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Freitags-Nachdenk-Input und Bitte

Das Haus ist wieder leer, die Feiertage sind vorbei. Jetzt kommen hier bei uns intensive Klausurtagungstage. Alles ist freigeräumt, das Klassenzimmer ist leer bis auf vier aneinandergestellte Tische. Überall sind große Papierbahnen ausgelegt, das Flipchart mit einem frischen Block bestückt und Tee en masse steht bereit. Wir werden jetzt drei Tage hinter Schloss und Riegel verschwinden und das Jahr in dem Maße planen, wie man es eben planen kann, wenn das Leben es oft anders meint. Deswegen braucht es halt doch Terminierungen.

Neue Ausbildungen sind am Entstehen wie unser LebensKUNSTseminar, das will ebenso besprochen werden wie Schülerzahlen und vieles mehr rund um Praxis und Schule. Was ist gut und bleibt, was ist nicht gut und geht? Was sind gemeinsame Projekte, wer macht welche Teile bei was alleine? Wie waren die ersten Monate mit der neuen Homepage? Wo ist Verbesserungsbedarf?

Da es eine Schule für euer Fortkommen, für eure Bildung, für eure Entwicklung ist, legen wir euch nun heute diese Frage ans Herz: WAS wünscht ihr euch, was fehlt euch, was sollen wir für euch entwickeln und anbieten? Welche Bedürfnisse habt ihr? Wo braucht ihr Ausbildungsangebote und was kann eurer Meinung nach auf Nimmerwiedersehen verschwinden?

Wir sind für euer Feedback von Herzen dankbar, gern auch direkt per Mail an uns, wenn euch das lieber ist. Wir freuen uns über jede Form des Feedbacks, denn wir können nur optimale Kurse anbieten, wenn wir wissen, was ihr euch wünscht und was nicht. Also gern her mit euren Kommentaren. Wir danken euch sehr und freuen uns auf eure Meinungen und Ideen und Wünsche!

Allen einen guten Freitag in dieser superkurzen Arbeitswoche vor Jahresende.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Viele haben diese Woche zwischen den Jahren frei. Zeit, um die Rauhnächte bewusst zu erleben und ein bisschen in die Stille zu gehen. Für andere sind diese Tage enorm stressig, weil sie arbeiten und ab dem heutigen Tag die großen Umtauschaktionen losgehen – Geschenke, die den Geschmack des Beschenkten nicht getroffen haben, werden in Tauschbörsen und Geschäften gegen besser passende umgetauscht. Ich wundere mich über solche Dinge. Wenn ich jemandem etwas schenke, überlege ich vorher, was ihn erfreut und wenn ich den Menschen nicht so gut kenne, frage ich, was er sich denn wünscht oder woran er Freude hat. In aller Regel können einem die Leute das sehr wohl sagen, was sie gern hätten. Manche sagen auch ganz klar, dass sie lieber eine Spende haben wollen oder einen Gutschein. Besser als grüne Socken für Leute, die stets grau oder blau tragen.

Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen, heißt es im Sprichwort. Ich hoffe, alle sind gut durch die Feiertage gekommen, haben sich gefreut, Zeit mit der Familie zu verbringen oder es genossen, mit Freunden unterwegs zu sein oder ganz in Ruhe und Frieden für sich zu bleiben. Wir haben heute alle Möglichkeiten. Im Vorfeld ist mir in diesem Jahr aufgefallen, wie stark fixiert die Menschen auf diese paar Tage waren – als ob Weihnachten dazu da wäre, Erwartungen, die gigantisch sein können, zu erfüllen. Solches Ansinnen kann nur schiefgehen. Eine Nullerwartung wäre vermutlich schlauer. Was soll denn an solchen Tagen schon laufen? Versöhnungen nach jahrelangem familieninternem Krieg? Die berühmten Verlobungen unter dem Baum, die fünf Jahre später vor dem Scheidungsrichter enden? Romantik pur im Rentierkostüm, wie ich auf zahlreichen Posts zur Kenntnis nehmen soll?

