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Mittwochs-Nachdenk-Input

„Garstig“, meinte gestern jemand zu mir und meinte das neblige nasskalte Wetter. Garstig – das Wort hatte ich seit „Herr der Ringe“ nicht mehr gehört, wo sich Gollum regelmäßig über den garstigen Sam beschwert. Am Wochenende ging es in Gesprächen einige Male um „Herr der Ringe“. Weniger um die Standarddiskussion, ob man Buch oder Film bevorzugen solle, sondern um die Frage, ob so ein Epos einst den Rang bekommen kann von anderen großen Geschichten. Das wird sich zeigen. Mir fiel Gilgamesch ein, die von Raoul Schrott einst wunderbar umgesetzte Geschichte und dass Raoul Schrott vor Jahrzehnten in Würzburg gelesen hat. Vermutlich hätte er auch das Telefonbuch vorlesen können, so schön war die Stimme zum Vorlesen geeignet.

Manchmal denke ich, wenn Menschen klagen, dass es ihnen langweilig ist oder sie einsam sind – kennt ihr das Traumlied des Olaf Åsteson, das jetzt langsam wieder hervorgekramt werden kann, denn es bezieht sich auf die Rauhnächte zwischen Weihnachten und Dreikönig. Die Edda? Ilias und Odyssee von Homer? Selbst für kleinste Geldbeutel ist der Text kostenfrei im Projekt Gutenberg zu finden. Edda, Kalevala, die Veden. Goethes Faust, Schillers Räuber, Kant und Rousseau, Samuel Pufendorf (okay, den muss man noch nicht kennen), Theodor Storm, Hermann Löns … ich könnte den Rest meines Lebens mit den zwei besten Dingen auf dem Planeten verbringen – einem guten Buch und einer guten Tasse Tee. Es wird mich am Ende meines Lebens vermutlich am meisten stören, dass ich so viele wunderbare Bücher nicht gelesen habe.

Bücher sind Freunde, sie sind Begleiter, sie wecken, rütteln auf, ermutigen, stärken und heilen. Wenn ich die Märchen der Brüder Grimm durchlese, weil ich etwas davon für Klienten brauche, muss ich einen Wecker stellen, damit ich nicht weiterlese und irgendwo im Wald verschwinde auf der Suche nach Schneeweißchen oder Rumpelstilzchen. Märchen, Sagen, Legenden (und dazu die Filmmusik aus Legenden der Leidenschaft oder Nimrod oder Bachs Air oder …).

Ernähren wir uns ruhig wieder von guten Büchern, denn aus Kenntnis kann Wissen werden, aus Wissen im Lauf des Lebens Verständnis und vielleicht Weisheit. An allem gebricht es uns im sogenannten „Informationszeitalter“. Nie wussten wir weniger von Überflüssigem. „Mensch, werde wesentlich, denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht.“, beschied Angelus Silesius. Sollte euch die ein oder andere wesentliche Literaturgrundlage der Menschheit also fehlen: das dürfte ein sinnigeres Geschenk zur Weihnachtszeit sein als – horribile est dictu – pupsende und Jingle Bells scheppernde nackte Weihnachtsmänner.

Allen einen bewegten und beweglichen Merkurtag.

 

Das Foto des herrlichen Herbsthimmels hat Steffi eingefangen. Danke!

Horch es klagt die Flöte wieder

Das Lied mit seinen Tönen kommt daher, zu schmelzen und zu vergnügen die Seele; es gleicht sanften Nebeln, die sich, dem See entsteigend, in schweigende Täler ergießen.

James Macpherson, 1736–1796

Das passende Foto dazu hat Katja gemacht, liebes Dankeschön zu dir!

