!

Ans neue Jahr glauben

Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie dagewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, dass wirs nehmen lernen, ohne allzu viel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen.

Rainer Maria Rilke an seine Frau Clara am 1. 1. 1907

Danke an Manuela für das klare Winterfoto!

Neujahrs-Nachdenk-Input

Neujahr ist mit vielen Bräuchen verbunden. Das Neujahrskonzert aus Wien und Sauerkraut, damit das Geld nicht ausgeht gehören bei uns dazu.

Von Herzen Danke für eure Neujahrswünsche, wir freuen uns sehr darüber.

Für mich ist der Jahreswechsel wie früher in der Schule, wenn das neue Schuljahr anfängt. Neue Hefte. Alles ist schön. Es könnte gut werden! Das Gefühl habe ich auch bei einem neuen Jahr, und dieses Mal ist es gar ein neues Jahrzehnt. Ich habe nachdenkliche, besorgte, ängstliche Post bekommen von euch, aber auch von großartigen Optionen gelesen wie neue Berufe, Umzug, ein Kind wird geboren. Wir haben also wie immer die gesamte Palette und vermutlich wird auch 2020 von allem etwas haben. Glücksmomente, Momente, in denen wir nicht wissen, wo oben und unten ist, staunende Augenblicke und Schockstarre. Die Kunst wird auch 2020 wie vorher und später auch darin bestehen, sich immer wieder in den Zustand der Meeresstille des Gemüts hineinzuversetzen und erneut in eine gute Mitte zu kommen. Egal, was geschieht – es bleibt nicht so. Das Schöne geht vorüber, das Negative auch. Wir werden erleben, dass sich unser Konsumdenken sehr gravierend verändern wird und muss. Dass wir aus der Egozentrik ins Wir kommen dürfen. Dass wir eine gemeinschaftliche Aufgabe haben – jeden Tag so zu leben, dass wir weder uns noch anderen oder dem Planeten Schaden zufügen, sondern dass wir die Welt ein Stück schöner, gesünder und besser hinterlassen als ohne uns. DAS wäre ein guter Vorsatz für 2020. Und dass uns bewusst wird, dass der gesunde Mensch viele Wünsche haben kann, ein kranker Mensch nur einen. Das gilt für uns selbst, für alle Mitmenschen, die gesamte Erde und damit auch für den Kosmos. Unsere Aufgabe beginnt also bei uns selbst und darf sich ausdehnen.

Wir wünschen allen Menschen eine friedliche, stille, böllerfreie Silvesternacht und einen frohen, zuversichtlichen, hoffnungsfreudigen Start in das neue Jahrzehnt. Wir sagen Danke für alle Begegnungen in diesem Jahr, für euer Vertrauen und euer Mitgehen und freuen uns, wenn wir auch im neuen Jahr mit vielen Menschen arbeiten dürfen und viele von euch bei unseren Seminaren und Kursen begrüßen dürfen. Gemeinsam können wir Kräfte ganz anders bündeln und entwickeln.

Christoph hat die Terminvorschau bis März schon auf die Homepage gestellt.

Auf ein gutes Neues!

Mit dem Herzen sehen

Unser Gartenschild hat ausgestanzte Buchstaben. Der Frost gestern hat eine weiße Schrift gezaubert. Mal sehen, wie sich der Garten im neuen Jahr entwickelt, er hat so sein sehr spezielles Eigenleben, wie jeder von uns. Danke an Christoph für das Foto.

Silvester-Nachdenk-Input

Der Jahreskreis schließt sich langsam. Von allen Seiten werde ich freundlich aufgefordert, inne zu halten und zu überlegen, was ich denn ins neue Jahr mitnehmen will und was nicht. Seufz. Wenn ich nur einmal im Jahr innehielte, um meinen Kurs zu überprüfen, käme mir das sehr seltsam vor. Das mache ich regelmäßig. Für die kleinen Rhythmen meines Lebens jeden Tag und für die größeren Projekte und Themen dann, wenn ich Abstand zum Alltag habe, ganz bewusst und auch das regelmäßig. Ich brauche dazu keine guten Vorsätze einer Silvesternacht. Für mich ist das kein eminent wichtiger „Übergang“, sondern die Nacht zum Mittwoch in diesem Fall. Meine Standortbestimmung binde ich nicht an einen Silvestertag, sondern an ein regelmäßiges Beschäftigen mit dieser Frage.

