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Mehr Ruhe reinbringen

Im Augenblick läuft viel Schreibtischarbeit neben Praxis und Kursen. Vorträge, Seminare, Ausbildungswochenenden wollen vorbereitet sein, das ist nicht schnell oder nebenher gemacht. Die Praxis bringt spannende Themen wie berufliche Krisen, persönliche Herausforderungen, Erschöpfung, Burnoutklienten.

Uns läuft die Zeit zu schnell, Krisen im Außen, Wetter und tägliche Belastungen fordern unsere Aufmerksamkeit, ziehen Kräfte. Die Konzentration wird atomisiert durch Mediennutzung, ein Flow selten erlebt, weil wir dazu fokussieren müssten, was häufig aufgrund unserer Ablenkbarkeit nicht mehr gelingt. Menschen streiten, weil sie nicht mehr gewohnt sind, einander lange auszuhalten – wir sind zur Wegklicken-was-nervt-Welt geworden, dabei relativiert sich viel durch direkten Kontakt.

Wege hinaus: Mehr Ruhe ins System bringen. Weniger freiwillige Ablenkung durch permanentes Nachschauen und Wegbeamen von dem, was ich gerade mache. Mehr störungsfreie Zeit einplanen. Weise wählen, was wirklich wichtig ist. Sich nicht von allem im Außen verrückt machen lassen. Mehr direkten Kontakt pflegen, weil durch die Reibung auch unsere eigenen Themen besser ins Blickfeld rutschen und wir erkennen, was wir uns in den letzten Jahren vielleicht selbst an Verhaltensweisen angewöhnt haben.

 

Allen einen freundlichen und eisfreien Wochenteilungstag. Kommt alle gut an und heim.

 

Gabi hat das Schneefoto gemacht. Dankeschön!

Urteile

Zu frühe Urteile sind Vorurteile, aus denen der Irrtum emporsteigt wie der Nebel aus dem Meere.

Johann Heinrich Pestalozzi,  1746–1827

Kein zu frühes Urteil – Australien hat ganz andere Farben zu bieten als wir es von hier kennen. Danke an Theresa für dieses Foto!

Loslassen üben

Jedes Loslassen ist ein Training für das große finale Loslassen. In der Antike befassten sich die Philosophen intensiv mit den Fragen des guten Lebens und sorgten für die Erinnerung ans Ende des Lebens, indem bei Triumphzügen hinter dem siegreichen Feldherrn ein Sklave rief „Memento mori“, bedenke, dass du sterblich bist.

Heute Abend (und nächsten Dienstag) werden wir im Seminar an der VHS Kitzingen schauen, was man unter Kunst des Lebens und Kunst des Sterbens versteht und wie wir das Loslassen übend in unseren Alltag einbauen können. Wer noch mit dabei sein mag – bitte fix an der VHS anmelden, wir starten heute Abend 19.30 Uhr in der Alten Synagoge.

 

Abendtermine bedeuten Fahren zu Jahres- und Lichtzeiten, die nicht meine Fahr-Lieblingszeiten sind. Da denke ich besonders intensiv an alle Menschen, die jeden Tag fahren müssen, weil das zu ihrem Beruf gehört oder sie lange Wege zur Arbeit haben. Bei Wetterverhältnissen wie derzeit fahre ich lieber Autobahn. Mir geben die Lastwagen an der Seite immer ein Gefühl von Sicherheit.

Allen, die in diesen Tagen fahren und mit der Veränderung des Wetters auf morgen gut klarkommen müssen, gute Fahrt, sichere Straßen und Verkehrsteilnehmende, die ihre Fahrweise ans Wetter anpassen können.

 

Danke an Stephanie für das feine Winterfoto.

Gefroren hat es

Das Büblein auf dem Eise

Gefroren hat es heuer

noch gar kein festes Eis.

Das Büblein steht am Weiher

und spricht zu sich ganz leis:

„Ich will es einmal wagen,

das Eis, es muß doch tragen.

Wer weiß!“

Das Büblein stapft und hacket

mit seinem Stiefelein.

Das Eis auf einmal knacket,

und krach! schon bricht′s hinein.

Das Büblein platscht und krabbelt,

als wie ein Krebs und zappelt

mit Arm und Bein.

„O helft, ich muß versinken

in lauter Eis und Schnee!

O helft, ich muß ertrinken

im tiefen, tiefen See!“

Wär′ nicht ein Mann gekommen –

der sich ein Herz genommen,

o weh!

Der packt es bei dem Schopfe

und zieht es dann heraus,

vom Fuße bis zum Kopfe

wie eine Wassermaus.

Das Büblein hat getropfet,

der Vater hat′s geklopfet

es aus

zu Haus.

Friedrich Wilhelm Güll, 1812 –1879

Silke hat diesen Eisstern entdeckt. Danke für dein Bild!

Menschliches

Menschenwerk – ein Wort aus rudolf Steiners Wochenspruch für diese Woche. So viele Assoziationen zum Begriff „Werk“. Einerseits Kunst, andererseits werktätig. In jedem Fall ein Tun, kein Gedanke, kein Sprechen, sondern eine Handlung, die ein Werk hervorbringt. Schaffen wir immer wieder Werke durch unser Tun? Handeln wir auf stimmige, authentische Weise und bringen so im Lauf der Jahre ein „Lebenswerk“ hervor, das uns froh macht und den Planeten auf irgendeine Weise besser?