Dienstags-Nachdenk-Input

Zum dritten Mal soll ich einen Ausschreibungstext für eine Veranstaltung verfassen. Meinem Gesprächspartner ist nicht klar, um was es bei einem Vortrag übers Putzen gehen soll. Er möchte wissen, welche Bildungsinhalte wie mit welchen Techniken vermittelt werden. Jo, das ist schwierig. Wir werden über sichtbaren und unsichtbaren Schmutz reden, über Achtsamkeit und das Hier und Jetzt. Techniken bei einem Vortrag? Einer steht vorne und spricht und andere sitzen da und haben was davon, wäre jetzt meine schlichte Idee. Möglichst ohne sich zu langweilen oder tief frustriert den Raum zu verlassen. Das geht sogar bei einem Thema wie Putzen. Ich bin gespannt, wie das ausgehen wird. Ich vermute, ich werde grimmig von der Referentenliste gestrichen wegen mangelnder Kooperation. Dabei ist das gar nicht so, dass ich nicht kooperieren will, mir fehlt nur eine Einsicht, was genau das Problem ist. Welchen Bildungsauftrag ich mit dem Vortrag verfolge – Menschwerdung? Achtsamkeit? Wahrnehmung? Kann man das im Menschen „bilden“? Ich sehe schon, mein Gesprächspartner hat abgrundtiefe Fragen angestoßen, oh weia. Ein Putzlappeninfoabend unter dem Thema „Welchen Lappen für welchen Dreck, welches Backpulver gegen welchen Fleck“ wäre die Lösung, aber dazu hab ich mich noch nicht durchgerungen. Da fehlt mir der Bildungsauftrag.

Wie gut, dass es da in der Praxis heute ganz anders war bisher. Keine Verständigungsprobleme zwischen Welten, auch wenn wir durch viele Welten bislang gereist sind. Es sind spannende Themen, die Menschen derzeit bewegen, ganz tiefe Fragen des Menschseins. Fast wie bei der Ausschreibung zum Putzvortrag. Wobei mir auffällt, dass eben genau das der Auftrag meines Lebens ist – Menschwerdung. Ob meine eigene oder das Begleiten anderer in diesem Prozess, der bereits im Tempel von Delphi formuliert wurde: „Erkenne dich selbst“, es ist letztlich alles eine Variation des nämlichen Themas. Die Frage erinnert mich an Felix Radicati, der Beethovens Streichquartette Opus 59 für schwer verständlich hielt und vom Meister angeraunzt wurde: „Sie sind auch nicht für Sie, sondern für eine spätere Zeit“. Vielleicht ist meine Zeit für den Putzvortrag einfach noch nicht reif! Oder besser gesagt für einen gelungenen Ausschreibungstext. Kommt Zeit, kommt Text. Allen einen reifen Marstag.

Ich freue mich riesig, dass Katja mir tolle Fotos geschickt habt. Ein wunderschönes zur Katjapremiere heute hier. Tusch!

Montags-Nachdenk-Input

Erstaunlich, was alles in einem Wochenende Platz findet. Am Freitagmorgen ging es um die Wesensglieder des Menschen und ihre Verbindung zu verschiedenen psychischen Erkrankungen, um auf solche Krankheitsbilder noch mit ganz anderen Augen zu schauen und daraus andere Wege zur Unterstützung der Klienten zu entwickeln. Der Nachmittag stand im Zeichen von Sigmund Freuds Gedankengut, am Samstag ging es um die Geschichte der Verhaltenstherapie bis hin zu den modernen Verhaltenstherapie-Techniken und den ersten Teil der psychogenen Störungen. Am Sonntagvormittag haben wir uns die Medikamente angeschaut, die bei psychischen Störungen verordnet werden, auch das ein wichtiges und so viele Menschen betreffendes Thema. Damit haben wir die Halbzeit im Ausbildungskurs überschritten, noch drei Wochenenden stehen bevor, dann kann die Gruppe nach einer Zeit des intensiven Studiums der Inhalte zur Prüfung gehen. Die Würzburger Gruppe startet am 24. Januar, wer sich für die Ausbildung zum Heilpraktiker, beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie interessiert, kann sich gern noch anmelden! Alle Infos auf der Homepage!

