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Herbsttag

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
Als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
Sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
Aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
Unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

Danke an Steffen für dieses zauberhafte Foto!

Montags-Nachdenk-Input

Ein sehr schönes Wochenende geht stürmisch zu Ende. Am Samstag haben die Cardea-Therapeuten im ersten Ausbildungsjahr mit dem buddhistischen Block angefangen und bei heftigem Wind tapfer ein wunderschönes Naturmandala als Gruppenarbeit gelegt. Nun hat  der Sturm alles fortgerissen, ein Sinnbild dafür, dass alles im Leben schnell vergehen kann. Die Teilnehmer des anthroposophischen Aufbaukurses haben sich heute ganz intensiv mit der Seele des Menschen befasst und mit den alten Einweihungsmysterien. Am späten Nachmittag ist der erste Lesekreis gestartet mit dem Thema „Allgemeine Menschenkunde“, der die Pädagogik und das Menschenbild der Anthroposophie zum Thema hat. Wer sich für diesen Lesekreis interessiert, ist herzlich eingeladen mitzumachen. Termine bitte anfragen.

Am Abend waren wir kurz am Bahnhof. Auf dem Weg dahin verstopfte Gullys und überflutete Straßen, weil das Wasser nicht abgeflossen ist. Unfassbar viele Zweige und Blätter, Äste auf der Straße, umgestürzte Bäume. Der Sommer war so heiß, die Bäume können jetzt dem Sturm nicht mehr standhalten, sie kippen um. Hier oben bei uns sind Mülltonnen geflogen und Pflanzkübel vorbeigeschossen. Manchmal ist es nach solchen Tagen spannend, was wir alles im Garten vorfinden. Einmal war es eine Hundeleine, glücklicherweise war der arme Vierbeiner nicht mehr mit dran.

Eine ehemalige Schülerin, die ein zauberhaftes Baby hat, hat uns in der Kurspause mit Mann und Tochter besucht. Mich hat das so gefreut, denn es zeigt, dass wir alle untereinander ein wunderbares freundschaftliches Band haben. Ein gemeinsames Mittagessen, wie das bei unseren Kursen üblich ist, ist eine tolle Gelegenheit zum Austausch, zum Knüpfen von Freundschaften der Kursteilnehmer untereinander und zur Gemeinschaftsstärkung.

Wer solche Kurstage und Verbundenheiten auch erleben mag – am nächsten Samstag startet die zweijährige Cardeaausbildung für angehende Therapeuten, am Sonntag  die Fortbildung (6 Sonntage, einer pro Monat) in Gesprächstherapie nach Carl Rogers, die von vielen auch sehr gern als Selbsterfahrungskurs genutzt wird. Wer da noch teilnehmen mag, möge mir bitte bis Montaabend Bescheid geben, dann sind die Anmeldelisten geschlossen. Infos auch auf der Homepage.

Ich wünsche allen eine sturmfreie Nacht, ein Aufwachen ohne Schäden und Sorgen und einen sehr schönen Start in diesen Mondentag.

Überlass es der Zeit

Erscheint dir etwas unerhört,
Bist du tiefsten Herzens empört,
Bäume nicht auf, versuch’s nicht mit Streit,
Berühr es nicht, überlass es der Zeit.
Am ersten Tag wirst du feige dich schelten,
Am zweiten lässt du dein Schweigen schon gelten,
Am dritten hast du’s überwunden,
Alles ist wichtig nur auf Stunden,
Ärger ist Zehrer und Lebensvergifter,
Zeit ist Balsam und Friedensstifter.

Theodor Fontane, 1819 – 1898

Danke an Annemarie für dieses herrliche Foto!