Überfrachten wir solche Tage nicht mit Erwartungen und Sehnsüchten, sondern bleiben wir lieber auf dem Teppich und sorgen dafür, dass wir sie überstehen, ohne permanent mit Futter gemästet zu werden oder Vorstellungen anderer zu enttäuschen, von denen wir vielleicht nicht mal wussten, dass sie existieren. Sprechen wir lieber grundsätzlich mehr miteinander und lernen wir die Kunst des Zuhörens, dann müssen wir uns solche Festtage, von denen zum Jahreswechsel die nächsten drohen, nicht solchem Druck aussetzen.

Und nein, bitte keine Glücksschweinchen in Marzipan und ähnliche Dinge, auch keinen Sekt, ich trinke immer noch keinen. Bitte keine Frage nach guten Vorsätzen. Das klären wir im Vortrag am 24. Januar um 19.30 Uhr :-))))) Bleiben wir für die letzten Tage des Jahres im Ausatemmodus nach der Hatz des Jahres, schenken allen, die zwischen den Jahren arbeiten und freundlich in ihren Geschäften, Praxen und ähnlichem stehen, mehr als ein Lächeln und üben uns in Geduld. Belasten wir 2019 nicht mit Erwartungen, sondern überlegen uns lieber, was unser eigener Anteil dazu sein kann, 2019 zu einem guten Jahr für uns, den Planeten und alles, was darauf lebt, werden zu lassen. Und ausatmen nicht vergessen in Dankbarkeit für alles, was 2018 war.

Allen einen guten Donnerstag, schlagt euch nicht direkt nach den Feiertagen wieder um die Parkplätze in der Stadt. Ich bin überzeugt, die Strabas fahren auch morgen wieder und transportieren jede Menge lächelnder, freundlicher Menschen, damit wir nicht noch extra vor Jahresende einen Lachflashmob auf der Linie 5 Rottenbauer-Grombühl starten müssen.

Ora et labora

Der Meister verrichtet seine Arbeit und hält dann inne. Er begreift, dass sich das Universum für immer seiner Kontrolle entzieht und der Versuch, die Ereignisse zu bestimmen, gegen den Strom des ewigen Tao geht.

Lao Tse

Ursula – lieben Dank für das frostige Foto.

Weihnachts-Nachdenk-Input

So langam senkt sich Ruhe über die Stadt. Gut so. Es sind die Stunden, in denen Stille als Geschenk da sein darf. In denen es darum geht, bei sich selbst im Innersten seines Herzens anzukommen. In denen man gemütlich mit Familie und Freunden beisammensitzt oder auch die Möglichkeit hat, wenn man das ganze Jahr über für alle da ist, mal einfach bei sich selbst zu bleiben, im Rückzug zu sein und die Stille als das größte Geschenk anzunehmen. Die Stunden, in denen Telefon, Internet, Rechner, Arbeit mal weit weg sein dürfen, wenn man nicht arbeiten muss. Die Stunden, in denen es um die Frage geht – was ist wirklich wichtig? Was möchte ich in den letzten Tagen des Jahres noch abschließen, was wandert mit ins neue Jahr? Was wird 2019 anders sein als 2018 und was lasse ich ganz bewusst los?

Herzliche Einladung an alle, Angst loszulassen. Wenn wir Angst haben, ziehen wir gemäß dem Gesetz der Resonanz Ungutes an. Wenn wir ehrlich sind: in diesem einen Moment, in dieser Essenz eines Atemzugs, muss keine Angst da sein. Wenn ich das bemerke, kann ich diesen Moment ausdehnen. Die Angst verliert ihren Kettencharakter, mit dem sie uns lähmt, unfähig macht und die Brille auf die Welt restlos verdirbt, so, wie der Splitter im Herzen des Jungen bei der Eiskönigin. Was mache ich mit mir, wenn ich das zulassen?