Am Mittwoch ist es soweit – die diesjährige Winterausgabe der GlücksWERKstatt startet um 19.30 Uhr. Ein Abend mit Kinderpunsch, Apfelcrumble und vorgelesenen Geschichten. Die Platzzahl ist begrenzt, bitte unbedingt rasch dafür anmelden!

Ich freue mich riesig auf das nächste Wochenende, da werden wir philosophisches Coaching als Thema haben und am Sonntag mit den Gedanken und Interventionen von Carl Rogers weitermachen, beides werden sehr intensive und schöne Kurstage.

Christoph war am Wochenende zwei Tage bei verschiedenen Hang-Workshops bei Petra Eisend in Schweinfurt, denn Handpans oder Hangs sind wunderbare, faszinierende Instrumente, die uns tief im Inneren berühren können. Toll, dass es mit Petra Eisend eine Fachfrau in der Nähe gibt, wo man sich gut informieren und praktisch tun und schnuppern kann.

Allen, die sich derzeit mit grippalen Infekten und anderen Malesten herumplagen müssen, wünsche ich von Herzen gute Besserung und uns allen einen wunderbaren Start in die letzte Novemberwoche dieses Jahres! Dann haben wir nur noch ein Blatt auf dem Kalender, das geht schnell vorüber. Hoffen wir auf ruhige Tage, die uns zu dem bringen, um das es in dieser Zeit eigentlich geht.

 

Die leckeren Pralinen hat Ursula gemacht und kalorienarm im Bild festgehalten

Uralte Türme

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

Rainer Maria Rilke, 1899, Sammlung: Das Buch vom mönchischen Leben

 

 

Den Turm hat Ursula fotografiert. Dankeschön!

Wochenend-Nachdenk-Input

Au weia. Wie trickreich! In einer großartigen Eurythmieausbildung erhielten wir die ersten vier Zeilen des Textes und bezogen sie artig auf Feuer, Wasser, Luft und Erde. Wir waren begeistert, dass Schiller in vier Zeilen zackbumm! erklärt, wie die Welt funktioniert. Und jetzt das – ich entdecke, dass es der Anfang eines Loblieds auf den Punsch ist. Ich muss sagen – mein Weltbild geriet heute ernstlich ins Wanken. Das beginnt so groß, da denkst du dir, wie ein Dichter das schafft, die Welt in vier Zeilen und was ist? Punsch. Das erinnert an Weihnachtsmarktgedudel und Gedränge. An Tassen mit grusligen Hirschen drauf (von denen die wenigsten wissen, was es damit an Weihnachten auf sich hat, ich sage nur – Cernunnos!). An gebrannte Mandeln, heiße Maroni und Christbaumschmuck in pink. Und Herrn Schiller schiebe ich jetzt mal für ein paar Wochen weit nach hinten ins Gehirn, wir müssen uns erst wieder befreunden. Dafür rücke ich Goethe vor, den schob ich neulich nach hinten, weil es mich frustriert, dass ich nach wie vor keine Fortschritte in der Lektüre des Gesamtwerks mache. Das Lesezeichen baumelt an der gleichen Stelle wie im Sommer. Nun, der Mensch braucht Ziele im Leben, also darf das Lesezeichen baumeln, ich bin beruhigt, es kommt von Goethe vorerst nix Neues hinzu, denke ich mal froh.

Das Wochenende steht im Zeichen von Sigmund Freud, der Verhaltenstherapie und den Angst- und Zwangserkrankungen, Kurs für die angehenden Psychoheilpraktiker ist angesagt. Das ist von den Themen her toll und bietet den Teilnehmern zum Bergfest (jawohl, der halbe Kurs ist am Samstagmittag geschafft!) einen Moment des Durchschnaufens, ehe es ans wahrhaft Eingemachte von den Themen her geht.

