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Lebensregeln

Die Lebensregeln von Benjamin Franklin (1730/31)

Mäßigkeit: Iss nicht bis zum Stumpfsinn, trink nicht bis zur Berauschung!

Schweigen: Sprich nur, was anderen oder dir selbst nützen kann; vermeide unbedeutende Unterhaltung!

Ordnung: Lass jedem Ding seine Stelle und jeden Teil deines Geschäfts seine Zeit haben!

Entschlossenheit: Nimm dir vor, durchzuführen, was du musst; vollführe unfehlbar, was du dir vornimmst!

Sparsamkeit: Mache keine Ausgabe, als um anderen oder dir selbst Gutes zu tun; das heißt vergeude nichts!

Fleiß: Verliere keine Zeit; sei immer mit etwas Nützlichem beschäftigt; entsage aller unnützen Tätigkeit!

Aufrichtigkeit: Bediene dich keiner schädlichen Täuschung; denke unschuldig und gerecht, und wenn du sprichst, so sprich danach!

Gerechtigkeit: Schade niemandem, indem du ihm unrecht tust oder die Wohltaten unterlässt, die deine Pflicht sind!

Mäßigung: Vermeide Extreme; hüte dich, Beleidigungen so übel aufzunehmen, wie sie es nach deinem Dafürhalten verdienen!

Reinlichkeit: Dulde keine Unsauberkeit am Körper, an Kleidern oder in der Wohnung!

Gemütsruhe: Beunruhige dich nicht über Kleinigkeiten oder über gewöhnliche oder unvermeidliche Unglücksfälle!

Keuschheit: Übe geschlechtlichen Umgang selten, nur um der Gesundheit oder der Nachkommenschaft Willen, niemals bis zur Stumpfheit, Schwäche oder zur Schädigung deines eigenen oder fremden Seelenfriedens oder guten Rufes!

Demut: Ahme Jesus und Sokrates nach.

 

Danke an Manuela für das herrliche Foto der blühenden Artischocke! So eine steht derzeit auch auf meinem Tisch.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Seltsames Gefühl, wenn es bei tropischen Temperaturen dunkel wird. So ging es mir gestern Abend beim Gießen des Gartens. Die Dunkelheit kam schnell und bis es kühler wurde, war schon früher Morgen. „Ende August ist es um acht Uhr dunkel“ hieß es damals, ohne Sommerzeit. Aufstehen mit Licht ist schon seit Wochen wieder normal. Das Jahr geht seinen Gang und die ersten Suppentomaten sind reif und bereit fürs Einmachen, auch der Holunder ist bald soweit und die Brombeeren haben Hochkonjunktur. Es bleibt also noch ein bisschen arbeitsreich, was für ein Glück, dass wir ernten und damit Vorräte für den Winter anlegen können. Und ich hoffe, dass der Feldsalat nicht gleich schießt, den wir ausgesät haben.

Der kurze Aufenthalt in der Rhön ist nun schon eine Woche her, das ist so unglaublich. Der Gang durchs Schwarze Moor war sehr beeindruckend. Das Foto zeigt ein sogenanntes Moorauge, Wasserflächen, die auftauchen. Manchmal werden sie zart bewachsen und man sieht nicht, dass darunter so ein Moorauge ist – schwupps, weg. Das Wasser ist so sauer in den Mooraugen, dass darin keine Tiere leben können.

Die ersten beiden Arbeitstage haben mir Ähnlichkeiten mit dem Moorauge gezeigt. Menschen leben ihren Alltag, alles sieht oberflächlich betrachtet „ganz okay“ aus und mit einem falschen Schritt wird klar – Moorauge. Sehr sauer. Nichts trägt mehr, der Grund ist nicht mehr trittfest. Das kann für Beziehungen gelten, aber auch für die Erkenntnis, dass das, was in meinem Leben bislang richtig und wichtig war, nicht mehr trägt, keine Zukunft mehr hat und Neuorientierung der Weg sein muss. Wir sind eher bereit, Altes, was nicht mehr ganz passt, zu ertragen als den Schritt ins Neue zu wagen, weil es uns unbekannt ist, das macht Angst. Eines Tages ist die Angst vor dem Neuen geringer als das Ertragen des Alten und dann sind die Schritte auch möglich.