Allen Weihnachten, in denen es um das Wesentliche geht – die Liebe zu den Menschen und allem, was lebt. Zum Universum, zu Mutter Erde und all ihren Geschöpfen. Die gegenseitige Wertschätzung, der Respekt. Das Da-Sein, wenn es notwendig ist und von dem ich mir wünsche, dass es in diesem Jahr bei allen gelungen ist, die das gebraucht haben, dass ich so da war, wie es hilfreich war. Wo das nicht der Fall war, bitte ich um Entschuldigung für meine mangelnde Achtsamkeit. Allen wunderbare Feiertage. Bleibt achtsam und respektvoll. Fahrt vorsichtig, wenn ihr unterwegs seid. Und lasst den Alkohol weg, er sorgt für mehr Streit und Unfälle als alles andere. Es geht nicht um Essen und Trinken und Geschenke, es geht um Begegnung. Von Herz zu Herz.

In diesem Sinne eine gute Zeit, verbunden mit einem tiefen Dank allen, die dieses Jahr mit mir gearbeitet oder mein Leben berührt haben, in welcher Form auch immer. Vielen, vielen Dank.

Das Schöne bewundern

Das Schöne bewundern,

Das Wahre behüten,

Das Edle verehren,

Das Gute beschließen;

Es führet den Menschen,

Im Leben zu Zielen,

Im Handeln zum Rechten,

Im Fühlen zum Frieden,

Im Denken zum Lichte;

Und lehret ihn vertrauen

Auf göttliches Walten

In allem, was ist:

Im Weltenall,

Im Seelengrund.

Rudolf Steiner

Danke an Christoph für das Foto der Zugspitze.

Wochenend-Nachdenk-Input

Nun nahen sie, die Rauhnächte. Manche setzen ihren Beginn auf den 21. Dezember, andere auf den 24. Es sind die Nächte, in denen die Schleier zwischen den Welten gelüftet sind. Pünktlich geht sie dieses Jahr los, die berühmte wilde Jagd, wo Wotan mit Frau Holle im Gefolge, die im Gebirg dann Perchta heißt, mit dem Sturm über den Himmel pfeift, weshalb man in dieser Zeit draußen keine Wäsche aufhängen soll, damit sich kein Geselle darin verfängt und daraus ein Leichentuch bastelt. Perchta birgt unter ihrem Mantel die ungeborenen Seelen, die sich auf ihrem Flug das Elternhaus für das neue Jahr auswählen. Alles wird weggefegt, was jetzt nicht mehr trägt und für das neue Jahr nicht mehr hilfreich ist. Am Thomastag soll man seine Schulden zahlen und Geliehenes zurückgeben und die Wintersonnwende, wir haben heute die längste Nacht des Jahres ist ein wichtiger Angelpunkt im Jahreskreis. In wenigen Tagen wird Mabon, das göttliche Kind, geboren, es bringt das Licht vom Himmel, das dann bis Maria Lichtmess am 3. Februar immer stärker wird, wenn der Winter immer kälter werden kann. Die Rauhnächte sind magisch. Wir überdenken das alte Jahr, was wir an Ernte aus dem Jahr mitnehmen möchten, aber auch, was wir an Gewohnheiten, Denkmustern, Eingeschliffenem und nicht mehr Hilfreichem voll Dankbarkeit und Wertschätzung zurücklassen möchten.