Die kommende Woche bietet am Mittwoch die GlücksWERKstatt in ihrer Weihnachtsversion an. Ehe der gesamte Trubel losgeht, werden wir uns still und leise zu Apfelcrumble und KINDERpunsch (tja, Schiller!) und Tee zusammensetzen und ich lese euch wieder besinnliche Geschichten vor. Dieses Jahr aus den Federn von … verrate ich euch am Mittwoch ab 19.30 Uhr. Wer da noch mit dabei sein will, möge sich hurtig bitte anmelden, wenn die Tafel belegt ist, ist Anmeldeschluss, 10 Euro Beitrag. Dann haben wir noch ein ganz besonderes Highlight in diesem Jahr, das ich euch so gern ans Herz legen möchte – den Vortrag über den „Tempel von Kos und die antike Naturheilkunde“. Eine großartige Anlage und eine geniale Art, das Thema nachhaltige Gesundheit anzugehen. Der Vortrag ist am Donnerstag, 5.12., 19.30 Uhr, bitte anmelden, 10 Euro. Unser letztes Würdekompass-Treffen ist am 9. 12. um 19.30 Uhr und ist offen für alle Neulinge und Interessenten, kostenfrei, bitte anmelden.

Allen ein erholsames Wochenende mit einer guten Tasse Tee, einem schönen Buch und weit weg von allem Trubel.

Ursula hat auch den sich einkuschelnden Essigbaum für uns fotografiert. Danke!

Punschlied

Punschlied
Vier Elemente,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die Welt.
Presst der Zitrone
Saftigen Stern,
Herb ist des Lebens
Innerster Kern.
Jetzt mit des Zuckers
Linderndem Saft
Zähmet die herbe
Brennende Kraft,
Gießet des Wassers
Sprudelnden Schwall,
Wasser umfänget
Ruhig das All.
Tropfen des Geistes
Gießet hinein,
Leben dem Leben
Gibt er allein.
Eh es verdüftet,
Schöpfet es schnell,
Nur wenn er glühet,
Labet der Quell.

Friedrich Schiller, 1759-1805

Der Alkoholvariante schieben wir den von Ursula fotografierten Riegel vor. Ein Obstsaftpunsch erfüllt den nämlichen Zweck.

Freitags-Nachdenk-Input

Feuer übt auf viele Menschen eine tiefe Faszination aus, gleiches gilt für die anderen Elemente wie Wasser, Erde und Luft. Wir staunen darüber und wissen sehr wohl, dass diesen vier Elementen gigantische Kräfte innewohnen, die zerstören können in Momenten.

Kaminfeuer ist für viele Menschen in diesen nasskalten Tagen ein echtes Lebenselixier. Bei mir tut es eine Tasse Tee und warme Socken auch, vielleicht weniger romantisch. Im Moment ist es auch ein gutes Stück Arbeit, zwischen allen schniefenden, hustenden und sonstwie kranken Menschen den Kopf oben zu behalten, finde ich. Natürlich ist es Bestandteil meines Berufs, dass ich mit Menschen zu tun habe, denen es nicht gut geht, aber das bezieht sich im Moment eben auch massiv auf körperliche Geschehnisse bei den Menschen. Die einen haben Knochenschmerzen wegen der Kälte, die anderen Gelenkprobleme wegen der nassen Kälte und der Rest schnieft, die ganz Bemitleidenswerten haben Brechdurchfall.

Mein Eindruck ist, dass immer mehr Menschen krank draußen herumhopsen, anstatt ein paar Tage lang tüchtig das Bett zu hüten und zu genesen. Die heftigste Ansage zur Begründung war: „Ich nehme am Kurs teil, weil ich daheim auch nur drin bin, da kocht aber keiner für mich“ – dass sich 15 Leute anstecken, ist da nicht relevant. Ich staune und weiß nicht so genau, wie ich solche Haltungen einstufen soll. Mein erster Gedanke ist einfach nur „geht’s noch?“ Auch ein beliebtes Argument: „Mich pflegt ja keiner, wenn was ist, also komme ich“ – finde den Fehler.