Wochenend-Nachdenk-Input

Ein Sturm soll das Land vom Sommer leerfegen. Monate des Sonnenscheins sollen nun ihr Ende finden. Im Moment, da ich diese Zeilen schreibe, zeigt das Thermometer 27 Grad und der Wind bläst sehr, sehr heftig. Die warme Luft fühlt sich an, als würde sie mit Macht etwas anschieben und fortdrängen. Im Gefolge dann der Regen, ich hoffe nicht, dass es nur so platscht, sondern dass die gebeutelten Landwirte und Gartenbesitzer allesamt mit sanftem Landregen erfreut werden. Es wird Zeit für den Umschwung, hohe Zeit, damit die von der Sonne ausgetrocknete Welt und auch die Menschen wieder durchlüftet werden und bemerken, dass vieles durch diesen Sommer ganz anders erschöpft wurde als angenommen und zu neuer Kraft kommen.

Erfreuen wir uns an den leuchtenden Früchten des Herbstes, den Äpfeln, den Kürbissen, den Trauben und tanken wir Kraft aus diesen Göttergaben. Räumen wir die Dinge weg, die vom Wind mitgerissen werden könnten und machen uns bewusst, dass dieser Sommer sehr groß war. Machen wir auch so nach und nach unsere Vorräte für den Winter fertig, wechseln von Sommer auf Herbst im Kleiderschrank und schauen mal, dass wir einen Schal bereitlegen, wenn der Wind bläst, damit die Viren, die teilweise schon ordentlich zugeschlagen haben, möglichst mitsamt dem Wind vertrieben werden.

Allen ein hoffentlich sicheres, schadenfreies und frischluftreiches Wochenende mit Zeit für die Dinge, die wirklich wichtig sind im Leben.

 

 

Für ewig

Denn was der Mensch in seinen Erdenschranken
Von hohem Glück mit Götternamen nennt,
Die Harmonie der Treue, die kein Wanken,
Der Freundschaft, die nicht Zweifelsorge kennt;
Das Licht, das Weisen nur zu einsamen Gedanken,
Das Dichtern nur in schönen Bildern brennt,
Das hatt ich all in meinen besten Stunden
In ihr entdeckt und es für mich gefunden.

Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832. Aus: Gedichte, Ausgabe letzter Hand 1827; Lyrisches

Danke an Christoph für das leuchtende Herbstfoto vom Goetheanumpark in Dornach/Schweiz

Freitags-Nachdenk-Input

Freitag, Venustag, Metall Kupfer. Da freue ich mich jede Woche, dass ich eine Kupferkugel in der Gruppe herumgeben kann als „Redestab“. Kupfer nimmt schnell die Wärme der Hand auf und so bekommt jeder etwas Wärme vom anderen ab. Perfekt. Die Metalle sind wichtig für uns Menschen, weshalb sie in der anthroposophischen Medizin einen sehr hohen Stellenwert haben. Auch sind die Kugeln und Stäbe in der Eurythmie aus gehämmertem Kupfer, das anfangs zauberhaft glänzt und mit den Jahren eine wunderschöne Patina bekommt. Ganz anders als das, was wir von den Kupferverkleidungen mancher Dächer draußen zu sehen bekommen. An die Metalle dachten wir neulich auch am Märchenabend, denn da geht es auch oft um Metall, häufig um Gold, das aus Stroh gesponnen werden soll, oder um den Goldklumpen, den Hans im Glück gegen die Freiheit eintauscht. Wir begreifen erst nach und nach, dass gerade dieses Märchen eine Einweihungsgeschichte in die Weisheit ist. Wie schön, wenn Kinder das hören und im Herzen wie einen Samen tragen können. Märchen sind Nahrung für das ganze Leben des Menschen.

Vorfreude ist in mir vor dem Wochenende. Die Cardeas beginnen mit dem buddhistischen Block, das ist ein schönes, stilles und achtsames Arbeiten. Und die Cardea-2-Kursteilnehmer steigen ein in die uralten Einweihungsmysterien der Antike, befassen sich ebenfalls mit intensiver Meditation und der dritten Nebenübung von Rudolf Steiner, der „Gleichmutsübung“, die neben der Positivitätsübung zu meinen absoluten Lieblingsübungen gehört. Da passen die Themen dieser so unterschiedlichen Kurse perfekt zusammen und bilden eine wunderbare Form im Herzen.