Manche Dinge, die man vielleicht nicht braucht, kann man nicht abstellen, weil sie einfach sind, wie sie sind. Wir können Blinde nicht sehend, Lahme nicht gehend machen, nur weil Silvester ist und wir uns das wünschen. Die gegebenen Realitäten, die ich nicht verändern kann (weder mit Anstrengung noch mit Ignoranz oder gar Leugnen der Tatsachen) sind auch im neuen Jahr noch so. Schwerkraft bleibt Schwerkraft und die Umstände, zwischen denen ich das Koordinatennetz meines Lebens einspanne, sind am 1. 1. leider auch keine anderen, was immer ich mir dazu auch wünschen würde. Ich habe allerdings zu jeder Sekunde (auch dazu brauche ich kein Silvester) die Möglichkeit, Dinge nicht mehr zu tun, wenn ich denke, dass etwas beendet sein sollte, oder Dinge zu tun, die mir eine andere Sicht oder was immer machbar ist, ermöglichen. Ich kann immer etwas tun, verändern kann ich ausschließlich mich, nichts und auch niemanden im Außen.

Ich komme gut klar mit regelmäßigem Kursprüfen, mit täglichem kurzen Nachdenken über die Frage „passt der Weg oder was geht ganz und gar in eine falsche Richtung und was ist also heute zu tun?“. Dann kann ich kurzfristig eingreifen, wenn ich bemerke, dass etwas ungut ist und muss nicht warten, bis ich das Kind mit dem Bade ausgeschüttet habe. Das erfordert ein wenig Disziplin, wenn es täglich geschehen soll, es ist eine Gewohnheit, die ich mir aneignen kann. Es gibt einen schönen Spruch: „Der Mensch bringt täglich seine Haare in Ordnung, warum nicht auch sein Herz?“ Rudolf Steiner beschreibt es so: „Von Zeit zu Zeit Blicke in sein Inneres tun, wenn auch nur fünf Minuten täglich zur selben Zeit. Dabei soll man sich in sich selbst versenken, sorgsam mit sich zu Rate gehen, seine Lebensgrundsätze prüfen und bilden, seine Kenntnisse – oder auch das Gegenteil – in Gedanken durchlaufen, seine Pflichten erwägen, über den Inhalt und den wahren Zweck des Lebens nachdenken, über seine eigenen Fehler und Unvollkommenheiten ein ernstliches Missfallen haben, mit einem Wort: das Wesentliche, das Bleibende herauszufinden trachten und sich entsprechende Ziele, zum Beispiel zu erwerbende Tugenden, ernsthaft vornehmen. (Nicht in den Fehler verfallen und denken, man hätte irgendetwas gut gemacht, sondern immer weiter streben, den höchsten Vorbildern nach.). Man nennt diese Übung auch „die richtige Beschaulichkeit“. Fünf Minuten können einem eine Menge Probleme ersparten. Und machen weniger Arbeit, als wenn ich an Silvester vor leeren Papierbögen sitze und aufschreiben soll, was ich „mitnehmen will“ – ich nehme nichts mit. Wir kommen mit leeren Händen und nackt und gehen auch so. Vielleicht schadet es nichts, das an Silvester auf dem Schirm und die Reife zu haben, auf überflüssige Böllerei und Geschwatze zu verzichten und sich Gedanken zu machen, was wirklich wesentlich im Leben ist. Das knallt und zwar nachhaltig. Allen einen feinen Silvestertag, ein schönes miteinander feiern und verzichten auf Alkohol, Böller, überflüssige Versprechen und Wunschzettel, Vorsätze und diverses andere mehr. Wunderkerzen her!