Liebe Kranke – gesund wird man im Bett, in dem man viel schläft, viel trinkt und warme Suppen isst. Ansonsten braucht der kranke Mensch weder Unterhaltung noch Kurse noch Kontakt zu vielen Menschen, im Gegenteil. Er braucht Ruhe, Ruhe, Ruhe, vielleicht Wadenwickel (das kann man problemlos selbst machen) und einen kalten Waschlappen auf der Stirn. Allen kranken Menschen gute Besserung und allen noch Gesunden – gutes Durchhalten. Lachen ist eine gute Vorbeugung und Händewaschen soll helfen. Ansonsten gilt auch da: viel trinken, viel schlafen und warme Suppe essen.

Allen einen gesunden und gesundenden Freitag.

 

Die frühwinterliche Vogelversammlung hat Manuela mit der Kamera festgehalten. Danke!

Feuer

Feuer an sich ist weder gut noch böse. Wärmt es uns, so freuen wir uns an ihm. Brennt es uns, so sind wir ihm gram. Ebenso verhält es sich mit der Welt.

Swami Vivekananda, 1863-1902

Die brennenden Scheite im Kamin hat Ursula fotografiert. Danke!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Ein spannender Tag heute! Buß- und Bettag ist schulfrei, aber nicht für die Lehrkräfte und so hatte ich die Freude, ein Musikschulteam zu coachen. Musiker sind ein besonderer Menschenschlag, sprechen sie doch die Sprache, die überall auf der Welt verstanden wird. Egal, wo man ist, es gibt Musik. Und wo Menschen singen und musizieren, sind sie verbunden.

Musikschulen haben es schwer. Die Kinder sind heute zwischen vielen Terminen hin- und hergerissen. Sie sollen gut in der Schule sein, aber auch Sport und Musik machen, Zeit für Spielen und was sonst noch haben. Oft genug fällt das Instrument weg, weil „überflüssig“ und das ist leider ein Denkfehler. Auf keinen Fall! Wer ein Instrument lernt, überwindet jeden Tag Hindernisse, denn bis man ein Instrument gut beherrscht, braucht es Jahre. Frustration skills – das hast du frei Haus beim Instrumentalunterricht, denn die Finger brauchen lange, bis sie die Töne richtig treffen. Musizierende Kinder sind schlauer, sie können sich wesentlich besser konzentrieren, sie sind in Sprachen vorne dran, sie lernen zudem die beste Sprache der Welt, sie hören hin und wenn sie größer werden und in Ensembles spielen können, lernen sie nicht nur wunderbar Gemeinschaft, sondern auch das Lauschen auf die anderen, denn ein Orchester ist keine Ansammlung von Solisten, sondern ein co-kreative Gemeinschaftsleistung. Das Erlernen eines Instruments ist eine hervorragende Charakterschulung und es trägt wesentlich zur Herzensbildung bei. Alles im Universum ist Klang und was schult es den jungen Menschen, wenn er an Bach und anderen Komponisten Harmonie lernt, die klare Struktur eines Stücks. Oper ist Drama pur – wo kann man Gefühle besser umsetzen als in der Musik?

Wer als Eltern sein Kind ein Instrument erlernen lässt, schenkt ihm eine Basis, die es sein Leben lang tragen wird, denn seinem Instrument kann man immer trauen, es ist ein Freund fürs Leben.

Ich wünsche mir sehr, dass es heute gelungen ist, den Lehrkräften, die mit so vielen Fragen kämpfen müssen von Geldmangel über Abbrechen der Ausbildung, Durchhaltevermögen, Vergesslichkeit, nicht Üben und vielen anderen Dingen mehr, wieder Mut zu machen für diese eminent wichtige und so sehr menschenbildende Arbeit. Eltern – lasst euer Kind ein Instrument lernen. Es wird niemals einsam sein und immer anders in der Welt stehen als andere Kinder. Und ja – das ist ein langer und steiniger Weg, aber wer ihn geht, hat lebenslang etwas, das er machen kann. Musik kannst du bis ins höchste Alter spielen und genießen. Die meisten anderen Dinge, die unsere Kinder tun, nicht.