Die allerletzten Äpfel werden reif. Sie sind einfach köstlich. Den Winter über werden sie uns als getrocknete Ringe und Saft begleiten und stärken und Berge davon haben wir sofort verspeist. Das frische Brot, das klare Wasser, der knackige Apfel – was für eine Herrlichkeit. Was sind deine einfachen Freuden im Alltag?

Allen einen kupferglänzenden, herzwärmenden und verbindenden liebevollen Venustag.

 

Herbstlied

Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah!
Die Luft ist still, als atmete man kaum,
Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah,
Die schönsten Früchte ab von jedem Baum.

O stört sie nicht, die Feier der Natur!
Dies ist die Lese, die sie selber hält,
Denn heute löst sich von den Zweigen nur,
Was von dem milden Strahl der Sonne fällt.

Friedrich Hebbel

Danke an Ursula für das wunderschöne Herbstfoto!

Donnerstags-Nachdenk-Input

Jeden Tag geschieht so vieles, für das wir dankbar sein dürfen. Zum ersten Mal hat unser Apfelbaum reiche Frucht getragen. Die meisten Äpfel teilten wir mit Wespen und anderen Tieren, aber es blieb genug fürs Frühstück übrig und war köstlich. Der Biobauer liefert herrliche Suppentomaten, die werden regelmäßig eingekocht, damit im Winter, wenn es in den Knochen fröstelt, rasch ein Teller heiße nährende Suppe bereitsteht. Ein Blutsturz ist gestern Nacht gut ausgegangen, der Weg der Genesung kann beschritten werden. Aufstellungen vom Wochenende wirken und helfen Menschen, sich auf einer neuen Ebene, mit neuen Augen, frischem Mut wieder zu begegnen und sich erneut zu finden. Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Tür des Glücks.

Manchmal ist es schwer zu danken oder wir finden den Zugang zu unseren eigenen inneren Schätzen nicht. Wir schenken uns selbst nicht genug Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Respekt und liebevollen Tonfall, und was wir uns selbst gegenüber nicht fertigbringen, gelingt dann auch im Außen nur suboptimal. Da könnte ein Update nicht schaden. Wer das sucht – gern. Am 30. 9. starten sechs Kurssonntag zum Thema Respekt, Wertschätzung, Empathie, gelingenden Umgang miteinander. Sechs Tage, an denen wir uns selbst neu sehen und kennen lernen, wertschätzen und respektieren dürfen. Tage, die uns zu uns selbst führen und damit in ein gutes Miteinander mit anderen Menschen. Es gibt noch freie Plätze, Infos einfach anfragen.

Allen einen dankbaren, erntefreudigen und von negativen Dingen verschonten Jupitertag. Gustav Holst nannte bei seiner Komposition Jupiter den „Bringer des Frohsinns“. Von Frohsinn kann man gar nicht genug haben. Feiern wir also mutigen Sinnes einen Tag des Frohsinns.

 

Bauernlied

Am Anfang war’s auf Erden noch finster, wüst und leer;
und sollt was sein und werden, musst es woanders her.
So ist es zugegangen im Anfang, als Gott sprach;
und wie es angefangen, so geht’s noch diesen Tag.
Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm dankt, drum dankt ihm dankt
und hofft auf ihn.

Er sendet Tau und Regen und Sonn und Mondenschein
und wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behände in unser Feld und Brot
es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.

Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne, das Sandkorn und das Meer.
Von ihm sind Büsch und Blätter und Korn und Obst von ihm
das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm.

Er lässt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf;
er lässt die Winde wehen und tut die Wolken auf.
Er schenkt uns soviel Freude, er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide und seinen Kindern Brot.