Allen einen wachen und mutigen Blick immer wieder auf die Bereiche des Lebens – wo lebt es gut, wo ist Freude, wo möchte ich am liebsten nicht hinschauen, weil ich im tiefsten Herzen weiß, dass es nicht mehr passt? Nur Mut. Neues ist Abenteuerland.

Allen einen beweglichen Merkurtag!

Dienstags-Nachdenk-Input

Angeblich ist in der ersten Astgabelung eines Baumes der Baumgeist zu finden. Bei dieser Moorbirke hat der Baumgeist offenbar ein wunderbar gedämmtes Heim mit Eingangsbereich und Dachisolation. Angetroffen haben wir viele Elementarwesen beim Gang durch das Schwarze Moor. Die Moorbirken und Krüppelkiefern sind unglaublich sturmerprobt. Sie halten 200 Nebeltage im Jahr aus, eine Durchschnittsjahrestemperatur von 5 Grad und nur wenige Tage im Sommer, in denen etwas wachsen kann. Davon abgesehen zeigen sie an, was Entwässerungskanäle mit einem Moor machen. Wird nicht entwässert, siedeln sich auch keine Bäume an. Deshalb werden die Entwässerungskanäle in den Mooren wieder zurückgebaut, damit das Moor wieder wachsen kann. Wenige Millimeter pro Jahr wächst ein Moor und wenn Torf gestochen wird, wird damit das, was in Jahrhunderten gewachsen ist, abgetragen.

Die Kraft der Pflanzen, die im Moor konserviert ist, findet man auch in speziellen Heilmitteln mit Moor, für die an ausgewählten Stellen wenig Torf gestochen werden darf. Sie alle haben etwas Umhüllendes, Wärmendes, Bewahrendes und geben dem Menschen, der das Öl aufträgt, Schutz und Geborgenheit.

Das Moor hat auch andere Gesichter und dazu braucht es keinen Gang mit Gollum durch das Moor. Wir haben das Moor schon erlebt bei Sichtweiten unter zehn Metern und da ist man um den Bohlenweg sehr froh, der einen sicher führt. Ein Schritt an die falsche Stelle kann ein großer Fehler sein.

Angesichts solcher Naturwunder, um deren Erhalt sich viele Menschen bemühen, stockt einem der Atem beim Gedanken an den brennenden Regenwald. Die grüne Lunge der Erde brennt. Die vielleicht unerforschteste Apotheke des Planeten brennt, die Menschen und Tiere, die dort leben, verlieren ihre Heimat. Wie wäre es, wenn wir anfangen, in unseren Gärten wieder mehr Lebensmittel anzubauen? Sich Hühner zu halten, die Schnecken fressen, Eier legen und notfalls im Suppentopf landen, wenn sie alt sind?

Wenn wir bei jedem Produkt im Supermarkt nachdenken, wo es herkommt und ob wir Äpfel aus Chile brauchen und am Wegesrand stehen Tausende von Obstbäumen, deren Obst als Fallobst endet, weil wir uns nicht mehr bücken wollen. Einkochen, Dörren, Trocknen – besinnen wir uns wieder auf die alten Hausfrauenkünste. Sie waren Meisterinnen der Haushaltung, perfekt in der Ausnutzung von dem, was Garten und Wald hergaben, sie vergeudeten nichts und ihre Abfallberge waren, verglichen mit unseren, null, den Bioabfall bekamen die Schweine und andere Abfälle gab es kaum. Wollpullover wurden wieder aufgezwirbelt, Kleidung gestopft, Schuhe konnte man noch besohlen oder flicken.

Es geht nicht um „wie schön war es früher“. Das war es ganz sicher nicht bei all der Armut, der Leistung, die ohne Maschinen erbracht werden musste, dem Stand der Medizin. Aber wie wäre es, wenn wir die Erkenntnisse unserer Vorfahren ins 21. Jahrhundert transportieren?