Allen einen musikalischen Jupitertag, vielleicht mit Gustav Holsts Planeten, da gilt Jupiter als Bringer des Frohsinns.

Danke an Steffi für das herrliche Foto!

Mittwochs-Nachdenk-Input

Viktor Frankl sagt, dass selbst ein anscheinend vertanes Leben durch Selbsterkenntnis sinnhaft werden kann. Diese These könnte manches Leben retten. Wie oft sind Menschen der Meinung, ihr Leben sei vergeudet gewesen, sie wären fehl am Platz auf dem Planeten, ihre Wünsche, Vorstellungen und Pläne – zerstört, geplatzt, vergangen, verspielt, vertrunken, versunken im Nichts der Zeit. Das ist wirklich schlimm, wenn so viele Träume geplatzt sind, sich Ideen und Ziele weder umsetzen noch gar erreichen ließen, das Glück nach kurzer Zeit zerbrochen ist.

Und doch, sagt Frankl, und dennoch! Selbsterkenntnis schenkt uns einen Blick auf den Sinn dieses Daseins, auch wenn es vermeintlich umsonst war. Wenige Menschen sind wie Frankl berufen, solche Thesen aufzustellen, denn er arbeitete mit unzähligen Suizidpatientinnen, überlebte das KZ, das seine Familie ausgelöscht hat und veröffentlichte darüber sein Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen“. Frankls Lebensthema war der Sinn und sein Wunsch, dass alle Menschen den Sinn ihres Lebens entdecken. Modern ausgedrückt würden wir sagen – ihr Ikigai finden, der Grund, weshalb sie morgens aufstehen.

Wir leben in privilegierten Zeiten. So vieles können wir sagen, meinen, denken, tun, probieren, scheitern und neu beginnen. Zu keiner Zeit war das so. Im Mittelalter konnte keiner aus seiner Schicht leicht nach oben kommen, nach unten war nie das Problem. Farbige Kleidung vor Jahrhunderten – Privileg der Oberschicht wie Schuhe, bestimmte Hüte, ein Dach über dem Kopf. Machen wir uns bewusst, in welchen Möglichkeiten wir sein dürfen.

Auch wenn alles verspielt, verloren scheint – „Die Nacht, in der das Grauen wohnt, hat auch die Sterne und den Mond“, hat Mascha Kaléko sinngemäß gesagt. Es gibt keinen Tag, der uns nicht staunen lassen kann ob der Wunder der Natur oder ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Der Karthäuserkater, der derzeit jeden Tag im Garten lauert, hat heute die Spitzmaus nicht erwischt. Er saß vor ihrem Loch und sie nutzte den Hintereingang, trippelte ganz nah an ihm vorüber und verschwand elegant hinter seinem Schwanz. Ein kleiner Moment der Freude. Und so gibt es viele Sternsekunden jeden Tag, wenn wir uns auf die Suche nach ihnen machen. Bedenken wir, dass es an uns liegt, ob wir ein Lächeln aussenden und eines zurückbekommen. Und nutzen wir die stillen Momente, um durch das nicht immer einfache Tal der Selbsterkenntnis das Sinntor zu finden.

Allen einen beweglichen und bewegten Merkurtag.

 

Steffen hat die Butterlämpchen in China fotografiert. Wenn jeder sein Licht – und habe es auch nur die Größe eines Butterlämpchens – nicht UNTER, sondern AUF den Scheffel stellt: schaut doch mal, wie hell nur ein paar Butterlämpchen machen! Raus mit euren Leuchten! Gemeinsam machen wir den Planeten zu einem Ort des Willkommenseins und Nachhausekommens.