Tiefe Sehnsucht nach restloser Stille breitet sich dann in mir aus. Da könnte es ruhig in die totale Einsamkeit gehen, nur der Sternenhimmel und sonst nichts. Das steht auf meiner Wunschliste für spätere Zeiten, das Weihnachtsfest nicht im Familientrubel zu verbringen, sondern wirklich komplett zurückgezogen und ganz bewusst in diesen magischen Nächten zu ahnen, dass hoch oben im Norden die Polarlichter tanzen, zu wissen dass in Australien der Santa Claus in Badehosen am Strand steht und alles darf so sein. weit weg. Dann fällt mir vielleicht wieder ein, wie Eis klingt, wenn man das erste Mal auf dem zugefrorenen See Schlittschuh fährt. Welche Töne Holzscheite machen, wenn sie im Ofen knacken. Und es wird still, still und nochmal still. Dann darf es das Jahr über wieder laut werden, aber diese Zäsur brauche ich. In aller Regel schaffe ich das immer für einige Stunden, die deshalb zu den kostbarsten des Jahres gehören. Dann sitze ich in der Stille. Der Sternenhimmel über mir. Alles schläft. Und ich erlebe die Magie der Rauhnacht mit ihren Ahnungen, ihrem Geraune und Gewisper, wenn die Holzbalken knarren. DAS ist Weihnachten für mich. Nachtstille. Ruhe. Und über allem dieser unfassliche Himmel. DAS ist Frieden.

Allen ein entspanntes letztes Wochenende vor dem Fest. Macht langsam. Fahrt vorsichtig. Und bindet fest, was die Wilde Jagd nicht mitnehmen soll.

 

Freitags-Nachdenk-Input

 

Vor vielen Jahren sagte Holger Wemhoff von Klassikradio, er sei bekennender Weihnachtsfan und wie sehr er dieses Fest liebe. Das fand ich irgendwie beeindruckend. Er freute sich jeden Tag in seiner Sendung auf das neue Adventskalendertürchen, konnte es kaum erwarten und arbeitete sich Stück für Stück durch die gesamte Musik rund ums Fest. Ein echter Fan.

Im Praxisalltag erlebe ich in diesen Tagen vor dem Fest der Liebe manches anders. Menschen brechen in Tränen aus, weil sie nicht zugeben dürfen, dass sie Weihnachten total bescheuert finden und das Fest seit Kindertagen hassen, weil sie nie geschenkt bekommen haben, was sie sich am meisten wünschten – Zeit und Aufmerksamkeit. Und sie sollen jetzt Weihnachten aufführen für die alten Eltern. Das höre ich wirklich oft „die Weihnachtsaufführung“, die „Show des Jahres“, der „kranke Gigantismus, wir erschlagen uns mit Geschenken, die keiner will und zahlen bis Ostern die Kredite dafür ab“. Klar gibt es auch andere Stimmen, aber am meisten bewegt die Menschen die Frage, ob sie das „Stück mitspielen müssen, um anderen einen Gefallen zu tun oder nicht“.

Viele haben Weihnachten als Fest erlebt, das im Streit endet. Familien reisen kreuz und quer durchs Land, um Eltern, Schwiegereltern zu besuchen und niemanden zu beleidigen, dabei wünschen sie sich nichts mehr als drei Tage ausschlafen und unterm Baum im Pyjama gammeln und mit den Kindern Monopoly spielen anstatt Fünfgangmenüs reinzuschaufeln und sich mit entsprechenden Mengen Alkohol die Birne zuzudröhnen und zu hoffen, dass sich dann auch die dritte kloßbegleitete Gans mit Rotkohl nach Festtagssuppe, Salatdeko und Nachtisch (Creme brulée ist beliebt) irgendwie im Verdauungssystem gen Ausgang schiebt.

Jetzt mal ehrlich: Warum machen wir das? Uns verschulden, uns vorgaukeln, dass heile Welt ist, wo es nicht so ist? Tausende von Euronen ausgeben für Dinge, die bis Mitte Januar  ohnehin umgetauscht oder im Radio angepriesen werden als „grausig, mag das jemand haben?“ – warum? Für ein bisschen Frieden, heile Welt und die Illusion, dass man doch eine Familie ist?