Allen einen kraftvollen Dienstag mit viel Inspiration, wo du wenigstens einen Kräutertopf auf die Küchenfensterbank stellen kannst oder was dein Garten für 2020 an Möglichkeiten bietet. Gute Planung im Vorfeld ist die halbe Miete im Garten.

Teichgedanken

Was hat man vom Leben, wenn man nicht den einsamen Schrei des Ziegenmelkervogels oder das Streiten der Frösche am Teich in der Nacht hören kann?

Häuptling Seattle

Wunderschöne Seerosen am Schwimmteich des Biohotels Sturms in Mellrichstadt

Montags-Nachdenk-Input

Auszeit. Wir haben einen Gutschein für ein Biohotel gewonnen. Da derzeit viel Lazarett in der Familie ist, beschlossen wir, dass wir eines in der Nähe suchen. Gelandet sind wir im Hotel Sturm in Mellrichstadt und das ist wirklich klasse. Total ruhig, wir waren in einem gemütlichen kleinen Haus am Badesee untergebracht. Ein superfeiner Spabereich für Freunde des Saunierens mit drei verschiedenen Saunen, der Badeteich, von Schilf umstanden, ein Haus der Stille, alles Bio und geniales Essen. Mal nicht selbst kochen, einfach nur ausruhen, lesen, reden und köstlich speisen. Wer sportlich interessiert ist, kann in der Rhön so viel machen, im Hotel lassen sich Bikes und E-Bikes leihen, für Wanderfreunde gibt es viele Möglichkeiten. In der Kürze der Zeit haben wir kein Mammutprogramm gemacht, uns nur das Schwarze Moor angesehen, nachdem wir es vor 20 Jahren an einem der 200 Nebeltage im November erlebt haben (mit Gruselfaktor, dieses Mal war es einfach beeindruckend, denn dort blüht es gerade violett) und das wirklich interessante Freilichtmuseum in Fladungen.

Jetzt ist im Garten ein gutes Stück vorangeschafft, das ist eine Tätigkeit, die nie ein Ende findet. Wer einen Garten hat, hat immer was zu tun. Die Quitten bräuchten dringend Regen, ebenso der Holunder, der gerade reift.

Am Montag, 26. August, startet nun alles wieder ganz normal, am Wochenende steht schon der erste Kursstart in Vaihingen an der Enz an, der Alltag hat uns wieder.

Wir laden heute schon ein, sich den 17. September um 19.30 Uhr vorzumerken, da ist das erste offizielle Treffen der Würzburger Würdekompassgruppe in der Praxis, wir freuen uns auf viele Menschen, denen dieses Thema am Herzen liegt, sich mit einzubringen.

Auch dran denken – wer mit dabei sein will bei den Kursstarts Carl Rogers/Gesprächstherapie und Selbsterfahrung sowie Cardea-Therapie®: wir beginnen am 14. 9. mit Cardea und am 15. 9. mit Rogers! Mehr Infos auf der Homepage. Es gibt noch wenige freie Plätze.

Die Anmeldeliste für das FührungsKRAFTseminar am 3. 10. von 9 bis 16 Uhr ist ebenso offen wie die Liste für den Freutag Aromapflege und Räuchern am 1. 11.

Wer sich noch fit machen möchten für die HPP-Prüfung im Oktober: Der Differentialdiagnosekurs ist am 7. und 8. September jeweils 9 bis 16 Uhr für Schüler aller Schulen, die im Herbst ihre Prüfung zum Heilpraktiker, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie, machen möchten.

Allen Urlaubern, die jetzt in die Ferien starten – habt eine feine Auszeit! Allen, die mit uns wieder anfangen: frohen Start! Und allen, die durchgearbeitet haben: Danke, dass ihr alles am Laufen gehalten habt.

Allen einen feinen Mondentag!

Danke an Christoph für das Foto des Badesees direkt vor der Hotelzimmertür. Perfekt, oder?

Drachenbesuch

Oft sehn wir eine Wolke, drachenhaft, oft Dunstgestalten gleich dem Leu, dem Bär, der hochgetürmten Burg, dem Felsenhang, gezackter Klipp‘ und blauem Vorgebirg, mit Bäumen drauf, die nicken auf die Welt, mit Luft die Augen täuschend.

