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Was Kinder lernen

Wenn ein Kind kritisiert wird, lernt es, zu verurteilen.

Wenn ein Kind angefeindet wird, lernt es, zu kämpfen.

Wenn ein Kind verspottet wird, lernt es, schüchtern zu sein.

Wenn ein Kind beschämt wird, lernt es, sich schuldig zu fühlen.

Wenn ein Kind verstanden und toleriert wird, lernt es, geduldig zu sein.

Wenn ein Kind ermutigt wird, lernt es, sich selbst zu vertrauen.

Wenn ein Kind gelobt wird, lernt es, sich selbst zu schätzen.

Wenn ein Kind gerecht behandelt wird, lernt es, gerecht zu sein.

Wenn ein Kind anerkannt wird, lernt es, sich selbst zu mögen.

Wenn ein Kind in Freundschaft angenommen wird, lernt es, in der Welt Liebe zu finden.

Über dem Eingangsportal einer tibetischen Schule

Karfreitags-Nachdenk-Input

 

Mein ältester Bruder ist an einem Karfreitag verstorben, keinen Monat alt. Angesteckt mit Gehirnhautentzündung auf der Säuglingsstation. Damit meine Eltern an diesem Schmerz über ihren Erstgeborenen nicht zerbrechen, kam ich ins Rennen. Ich denke immer wieder darüber nach, wie grauenvoll es für junge Eltern ist, ein Kind zu verlieren, egal, ob das im Säuglingsalter, als Ungeborenes oder auch später im Leben der Fall ist. Und was all diese Schicksalsschläge für Konsequenzen haben, ob das nun in der Biographie der Eltern, der Geschwister oder anderer Angehöriger der Familie ist, es beeinflusst in jedem Fall.

So, wie der Tod immer einen großen Einfluss hat. Am einschneidendsten vermutlich für den, den er ereilt, aber oft genug auch sehr schmerzhaft und schwierig für die hinterbleibende Familie. Mit einem Schlag tritt die Endlichkeit ins Bewusstsein und es entsteht daraus oft die tiefe Frage – was ist der Sinn meines Lebens? Ich glaube, diese Frage ist DIE Lebensfrage überhaupt. Und sie sollte Bestandteil meiner täglichen Überlegungen sein, nicht nur dann, wenn das Schicksal von außen klopft.

Vielleicht gibt es an diesem Karfreitag eine Zeit der Stille, in der wir nachdenken, in uns gehen können zu der Frage: wer bin ich? Wo komme ich her, wo gehe ich hin und wie gestalte ich das Dazwischen so, dass ich rückblickend sagen kann – ja, ein gutes, ein gelungenes Leben? Machen wir Fehler, probieren wir aus und machen wir Erfahrungen. Nie werden wir die Fehler bereuen, aber alles, was wir niemals angepackt haben, weil es immer ein „irgendwas“ geben kann, was dagegen spricht. Alle glaubten, etwas ging nicht, bis einer kam, der das nicht wusste und es einfach machte – so lautet ein recht wahrer Spruch. Sei der, der nichts von Gegenargumenten wusste und mach dein Ding. Einfach so, weil nur das kannst. Go!

Gründonnerstags-Nachdenk-Input

Der Winter naht nun gerade nicht mehr, nicht mal mehr bei GoT-Fans, die wissen inzwischen, wie es weitergeht (und ich bald auch, hoffe ich). Diesmal naht Ostern und ich glaube, das gehört zu den Feiertagen im Jahr, die den wenigsten Menschen wirklich im Bewusstsein sind. Die meisten nehmen Feiertage heute als freie Tage gern mit. Ein Leben mit dem Jahreskreis ist nicht mehr en vogue. Da habe ich es ganz gut mit dem keltischen Jahreskreis, der meinem Herzen nahe und meinem Bewusstsein präsent ist.

Ostern macht eine Ausnahme im christlichen Jahreslauf, dieses Fest hat eine tiefe Bedeutung für mich. Natürlich freut einen Weihnachten vom Thema her mehr, wir alle sind aus dem Häuschen in den meisten Fällen, wenn ein kleines Kind hereinschneit und alles durcheinanderwirbelt, wohingegen der Tod eines der meistgefürchtetsten Tabuthemen der Gesellschaft sind. Was für ein ausgemachter Unsinn, denn wir haben nur zwei Sicherheiten im Leben – die eine ist, dass alles, was lebt stirbt, die andere, dass nichts bleibt wie es ist. Den Tod aus der Gesellschaft auszugrenzen, outzusorcen in Palliativstationen, an den optischen Rand des Lebens ist genauso unsinnig wie das Alter zu leugnen und zu missachten oder Menschen mit Behinderung (ebenfalls optisch) zu entfernen.