Ich bin für ein Vorstellungsende. Weihnachten für alle, die das Fest lieben, die sich lieben und begriffen haben, dass es nicht um Geschenke und Fressorgien geht, sondern um das Höchste – Zeit. Zuhören. Miteinander im Kontakt sein. Keine Show, kein Gigantismus, kein sich übernehmen, kein unfasslicher Tourismus quer durchs Land, sondern drei Tage Begegnung, Ruhe, Freundlichkeit und Stopp dem Geschenkewahn. Das größte Geschenk für Menschen ist Zeit, Liebe, Achtsamkeit, Zuhören und dasein. Alles andere ist reiner Materialismus und dafür wurde sicher kein Kind in eine Krippe gelegt.

Allen ein paar ruhige Tage und den Mut, das in den Showfamilien anzusprechen und allen anderen, ihr Lieblingsfest eingekuschelt mit ihren Lieben frohgemut zu feiern. Allen ein paar Minuten der Stille, um das Kind in der Krippe (mit Migrationshintergrund) vor sich zu sehen und seiner Botschaft zuzuhören.

Donnerstags-Nachdenk-Input

Der letzte Donnerstag vor Weihnachten, der vorletzte Jupitertag 2018. Wenn das Jahr zu Ende ist, habe ich mich 52 Wochen lang auf Donnerstag gefreut, meinen Lieblingstag. Manchmal hat er die Erwartungen bestens erfüllt, manchmal blieb der Tag weit hinter den Möglichkeiten zurück. Wie es eben ist im Leben. Auch wir können nicht jeden Tag unser gesamtes Potential abrufen, sind nicht immer fit, froh, schlagfertig, schlau oder was immer gerade notwendig wäre. Wir sind schlichtweg Menschen, also glücklicherweise unperfekt. Oft genug macht uns das Probleme – das nicht perfekt sein. Ich glaube, restlose Perfektion ist angsteinflößend, weil klar ist, dass wir das weder immer erreichen könnten noch dass das auch sinnvoll wäre. Gut ist gut genug.

Schmeckt ein Keks mit einer abgebrochenen Spitze weniger gut? Sind es nicht die uralten Tassen, die wir am meisten mögen, die mit der angestoßenen Kante, dem Sprung? In Japan werden Dinge seit alters her repariert, oft genug wird die „Nahtstelle“ mit Gold aufgewertet. Wie wäre es, wenn wir die Narben der Erfahrung auf unserer Seele, die Bruchstellen unseres Herzens, alles, was nicht mehr so ganz einwandfrei ist, in Gold hüllen und uns damit zu Bewusstsein bringen, wie wertvoll uns all das ist?

Allen heute jupitermäßig (= Bringer des Frohsinns) genug Goldstaub, um alle Narben, Blessuren und Beschädigungen, die uns das Leben als Ehrenmale beschert hat, zu ehren, denn sie machen uns zu dem Unikat, das wir sind. Einzig statt artig. Mit güldenen Ecken und Kanten.

An Jupiter

Vor Unwürdigem kann dich der Wille, der ernste, bewahren, alles Höchste, es kommt frei von den Göttern herab. Wie die Geliebte die liebt, so kommen die himmlischen Gaben. Oben in Jupiters Reich herrscht wie in Amors die Gunst.

Friedrich Schiller

Mittwochs-Nachdenk-Input

Mein Beruf bringt es mit sich, dass ich viele Menschen sehe. Manche kommen von sich aus, andere werden geschickt – „wenn du nicht … dann lass ich mich scheiden“ oder es sind Kinder, die sich das auch nicht ausgesucht haben. Das ist die Gruppe der Klienten, vor der ich am meisten Respekt habe, denn sie müssen sich einer fremden Person gegenübersehen, die sie nicht kennen, der sie aber sagen sollen, wo sie der Schuh drückt und das oft in Anwesenheit der Eltern oder Geschwister, die neugierig sind, was ja jetzt wohl ans Licht kommen mag.