William Shakespeare

Diesen Drachen haben wir im strahlenden Sonnenschein entdeckt, als er sich im Schwarzen Moor aus den Tiefen wagte.

Wochen-Nachdenk-Input

Damit sich die Sinne erholen können, gibt es eine Woche Socialmediafasten. Nach einer Woche exzessivem Kruscheln, Aufräumen, Gartenarbeit, Saftkochen und allem, was sonst das ganze Jahr über liegenbleibt, sind jetzt Schlaf-, Lese- und Kompasstage dran, damit alles nächste Woche wieder gut starten kann.

Mir helfen solche Zeiten sehr, um wieder Kraft zu tanken, meinen Geist mit Freudigem zu füttern, damit er sortiert, mich mit dem zu befassen, wo es mich hintreibt. Nur so kann ich ausruhen und entdecken, was nun als Nächstes in mein Augenmerk rücken mag. Es sind die Tage, in denen wir prüfen, was bleibt, was gut war und fortgesetzt wird, was nicht ausreichend überzeugt hat und nicht mehr weitergeführt wird. Für uns sind das mit die wichtigsten Tage im Jahr, denn da werden die Weichen gestellt, die klarmachen, wo es langgeht für die nächsten Monate. Dass dann Feinschliff jederzeit notwendig ist, ist klar, aber wir müssen die grobe Richtung festlegen.

Die ganz großen Linien werden immer zwischen den Jahren festgelegt, das Feintuning im Sommer. So haben wir zwei Sonderzeiten im Jahr, in denen das normale Leben im Stillstand ist, weil Grundlegendes entschieden wird. Das sind wenige Tage, komprimiert, geballt und hochkonzentriert, aber auch tiefenentspannt und gemütlich, wenn wir mit „Nachdenken fertig sind“. Ich glaube, fürs Erste kann keiner hier mehr eine Hacke sehen oder eine Gartenschere. Mit dem „endlosen Rest“ befassen wir uns später, es läuft einem die Arbeit nicht davon. Und es werden auch Filmtage werden, denn immer, wenn wir Kursbestimmung machen, gibt es am Abend Film satt. Die Liste ist lang und wir freuen uns darauf.

Am 26. startet auch der Praxisbetrieb wieder ganz normal. Wer einen Termin wünscht, kann mir sehr gern eine Mail mit Terminwunsch schicken.

Allen eine gute Woche!

Danke an Theresa für das tolle Foto aus Afrika.

Reiche Schätze

Die Sinne sind im Inneren des Menschen wie kostbares Gestein und wie ein reicher Schatz im Gefäß des Willens. Wie der Anblick des Gefäßes den darin verborgenen Schatz zum Bewusstsein bringt, so erkennt man in den Sinnen gewisse Kräfte der Seele.

aus: Scivias, Hildegard von Bingen

Wochenend-Nachdenk-Input

Diese Woche hatte ich einen Vortrag bei einer sehr aktiven Selbsthilfegruppe. Eine große Runde traf sich mitten in den Sommerferien, um der Frage nach dem Lebensmut nachzugehen. Spannend war der Abend, denn wenn man mit einer Erkrankung klarkommen muss, entspricht das sehr wohl der Arbeit an einem großen Lebensprojekt und es braucht ähnliche Kräfte für beides: Visionen, Ziele, den Mut, die ersten Schritte zu gehen und bei Rückschlägen nicht aufzugeben, Durchhaltevermögen und Neugier plus X. Der Satz von John Hughes, dass wir nicht suchen, sondern tun sollen, hat was. Wer allerdings nicht weiß, welchen Weg er begehen soll, für den ist kein Weg der passende, denn er führt nicht zum Ziel. Deshalb braucht es durchaus erstmal eine Orientierung, wo es denn hingehen soll und dann kann man die Wegstrecken festlegen. Rom ist nicht an einem Tag erbaut und wenn wir schwere Aufgaben zu lösen haben, darf es auch seine Zeit brauchen und es wird nicht immer steil nur nach oben gehen. Drei Schritte vor und zwei zurück ist eher realistisch und kein Grund, sich für einen Versager zu halten. Toll, wie konzentriert alle bei der Sache waren, viele Fragen wurden gestellt und am Ende gelang uns das „Froh zu sein“ als Kanon mit drei Gruppen in die Nacht hinaus. Auf der Heimfahrt viele Sterne, klarer Himmel, leider zu spät für die Perseiden. Schön wars. DANKE!