      Matthias Claudius

Danke an Christoph für das Foto vom Goetheanumspark in Dornach/Schweiz

Mittwochs-Nachdenk-Input

Fink und Frosch

Danke allen, die bei der ersten GlücksWERKstatt nach der Sommerpause zum Thema Märchen mitgemacht haben. Was für großartige Erinnerungen haben wir alle an unsere Märchenstunden. Magisch! Da passte das Foto vom Froschkönigsbrunnen perfekt.

Am Morgen hörte ich auf einer langen Autofahrt Radio und der Ansager feierte begeistert das „tolle Sommerwetter“. Am Vortag sagte mir eine Landwirtin, dass der Schaden auf den Feldern derzeit bei 30.000 Euro liegt – die Herbstsaat ist durch die anhaltende Trockenheit nicht aufgegangen und auch ein Regenintermezzo am Wochenende wird vermutlich das nicht mehr ausgleichen können. Von anderen höre ich, wie massiv die ohnehin bescheidene Getreideernte befallen ist von Käfern bei der Hitze. Am Mittag berichtete mir ein Gartenbesitzer, dessen ganzer Stolz seine unglaublich schönen Buchsbäume sind, dass er mit Waschnüssen, Neemöl und dem Einpacken in schwarze Folie versucht hat, dem Buchsbaumzünsler den Garaus zu machen und dass er hofft, dass die Wespen ihm weiterhin helfen gegen die kleinen Raupen, während mir vorhin jemand berichtete, er hoffe, dass die Wespen bald verschwinden, damit er wieder in seine Garage kann, denn dort haben sie ein großes Nest gebaut. Beim Märchenabend berichtete ein Förster, dass er Sorge vor den Herbststürmen hat, denn viele Bäume haben durch die Trockenheit morsche Äste, die dann brechen, wenn der Wind hindurchfegt.

Wetter macht mehr mit uns, als wir so gemeinhin glauben. Wetter ist nicht Klima, das dürfen wir nicht in einen Topf werfen. Es gilt hier ganz besonders „Des einen Leid, des anderen Freud“, denn Biergartenwirte und alle mit Außengastronomie, Eisverkäufer, Tretbooten, Strandkörben, Radverleih und anderem haben vermutlich in diesem Sommer wenig zu klagen. Dennoch stehen Monate Trockenheit 68 Billionen Liter Wasser in den Wirbelsturmwolken von Florence gegenüber, zeigt uns das Jahr auf, welche Szenarien denkbar sind.

Ist an der Theorie „oben wie unten, außen wie innen“ etwas dran, können wir Menschen viel tun. Nicht nur unseren Umgang mit dem überdenken, was uns Mutter Erde schenkt, sondern auch überlegen, was wir mit unseren Einkäufen unterstützen – die Plastiklobby, die Pharma/Chemiefront, die Hybridsamen? Jeder Einzelne hat Einfluss, wir nennen das Selbstwirksamkeit. Und wir sollten auch einmal einen ganz entfernten Gedanken ins Auge fassen – könnte auch ein innerer Seelenfrieden, ein freundlicher, aufgeschlossener, wertschätzender, respektvoller Umgang mit allem, was wir vorfinden, sei es Mensch, Tier oder die gesamte Schöpfung, nicht auch dazu beitragen, dass wir das Klima verbessern? Sonst enden wir nicht nur mit unseren Temperaturen, Niederschlägen und Wetterkapriolen im Chaos. Beginnen wir bei uns selbst als erstem Schritt. Und dann lassen wir diese wunderbare Pflanze einfach ganz fröhlich wachsen und sich mit anderen Pflanzen zu einem großartigen bunten Teppich ausbreiten, der blüht, samt, wächst und ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.

Allen einen freudigen merkurialen Wochenteilungstag.