Kinder sind großartig. Kinder sind Meister des Überlebens. Kinder sind pragmatisch. Sie erkennen sofort, was Sache ist. Sie gehen neugierig an die Welt heran und erwarten, dass die Welt ebenso neugierig auf sie ist. Sie ergreifen die Welt mit ihren Händen und hoffen, dass die Welt ihre Hände nicht zertrümmert, sondern liebevoll annimmt. Sie öffnen ihr Herz und zeigen, was sie denken und fühlen. Wenn sie älter sind, haben sie bereits jede Menge Erfahrungen gemacht, gute und schlechte. Sie sollen den Erwartungen entsprechen, sich einfügen, bereits als kleines Kind ganztägig berufstägig in einer Institution sein, die das feine Wort des „Kindergartens“, in dem man hoffentlich wachsen und werden durfte, nicht mehr trägt, sondern neudeutsch den Begriff „KITA“ in die Welt hackt. Dort werden sie großgezogen in einer Gruppe Menschen, die das gleiche Schicksal teilen, weil die Eltern berufstätig sein müssen, um Haus, Auto und Unterbringung zu finanzieren, weil es sonst nicht reicht. Kein Wunder, dass manches Kind nicht ins „so pflegeleicht wie möglich“-System passt. Vierjährige haben bereits Ergotherapeuten, Logopäden, Tagesmütter und Psychologen. Und sie haben Angst. So viel Angst, dass daraus im Lauf der Jahre Depressionen werden können, Lebensverweigerungen. Sie ritzen und hungern, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie stehen wie nackt im eisig kalten Wind der Welt und warten auf einen barmherzigen Samariter, der ihnen sagt, dass Nonkonformität ein Qualitätskriterium ist. Der ihnen zugesteht, Dinge anders, neu, kreativ zu denken, denn nur das rettet diese Welt. Sie werden mit Fähigkeiten für die Zukunft geboren und oft von Menschen begleitet, die den status quo mit aller Macht aufrechterhalten wollen, weil sie selbst Angst haben.

Kinder an die Macht? Nein. Vielleicht noch nicht. Aber: Würde! Würde! Gebt den Kindern ihre Würde zurück. Lasst sie Liebe der Eltern spüren, anstatt sie in Institutionen zu pressen. Lasst sie rennen, toben, hüpfen, damit sie später Balancen wahren können. Nehmt ihnen ihre Angst, aber schaut in ihre Augen, nicht auf Displays. Lauscht ihren Weisheiten, denn sie bringen den Himmel auf die Erde und seine Wahrheiten mit in ihrem Lebensgepäck. Nehmt sie ernst und achtet ihre Integrität. Lasst sie bunt und vielfältig sein, diese Welt wird nicht von Einheitsschwachhirnen gerettet, sondern von denen, die den Mut haben, alles in Frage zu stellen, neu zu sehen, unbequem zu sein. Weniger „mein Kind ist nicht normal“, sondern ein „wie viel verrückt ist gut“?

Danke allen Eltern, die mir in diesem Jahr ihre Kinder vorgestellt haben. Ich habe viele Meisterinnen und Meister gesehen, die großartige Dinge mit auf diesen Planeten bringen. Mit ihren Ängsten werden sie fertig. Sie brauchen dazu nur ein Umfeld, das ihnen Vertrauen schenkt, ihre Besonderheit nicht als Manko, sondern als Qualität schätzt und Liebe, Liebe, Liebe. Danke allen Kindern, die mir ihre Nöte anvertraut haben. Mir gesagt haben, was sie drückt, aber auch, was sie freut. Die mir gezeigt haben, was sie mitgebracht haben aus den Weiten des Kosmos, aus denen sie hierhergekommen sind auf die Erde, um sie zu einem guten Ort für alle zu machen. Einem gesunden, heilen, ganzen Raum für alle.

Allen einen Mittwoch voller Entdeckerfreude und einen Tag der Ermutigung für alle Kinder! Seid einzigartig, wunderbar und zeigt uns, wie Leben geht.

 

Geheime Dinge

Lass deine Augen offen sein,

geschlossen deinen Mund,

und wandle still –

so werden dir

geheime Dinge kund.

Hermann Löns, 1866 bis 1914

Vielen Dank an Manuela für das Foto!