Allen ein wunderschönes Wochenende, genug Muße, um vielleicht Visionen und Ziele zu entwickeln und erste Schritte anzudenken. Dann gibt es nur noch eines – tun. Einfach machen.

Danke an Theresa für das Wegzehrungsfoto aus Spanien.

Vom Suchen und vom Tun

Ich erkannte, dass das, wonach ich suche, nicht gefunden werden kann, sondern gemacht werden muss.

John Hughes

Manchmal machen einem die Mitmenschen Suchen einfacher, so wie hier auf dem Jakobsweg.

Freitags-Nachdenk-Input

Vertrauen ist die Grundlage des Lebens. Wenn ich nicht darauf vertraue, dass andere Menschen ihren Anteil an Verantwortung übernehmen, wie sollte ich da in ein Auto, einen Flieger, einen Zug steigen? Ich vertraue dem Piloten, dem Lokführer, den Verkehrsteilnehmern, dass sie wissen, was sie tun. Ohne Vertrauen entsteht Angst und Angst ist ein schlechter Ratgeber.

Als wir Kinder waren, gab es im Dorf keine abgeschlossenen, kamerabewehrten Häuser. Überall konnte man die Tür öffnen, Hallo reinschreien und man schloss sie sorgfältig wieder, wenn keiner da war. Pakete wurden vor der Haustür abgelegt und nicht entwendet. Nachts konnte man im Sommer alles offen lassen ohne Sorge, dass jemand einsteigt. Wir konnten den ganzen Mittag draußen spielen ohne Gefahr. In meiner gesamten Kindheit ist dieses Vertrauen nicht enttäuscht worden. Das ist eine großartige Grundlage für das Leben. Erst später begegneten mir Misstrauen, geschlossene Türen, die Anmerkung, nachts nicht allein in der Großstadt rumzuspazieren, das sei gefährlich, der Mensch wäre des Menschen größter Feind. Auch das habe ich erlebt.

Wir brauchen trotzdem Vertrauen in die anderen. Und wir können wählen, wem wir vertrauen. Ich vertraue bestimmten Marken, dass sie die Standards, die sie proklamieren, auch einhalten. Meinem Bäcker, dass das Brot enthält, was er deklariert. Meinem Biohändler, dass er sorgsam ist. Ich vertraue anderen Menschen, dass sie mich nicht anlügen, dass sie mir Vertrauen gegenüber bringen, damit wir miteinander gut arbeiten können.

Natürlich ist ein Mensch meines Alters nicht (nur) blauäugig oder hängt der Illusion nach, die Welt sei gut und die Menschen drauf auch. Der Zynismus der 20er, der mich verächtlich auf die Menschheit und ihre „Entwicklung“ blicken ließ, ist vorbei. Geschadet hat er nur mir selbst. Er ist der Erkenntnis gewichen – Vertrauen ist unsere geheime Ansage gegen Angst. Und das beginnt bei mir selbst. Vertraue ich mir selbst genug? Übernehme ich Verantwortung auch selbst oder erwarte ich sie nur von anderen? Und ist Erwartung überhaupt angemessen? Von wem darf ich denn etwas erwarten, wenn nicht ausschließlich von mir?

Wer nur in seinem eigenen Feld sitzt, seine Begrenzungen als Sicherheitszaun betrachtet, kann dem anderen nicht vertrauen, ihm keine offene Tür anbieten. Jeder Mensch hat vielleicht aus seiner Warte aus Recht und ich sehe seine Sicht nicht, weil ich meine habe. Bleiben wir offen, bleiben wir neugierig, hören wir zu und lernen wir. Verlassen wir die Box unserer Begrenzung und treffen uns jenseits unserer bisherigen Vorstellungen. Im Bereich der Möglichkeiten finden sich die Lösungen, die unsere Schachteldenke nicht bietet. Out of the box ist nicht nur Dangerzone, sondern „where magic happens“.