Fink und Frosch

Im Apfelbaume pfeift der Fink
Sein Pinkepink!
Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
Bis auf des Baumes Blätterdach
Und bläht sich auf und quakt: »Jaja!
Herr Nachbar, ick bin och noch da!«
Und wie der Vogel frisch und süß
Sein Frühlingslied erklingen ließ,
Gleich muss der Frosch in rauen Tönen
Den Schusterbass dazwischen dröhnen.
»Juchheija heija !« spricht der Fink.
»Fort flieg‘ ich flink!«
Und schwingt sich in die Lüfte hoch.
»Wat!« ruft der Frosch. »Dat kann ick och!«
Macht einen ungeschickten Satz,
Fällt auf den harten Gartenplatz,
Ist platt, wie man die Kuchen backt,
Und hat für ewig ausgequakt.
Wenn einer, der mit Mühe kaum
Geklettert ist auf einen Baum,
Schon meint, dass er ein Vogel wär‘,
So irrt sich der.

Wilhelm Busch. Aus: Gelegenheitsdichtungen

Danke an Christoph für das Foto vom Froschkönigsbrunnen in Arlesheim/Schweiz

Dienstags-Nachdenk-Input

Langsam kommen die Menschen wieder im Alltag an, Schule und Arbeit sorgen für neue Rhythmen nach den Ferien. Die warmen Tage täuschen uns geschickt, der Sommer ist bald vorbei und in den Nächten riecht man längst die Veränderungen, die sich anbahnen. Vielleicht wird es noch nicht stürmisch, kalt, regnerisch, neblig. Aber die Wendung des Jahreskreises ist in allem zu spüren. Die Nächte sind nicht mehr warm und samtig, Kühle durchzieht jetzt wieder Haus und Geist. Die Natur ist erschöpft und genauso geht es den meisten Menschen, auch wenn sie das noch nicht spüren können. Sie sind wie die Natur draußen auch von dieser Sommerhitze ausgedörrt. Dass der Sommer Kraft gekostet hat, auch die Sonnenliebhaber und –anbeter, werden viele erst spät merken, wenn das Immunsystem eben doch nicht so toll ist (viele sind bereits massiv erkältet in diesen Tagen!) wie erwartet, wenn die Nerven doch nicht so entspannt sind, weil in den heißen Sommernächten Schlaf kaum erholsam war. Jetzt braucht es die Ruhe, den Rückzug, das bewusste Atmen, Schlafen, Essen und Trinken, damit die Kräfte schonend wieder aufgebaut werden können. Das gilt für unseren Körper, aber genauso für unsere Seele, die sich nach diesen massiven Sommersinneseindrücken nach Be-Sinnung sehnt und den Geist, der sich jetzt wieder weit in den Kosmos hinausschwingen mag, seine Flügel ausbreiten und genährt sein möchte mit Input, der diese Flügel stärkt.

Wer bin ich? Wer will ich sein? Diese Fragen werden uns sehr bald intensiv beschäftigen, denn das sind die Fragen, die der Sommer aufgeworfen hat und für die der Herbst Antworten einfordert. Bald können wir uns nicht mehr mit „draußen sitzen“-Ausreden vor Antworten drücken, wenn uns der Herbst mit seinen Nebelschwaden den Spiegel vorhält. Bevor wir in die Kristallklarheit des Winters eintreten, braucht es KonZENtration.

Stärken wir uns also in jeder Hinsicht und das geht am besten mit viel Lebensfreude, Sinn im Tun, Freude an der Arbeit, die wir tun dürfen, stabilen Beziehungen zu Menschen, die uns gut tun, mit Kunst und Musik, mit Natur, die heilt und nicht nur Seele und Körper, sondern auch den Geist nähren kann. Alles Große ist einfach, hat Lao Tse festgestellt im Tao te King. Kehren wir zu den einfachen Dingen zurück. Das frisch gebackene Brot. Der Apfel. Das Gespräch, das uns Herzensfrieden bringt.

Allen einen erlebnisreichen Dienstag!

Hermann Hesse Spätsommer

Noch schenkt der späte Sommer Tag um Tag
Voll süßer Wärme. Über Blumendolden
Schwebt da und dort mit mildem Flügelschlag
ein Schmetterling und funkelt sammetgolden.