Ostern ist gerade das alles nicht. Es geht um Wahrheit, um Wahrhaftigkeit, um Erkenntnis, dass der Tod kein Ende ist, um eine tiefe Liebe zu Menschen und um unsere Zweifel. Dem Tod entkommt keiner, selbst Gottes Sohn fragt, ob dieser Kelch an ihm vorübergehen kann. Schnitter Tod schneidet alle gleich, weshalb er im Mittelalter als Totentanz viel präsenter war, wie man wunderbar im historischen Museum in Basel erleben kann, dort besucht Gevatter Tod den König ebenso wie den Bettler. Der Tod ist vermutlich die einzige Gerechtigkeit, denn er holt jeden.

Was ich aber viel spannender finde ist die Frage, was danach kommt. Clemens Kubys Film über den Karmapa, der seine nächste Inkarnation regelmäßig vorhersagt und just genau an diesem Ort bei dieser Familie stets gefunden wird, erzählt die Geschichte der Reinkarnation, die in vielen Völkern der Erde normales Gedankengut ist.

Ostern gibt einem eine gute Gelegenheit, über die Frage von Schuld nachzudenken, denn wie wäre alles weitergegangen ohne den Verrat von Judas? Den Umgang mit dieser Schuld ist zu bedenken (Judas erhängt sich), die sieben Worte Jesu am Kreuz sind innerlich zu bewegen, während die Glocken schweigen und an den Moment erinnern, in dem der Tempelvorhang riss und schwarze Wolken sich am Himmel ballten.

Vielleicht sind die Ereignisse der Karwoche, von der Fußwaschung bis zur Begegnung der Jünger auf ihrem Gang nach Emmaus wesentlich mehr als die Beschreibung des gewaltsamen Todes eines Mannes, der das System mit gewaltfreiem Widerstand bis heute veränderte. Die Frage, die mir daran aufscheint, ist – was sagt es mir jetzt, in diesen Umbruchwelten, in denen wir gerade leben? Wenn ein einzelner Mensch auch nach weit über 2000 Jahren so viel bewegen kann, wieso zweifeln wir dann so gern, dass wir nichts ausrichten können gegen Ungerechtigkeit und fehlende Liebe? Er hatte weder Geld noch eine gute PR-Maschine (das brachte erst die Zeit nach ihm), war weder Politiker noch führender Wissenschaftler. Er war nur Eines, und genau davor haben wir am allermeisten Angst im Leben (wenn es nicht die Angst vor dem Tod ist): dass wir Menschen sind. Vollkommen menschliche Menschen. In diesem Sinne allen bedenkenswerte Tage, deren Beginn an diesem Gründonnerstag ist. Ostern ist ein bisschen mehr als Hasen und Eiersuchen, Schokowahn und Fressorgien. Es ist die Frage nach dem tiefsten und höchsten Moment im Leben eines Menschen – dem Tod und dem Erlebnis, im Licht der Liebe wiedergeboren zu werden, bereit, das Gewesene zu bedenken und das Neue als Gussform vorzubereiten. Vielleicht. Vielleicht ist alles ganz anders. Wir werden es wissen, wenn es soweit ist.

Mittwochs-Nachdenk-Input

Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um? So wie mit uns selbst? Beim Welt im Wandel-Kongress am Wochenende klang oft das Thema Lebenssinn an, aber auch die Frage danach, wie wir mit uns selbst umgehen. Das ist die Grundlage für unseren Umgang mit dem Gegenüber und letztlich der Welt.

Konstantin Wecker stellte vor Jahren fest: „Wer nicht genießt, wird ungenießbar“. Damit ist vielleicht gemeint, dass alles seine Zeit hat. Es gibt eine Zeit des Arbeitens, eine Zeit des Schlafens, des Feierns, des Dankens, des Gesprächs, der Stille. Stille, Schweigen, Gebet – auch das war bei diesem Kongress in vielerlei Vorträgen Thema, aus verschiedenen Blickwinkeln und unterschiedlichen Intentionen heraus. Wir verlernen gerade, still zu sein, das Schweigen wertzuschätzen. Permanent wollen wir uns zulärmen lassen.

Es braucht die Zeiten des Rückzugs von dem Lärm der Welt, damit wir wieder in ein angemessenes Verhältnis zu den Dingen finden. Oft wird manches überschätzt. Nur weil es laut und nervig ist, ist es nicht wichtig, das haben wir bereits beim Tamagotchi vor Jahren gesehen, oder? Heute sind es die anderen Taschenkobolde, die uns Lebenszeit rauben und deren Technik sich immer weiter ausbreitet mit ungeahnten Folgen für den Planeten. Es geht nicht nur um Elektronikschrott und Plastikmüll, um 5 G und anderes, sondern es geht darum, was unsere Aufmerksamkeit fesselt.