Das Foto hat Theresa vom Tafelberg in Kapstadt aus gemacht. Danke dir!

Montags-Nachdenk-Input

Die Feiertage zu Weihnachten sind vorbei. Das Haus ist leerer, am Montag beginnt die Arbeit ganz normal wieder, eine kleine Zäsur am Mittwoch mit Neujahr. Ein neues Jahrzehnt beginnt. Ich bin gespannt. In den letzten Tagen war hier oft die Rede von den Goldenen 20er Jahren des letzten Jahrhunderts und der Lage der Nation zu Beginn des Jahres 1920 im Vergleich zu 2020. Damals hätte niemand eine Vorstellung von der Welt heute gehabt, vermutlich so wenig, wie wir uns die Welt 2120 vorstellen können. 100 Jahre sind nichts in Anbetracht der Erdgeschichte, doch für einen Menschen machen sie die fast maximale Spannweite seiner Übersicht aus. Daher denken wir oft sehr kurzsichtig, da 100 Jahre massive Entwicklungen bedeuten können, doch im Vergleich zur Gesamterdenzeit nur ein Atemzug sind. Entscheidend ist die Qualität dieses Atemzugs.

Die Feiertage waren lehrreich. Wir haben mal versucht, die Familiensysteme wie von ganz weit weg zu sehen, um neu wahrzunehmen ohne emotional zu verstrickt zu sein. Spannendes Projekt und sehr hilfreich. Es hat vieles klargemacht und damit auch ermöglicht, manches anders einzuschätzen und weniger persönlich zu nehmen. Das macht ohnehin ab und an viel Sinn, nicht alles zu persönlich zu nehmen oder sich selbst zu wichtig. Nicht alles bezieht sich auf uns selbst. Vieles in Familien sind Gewohnheiten und die kann man für sich persönlich verändern.

Über die Feiertage durfte ich mich intensiv mit Meditationen befassen, die Rudolf Steiner Patienten an die Hand gegeben hat, die zusätzlich zu ihrer medizinischen und pflegerischen Behandlung im Seelisch-Geistigen Unterstützung geben sollten. Ich habe mir überlegt, wie das aussähe heute – der behandelnde Arzt im Krankenhaus macht sich über seinen Patienten viele Gedanken und spürt der Frage nach, was diesen speziellen Menschen seelisch-geistig eine Stütze auf dem Weg der Genesung/Gesundung sein könnte, schreibt diesen Text händisch auf und übergibt ihn dem Patienten. Was macht das wohl mit einem kranken Menschen, wenn er so viel Wertschätzung erfährt und eine Möglichkeit bekommt, nicht nur die Behandlungen über sich ergehen zu lassen, sondern in einer täglichen kleinen Meditation wieder in Kontakt zu dem zu kommen, was wahrhaft wichtig im Leben ist? Inspirierend und großartig, was den Menschen mit diesen Texten gegeben wurde. Seel-Sorge im besten Sinne. Ich bin noch nicht fertig mit Nachdenken darüber.

Allen einen guten Start in die letzten Tage des alten Jahres und ein bewusstes Betreten eines ganz neuen Jahrzehnts. Mögen wir es alle gesund und munter empfangen.

 

Wintertage

So gehört denn auch zu unserem vögelsingenden blütenschneienden Frühling, wo der Fluss zwischen duftenden Kräutern tanzt und ein Herz im anderen lebt, jener kalte, vom Wind und Schnee durchkreuzte Winter, wo die eisige Luft mir den Atem an den Haaren zu Reif ansetzte, wo ich so wenig wusste, was mich in den Wintersturm hinausjagte, als wo der Wind herkam und wo er hineilte.

 

Bettina von Arnim, 1785–1859

 

Diesen zauberhaften Wintertag hat Manuela eingefangen. Danke!