Allen mehr Mut zum Vertrauen. Sich selbst und anderen gegenüber. Wir alle wünschen uns Verbundenheit. Ihre Fäden sind aus Vertrauen, Liebe, Offenheit und Freude geknüpft. Das wäre doch mal ein World Wide Web, oder?

Danke an Theresa für das Sonnenaufgangsfoto auf dem Camino.

Vertrauen

Mangelndes Vertrauen ist nichts als das Ergebnis von Schwierigkeiten. Schwierigkeiten haben ihren Ursprung in mangelndem Vertrauen.

Lucius Annaeus Seneca

Viel Vertrauen haben die Pilger auf dem Jakobsweg. Wer an der Herberge ankommt, stellt seinen Rucksack in die Reihe. In der Reihe werden die Zimmer verteilt. Hier muss keiner Angst haben, dass sein weniges Hab und Gut wegkommt. Ich wünsche mir, der Jakobsweg wäre allüberall. Danke an Theresa für das Foto vom Camino 2019

Donnerstags-Nachdenk-Input

Feiertag in manchen Teilen Bayerns. Es wird wieder kleine Völkerwanderungen geben in die Orte, an denen die Geschäfte offen sind. Kleine Ferienfreude der Daheimgebliebenen. Mögen alle, die arbeiten, einen guten Tag haben und alle, die bummeln, daran denken, dass es Glück ist, wenn sie nicht arbeiten müssen, kein Verdienst.

Spannende Diskussionen derzeit, die sich an der Frage „Simplifizierung des Lebens oder komplexere Überschau“ entzünden. Das Gehirn ist effizient, es versucht immer, die Dinge möglichst automatisiert und einfach zu halten. Wer hingegen den Wald trotz der Bäume sehen mag mit allem, was dazu gehört, vom Blattschaden durch Umweltgift bis zum Myzel und dem Grundwasserspiegel, braucht die Fähigkeit der Megaebene, muss komplex denken können. Beides macht Sinn für uns, es kommt vielleicht auf die Fragestellung an, ob eine schlichte Antwort besser ist oder ob umfangreichere Überlegungen angebracht sind.

Vielen Menschen ist die Welt zu komplex geworden, das macht ihnen Angst. Sie ist nicht so viel komplexer, nur näher an uns dran. Bis Nachrichten früher bei Menschen eingetroffen sind, waren Monate zwischen Ereignis und Info. Heute geht es im Sekundentakt und in viel größerer Menge. Unser Hirn muss viel mehr Daten verarbeiten. Das ist dann so ein bisschen wie Leberkäse, alles wird verwurstet, damit man der Masse Herr wird und dabei entsteht ein Egalitätsbrei.

Es wird Zeit, dass wir die Bremse innerlich ab und an auch einlegen, Abstand gewinnen und von weiter weg auf alles schauen. Die Kernfrage ist: Was ist mein Platz bei all dieser Komplexität? Worum habe ich mich selbst zu kümmern, was ist nicht meine Sache? Welche Konsequenzen hat mein Handeln, welche mein Nichthandeln? Komme ich damit klar? Muss ich jede Nachricht auch lesen, wissen, mich damit befassen? Ich denke, das muss ich nicht. Ich darf Dinge auch mal stehen lassen, notfalls unbeantwortet. Manche Dinge brauchen nicht noch drei Smileys hin und her, bis ein Punkt gefunden ist.

Legen wir infoarme Tage ein. Lassen wir durch unsere Hirnfirewall nur durch, was wesentlich ist und filtern Spam gleich aus. Das ist ein Trainingsprozess.

Allen einen guten Jupitertag und glücklichen Bayern einen feinen Kräuterweihetag zu Mariä Himmelfahrt!

Allen, deren Kopf zu voll ist, Freude mit Theresas windigem Foto!

Adler-Auge

Mag auch das Auge des Nachtvogels die Sonne nicht sehen, es schaut sie dennoch das Auge des Adlers.

Thomas von Aquin

Danke an Theresa für das Abendlichtfoto aus Portugal!