Hier müsste man fast die drei Siebe des Sokrates auch auf diesen Lebensbereich ausdehnen und fragen: Ist es wahr? Ist es gut? Ist es  notwendig? – Mal Hand aufs Herz, wie viel von dem, womit wir uns tagein, tagaus befassen, erfüllt diese Kriterien? Mehr von Wahrem, Gutem und Not-Wendigem.

Allen einen frühlingskräuterigen Mittwoch!

Nicht umsonst heißt es Prachtspiere. Lieben Dank an Theresa für das Foto vom Garten.

Dienstags-Nachdenk-Input

Der Kongress Welt im Wandel vom Wochenende wird noch eine Weile nachklingen. So viele Referenten, so viel Input, herrlich. Besonders beeindruckend Dr. Milan Meder, Gerald Hüther, Dieter Broers und Dr. Probst. Selten habe ich einen so derart wachen Menschen gesehen wie diesen Rohkostvertreter, der so klare Worte gefunden hat, dass es mich fast vom Stuhl gerissen hätte. Ein wandelndes Lexikon an Zitaten von Bibel bis Goethe, Silesius und vielem mehr, gepaart mit klaren Ansagen oder besser Absagen an die modernen Errungenschaften. Nicht dass er sie verteufelt hätte, nein, er machte nur deutlich, welchen Preis wofür zu bezahlen ist.

Auch Hüthers Vortrag – wofür leben wir? Was macht Menschen zu Menschen, was ermöglicht uns die Entfaltung von Potential jenseits eines kranken Egoshootings?

„Wer ein Warum zu leben hat erträgt auch jedes Wie“ wird Nietzsche zugeschrieben und kaum jemand hat sich so intensiv lebenslang mit der Frage nach dem Lebenssinn befasst wie Viktor Frankl, der vier KZs überlebt hat. Sinn des Lebens – es gibt keine zentralere Frage in jedem menschlichen Dasein. Nichts ist wirklich so Leben schenkend oder zerstörend wie die Frage nach dem Sinn oder wenn man erkennen muss, dass man seinem Sinn nicht folgt. Dieter Broers fand anrührende Worte: Wo die Freude ist, da geht es lang, denn Freude ist Liebe in Aktion. Liebe in Aktion – ist das nicht total klasse? Ich finde, wir können gar nicht genug Liebe in Aktion haben. Freude macht den Menschen zum Menschen, lässt uns alle strahlen und aufblühen. Menschen, die Freude in sich tragen und sie in die Welt hinausschenken, sind Sinnstifter, Quellen der Inspiration. Da fällt mir ein Satz aus dem Film Home Project ein: Es ist zu spät, um Pessimist zu sein.

Frage: Was bringt dich in die Freude? Wo schenkst du Liebe in Aktion?

Montags-Nachdenk-Input

Was für ein Wochenende. Zwei Tage lang Dauerinput beim Welt im Wandel-Kongress im Würzburger Congresscentrum. Bernard Jakoby machte den Anfang, gefolgt von Ilan Stephani, Sabine Linke, Clemens Kuby, Dr. Folker Meißner, Dieter Broers, Braco mit dem magischen Blick, am Sonntag dann Dr. Karl Probst, Dr. Norbert Preetz, Dr. Milan Meder, Alexander Kalenjuk, Bahar Yilmaz und Jeffrey Kastenmüller und als krönenden Abschluss Dr. Gerald Hüther. Dazwischen Musik mit Karin Simon und Betty Heller, zahllose Stände mit ihrem Angebot an Büchern und Sonstigem – eine runde Sache.

Berge beschriebener Zettel liegen vor mir und warten darauf, in den nächsten Tagen erfasst zu werden, um festzuhalten, was mir notierenswert schien. Größer sind die Berge an Büchern und Broschüren, die vermutlich Monate in Anspruch nehmen werden. Der zweite Kongress für uns jetzt innerhalb weniger Wochen und damit auch Ende der Kongressphase 2019. Ich liebe solche Inputmarathons, es macht mir Freude, von frühs bis abends zuhören und lernen zu dürfen, pro Tag einen Block vollzuschreiben und spannende Begegnungen in den Pausen zu haben. Menschen, die man sonst nur von Filmen und anderen Datenträgern kennt, direkt live und in Farbe, zum Anfassen und Ansprechen zu haben ist toll, oder wie Milan Meder es so schön sagte: Wir kochen alle mit demselben Wasser. Jep. DANKE für ein unglaubliches Wochenende! Chapeau den Veranstaltern, dieses Mammutwerk auf die Bühne gebracht zu haben. Inspiration für Wochen.