Die Abende und Morgen atmen feucht
Von dünnen Nebeln, deren Naß noch lau.
Vom Maulbeerbaum mit plötzlichem Geleucht
Weht gelb und groß ein Blatt ins sanfte Blau.

Eidechse rastet auf besonntem Stein,
Im Blätterschatten Trauben sich verstecken.
Bezaubert scheint die Welt, gebannt zu sein
In Schlaf, in Traum, und warnt dich, sie zu wecken.

So wiegt sich manchmal viele Takte lang
Musik, zu goldener Ewigkeit erstarrt,
Bis sie erwachend sich dem Bann entrang
Zurück zu Werdemut und Gegenwart.

Wir Alten stehen erntend am Spalier
Und wärmen uns die sommerbraunen Hände.
Noch lacht der Tag, noch ist er nicht zu Ende,
Noch hält und schmeichelt uns das Heut und Hier.

Hermann Hesse

Danke an Theresa für das Foto der jungen Quitte. Hoffen wir, dass ein Regen sie groß und herrlich macht.

Montags-Nachdenk-Input

Montags-Nachdenk-Input

Vielen Dank für euer Feedback zu unseren neuen Seiten. Wir freuen uns sehr!

Ein spannendes Cardea-Aufstellungswochenende liegt hinter uns. Die Themen, die derzeit aufgestellt werden, sind allesamt tiefgründig. Oft ist es so, dass Ereignisse in der Vergangenheit weit in unsere Gegenwart hineinreichen und Menschen Schwierigkeiten bereiten können. Dabei betrifft es sie nicht direkt, sondern ihre Vorfahren, deren Leben dadurch anders verlaufen ist und die deshalb auch ihre Erlebnisse und Erfahrungen durch die Ereignisse durchgefärbt an die nächste Generation weitergeben und diese prägen. So gibt es Familientraditionen, die Menschen stärken, ihnen ein wunderbares Rückhaltgefühl in ihrem Familienkreis geben, aber auch Traditionen, in denen krankmachende Muster und Bilder weitergegeben werden. Wie schön, wenn sich Menschen aufmachen, diese Muster aufzulösen, um sich ganz neu in ihren Familienkreis hineinzustellen. Es ist sehr berührend und bewegend, an solchen Prozessen teilzuhaben. Wer das auch einmal für sich oder auch seine Arbeitsplatzsituation erleben mag, kann sich gern bei mir melden, Aufstellungstermine 2018 sind noch einmal am 21. Oktober und am 18. November, danach erst wieder am 10. Februar.

Heute Abend werden wir es wieder schön miteinander haben in der GlücksWERKstatt, denn das Thema Märchen ist für alle Menschen, seien sie groß oder klein, reine Seelennahrung. Wir befassen uns mit den Gebrüdern Grimm, werden erfahren, wie es dazu kam, dass sie Märchen aufgeschrieben haben, wer der geheimnisvolle Auftraggeber war und warum wir alle Märchen brauchen, um stark fürs Leben zu werden. Wer noch mit dabei sein will – einfach per Mail anmelden, 10 Euro Unkostenbeitrag, Beginn 19.30 Uhr in der Praxis.

Starten wir gemeinsam frohgemut in diese eher spätsommerliche als frühherbstliche Woche hinein. Mögen es gute Tage werden. Allen einen wunderbaren Mondentag.

 

 

Du musst das Leben nicht verstehen …

Du musst das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.
Und lass dir jeden Tag geschehen
so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
sich viele Blüten schenken lässt.

Sie aufzusammeln und zu sparen,
das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
Es löst sie leise aus den Haaren,
drin sie so gern gefangen waren,
und hält den lieben jungen Jahren
nach neuen seine Hände hin.

Rainer Maria Rilke, 8.1.1898, Berlin-Wilmersdorf

Herzlichen Dank an Sigrid für das wunderbare Foto!