Durch Selbsterkenntnis zum Sinn

 

 

Selbst ein Leben, das wir anscheinend vertan haben, lässt sich noch rückwirkend mit Sinn erfüllen, indem wir gerade durch die Selbsterkenntnis über uns hinauswachsen.

Viktor Frankl

Die kleine feine Brücke hat Steffen in China entdeckt. Danke!

Dienstags-Nachdenk-Input

Mehrere Menschen haben mir heute gesagt, es sei gestern schon um vier fast dunkel gewesen und sooo nasskalt. Nun, wir haben Ende November, da darf es nasskalt und dunkel sein. Wir brauchen das! Ja! Wenn wir das ganze Jahr Sonne hätten, wären wir sicherlich nicht zufrieden, wir schätzen die Sommerwärme, weil wir sie nicht immer haben. Wie herrlich sind der Herbstnebel, die frühe Dunkelheit, die so lange Zeit der Dämmerung dazwischen. Zwischen Tag und Traum ist mehr Luft jetzt, der Tag gleitet langsam aus, das ist ein schöner Prozess, der im Außen schon zeigt, wie es geht: Nach der Arbeit am Tag gibt es diese Übergangsstunden, in denen man seine heimische Kruschelarbeit macht, isst, sich hinsetzt und im Winter einfach wunderbar denken, lesen, lernen und sich austauschen kann.

Der Sommer ist das Draußensein, das Geschwatze, das Lockerleichte, vieles ist unverbindlich, weht so vorbei. Der Herbst ist gemächlich und er kann bissig werden mit seiner Kälte, die in die Knochen kriecht. Dann fällt uns auf, dass wir Wärme bewusst brauchen, die beste die ist, die wir selbst durch Bewegung erzeugen. Nach all dem Herumgeflatter des Sommers darf Einkehr sein.

Hygge nennen es manche Länder. Ich nenne es Klarheit und Ruhe, Besinnung in der Bedeutung von „wesentlich werden“. Die Fülle des Sommers weicht der Schlichtheit. Wie leuchtet jetzt eine Hagebutte im Nebel! Das wäre im Sommer sinnlos, nie fiele sie auf in der Fülle. Erst jetzt kommen die herrlichen Schlehen in den Fokus, ich warte auf den drei Nächte anhaltenden Frost, damit sie geerntet werden können. Das ist so mühsam, stachlig und schwierig. Per aspera ad astra. Dafür bekommen wir Schlehensaft, der fast das gesamte Jahr brauchte von Blüte bis Ernte, keine Pflanze bei uns nimmt so viele kosmische Einflüsse in Blüte bis Frucht auf wie Schlehen, was sie unverzichtbar macht in der Rekonvaleszenz und zur Unterstützung einer Hülle, die uns schützt gegen das allgemeine Geniese und Gehüstle, das uns nun überschwemmt.

Der Herbst ist eine Feier des Alleinseins. Oh ja, das kann ein extrem schwieriger Zustand sein, das Alleinesein und ist für viele Menschen enorm schmerzhaft, weil ungewollt. Und doch ist es ein not-wendiger Zustand, das Alleinesein. Das auf sich geworfen Sein, das Wegfallen von Vorstellungen, Ansichten, Meinungen über sich selbst. Die Reduktion auf das, was wahrhaft ist, so wenig es auch sein mag. DAS ist das Ausgangsmaterial, in das zur Mitwinternacht das neu geborene Licht einziehen mag. Bis dahin muss der ganze Blingblingblendaufputz weggeräumt sein, sonst hat das Neue keinen Platz. Und dafür ist der Herbst perfekt, der im Außen mit dem Blätterfall, der Dunkelheit, den Nebelschwaden anschaulich aufzeigt, was zu tun ist. „Erkenne dich selbst“ – wann, wenn nicht jetzt? Wer, wenn nicht du?

Allen einen tatkräftigen Marstag.

 

Das feine Nebelbild hat Ursula gemacht, extra zu meiner Freude. Danke dir!