Allen einen guten Start in die letzte Woche vor Ostern mit hoffentlich wunderbaren Tagen. Nach den gestrigen Schneeflocken auf dem Weg ins CCW am Morgen bin ich gespannt, ob wir dieses Jahr die Obstbaumblüte gut überstehen werden.

Danke an Ursula für das tolle Waldbild.

Ent-Wicklung

Wie kommen wir aus unseren Verwicklungen heraus? Durch Ent-Wicklung.

Gerald Hüther beim Welt im Wandel-Kongress Würzburg am 14. 4. 2019

Riesendanke an Ursula für das wunderbare Entwicklungsfoto.

Wochenend-Nachdenk-Input

 

Zweifel sind Verräter – so nennt es Shakespeare. Ich finde, Zweifel sind die größten Verhinderer, die wir uns selbst in den Weg legen können. Glaubenssätze der Marke „wer bin ich denn, dass ich das machen könnte“ oder „wie kann ich das nur wagen, das steht mir gar nicht zu“, „bleib bei deinen Leisten“, „blüh wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein“ sind es, die unsere Versuche, Großes zu wagen, boykottieren.

Am Donnerstagabend ging es in der Alten Synagoge in Kitzingen beim Vortrag „Inneres Herzgold“ ein bisschen um diese Frage. Wir haben uns mit Viktor Frankl beschäftigt, Carl Gustav Jung und der Frage, was Ikigai denn ist. Ikigai, ein japanisches Wort, bedeutet „das, wofür es sich zu leben lohnt“. Es beschreibt den Grund, warum wir morgens aufstehen, uns anziehen und uns ins Abenteuer Leben werfen. Alle Menschen sind einzigartig, alle Wesen sind Schöpfer ihrer Realität und wie oft stapeln wir tief, halten das Licht unter dem Scheffel und wundern uns massiv über die kollektive Dunkelheit, aus der heraus dann vielleicht nicht ganz so gute Lichter eine Strahlkraft entwickeln, die ihnen gar nicht zusteht.

Also – weg mit den Selbstzweifeln, weg mit den Glaubenssätzen, her mit eurem Ikigai! Was ist DEIN Grund, morgens aufzustehen? Und nein, pinkeln zu müssen reicht nicht als Argument.

Ein schönes Wochenende mit einer hoffentlich erfolgreichen Suche nach eurem Ikigai! Danke an Silke für das Foto!

Zweifel sind Verräter

Unsere Zweifel sind Verräter und führen häufig dazu, dass wir das Gute, das wir erreichen könnten, nicht erreichen, weil wir den Versuch, es zu bekommen, gar nicht erst wagen.

William Shakespeare

Danke an Silke für das klasse Foto!

Freitags-Nachdenk-Input

Freude – diesen Zustand wünschen wir uns möglichst oft. Wir glauben, dass Freude etwas ist, das „von außen“ kommt, uns „widerfährt“, dass Fortuna ihr Füllhorn über uns ausschüttet und dann erleben wir dieses schöne Gefühl von Freude.

Für mich ist Freude eher etwas, das aus mir heraus entsteht und wachsen darf. Ich freue mich, weil ich mich freuen WILL. Mein Tag wird nicht schöner durch schlechte Laune oder Traurigkeit. Natürlich gibt es Tage, an denen muss ich traurig sein, weil traurige Dinge geschehen. Tage, an denen nichts funktioniert und ich mich über mich selbst ärgere. Alle Gefühle haben ihren Platz und ihre Zeit. Dennoch finde ich Rudolf Steiners Bild von der „Meeresstille des Gemüts“ (aus dem Ergebenheitsgebet) wunderbar. Es besagt, dass alles seine Zeit und seinen Raum hat und wir danach zurückkehren können in diese Meeresstille des Gemüts. Ein Meer ist niemals still und ruhig. Klar kann es ein ruhiger Tag sein und die Wellen rollen gemütlich an den Strand, aber immer ist das Meer bewegt, erzählt, raunt sich Geschichten zu, wird die Oberfläche vom Wind gekräuselt, bilden Felsen und Riffe Hindernisse, die das Wasser umspült und wodurch es bewegt wird. Es ist also kein starrer Zustand gemeint, sondern etwas Flexibles. Ähnlich dem Bambus, der elastisch biegsam dem Wind standhält und genau darum nicht bricht.

Meeresstille des Gemüts bedeutet also nicht, starr und ignorant allen Gefühlen gegenüber zu sein, sondern sie wahrzunehmen, zu leben, zu erleben und in diese flexible Mitte zurückzukehren, die Ruhe ist, aber auch Achtsamkeit auf das, was ist. „Nichts war, nichts wird sein, alles ist und hat Wesen und Gegenwart“ (Hesse, Siddhartha)

Allen einen wunderbaren Venustag mit vielen Momente der Bewegung und der Meeresstille.