Ich versuche, mit meinem Sein und meinem Tun ein Werk zu versuchen, das am Ende meiner Tage mit dem Begriff „Mensch“ verbunden sein darf – es ist eine enorme Herausforderung, Mensch zu werden.

Wo magst du dich heute zutiefst als Mensch zeigen? Welche Werke wirst du heute tun? Ein Baby wickeln, ein Brot über die Theke reichen, ein Auto reparieren, etwas Unglaubliches erfinden, ein Buch vollenden, jemanden trösten, ermutigen und stärken – Menschen-Werke sind vielfältig und bunt. Trau dich ruhig, dein Werk zu tun.

 

Ein kleines Kunstwerk ist das Foto von Manuela. Danke dafür!

Menschenliebe und Menschenwerke

Der Seele Schaffensmacht,

Sie strebet aus dem Herzensgrunde,

Im Menschenleben Götterkräfte

Zu rechtem Wirken zu entflammen,

Sich selber zu gestalten

In Menschenliebe und im Menschenwerke.

Wochenspruch für diese Woche aus dem anthroposophischen Seelenkalender von Rudolf Steiner.

Danke an Maike für das Foto – aus den Bergen!

Gemischtes Gemüse

„Weißt du schon, was du konkret sagen willst?“ – Frage gestern vor der Kamera kurz vor der Aufnahme eines kleinen Videos, das der Vorstellung von Dozenten dient. „Nö.“ Sehr untypisch, ich bin ja eher der vorbereitete Typ, doch gestern dachte ich mir – für einen Miniclip von 60 Sekunden kann ich mal spontan probieren.

Abends überaschend in eine Masterclass gerutscht, weil das Thema ein Gebiet streift, das mir in meiner Arbeit oft begegnet. Interessant in vielerlei Hinsicht.

Ganz spät das Beste am Schluss – ein weiteres Kapitel von Hildegunst von Mythenmetz aus dem Werk von Walter Moers „Die Insel der 1000 Leuchttürme“. Früher hätte ich das Buch in einem durchgelesen, heute muss ich es mir einteilen, die Gruppe, die am Wochenende mit mir intensiv an Coachingthemen arbeitet, wäre über einen einschlafenden Dozenten not amused. Ich übe mich in Vorfreude auf die letzten 50 Seiten.

 

Allen ein feines zweites Wochenende 2024.

 

Im Winter muss es viel warmes Gemüse sein.

Tausenderlei

Tage sind bunt. Ein Bericht über ein gut verlaufenes Personalgespräch, bei dem wesentliche Zukunftsprojekte zur Sprache kamen und die Vorbereitung perfekt genau darauf ausgerichtet war. Ein Termin verschiebt sich wegen Stau. Ein Präsenztermin muss auf online umgeswitcht werden, ich klappe die Tische wieder zusammen und verteile den frisch gekochten Tee vor Ort. Dazwischen mehrfach Telefon, ich schaue in die Mails, weil die meisten wissen, dass ich so am schnellsten erreichbar bin. Ein Termin, der in eine Aufstellung mündet. Informationen senden an Menschen, von denen ich weiß, dass sie ihnen gerade sehr helfen. Eine Anfrage „was kann ich essen, wenn …“ – nicht mein Thema, doch in dem Fall war Hilfe möglich. Dazwischen weiterschreiben an einem VHS-Seminar für übernächste Woche. Post will verarbeitet werden. Die vierte Wäsche läuft, weil sich der Harnstau des Bruders auflöst. Super UND ein Riesenberg Wäsche und Wickelei. Versuche, Windeln zu ordern, scheitern an der Warteschleife. Ein zu stellender Antrag ploppt mahnend am Rechner auf.

Am Ende des Tages Gefühl des „nix Gescheites geschafft“, im Rückblick wird klar – wow, was da heute alles reingepasst hat inklusive Wäscheberge, Kochen, Essen geben, viele Male wickeln, waschen, trockene Wäsche, Pflegebett frisch beziehen, Betten aufschütteln, lüften, wärmen, Tee geben.

Eine liebe Freundin wünschte vor Jahren unter jedem Brief „Tausenderlei“. Heute verstehe ich das Wort.

 

Tausenderlei Gutes heute für dich.

 

Tausenderlei kann man an und in der Kathedrale von Chartres entdecken. Anna hat das Foto gemacht. Danke dir!

Papier versus online

Jemand fragte mich gestern nach Büchern auf Papier. Ich habe eine Zweiteilung. Sachbücher möchte ich auf Papier lesen, weil ich unterstreichen (kann man auch online, das weiß ich), Postits kleben, Zettel einlegen will. Ich möchte fix etwas nachschlagen (und vor allem finden), wenn ich an Vorträgen oder Seminaren arbeite. Auch ein Buch wie „Die Insel der 1000 Leuchttürme“ von Walter Moers (ein Weihnachtsgeschenk!!!) würde ich nie als E-Book lesen, denn allein einen Schinken dieser Größe vor sich zu haben, mit Leseband, in tollem Format, den Umschlag fühlen, die Bilder anschauen – Vergnügen pur und etwas, was ich gern oft in die Hand nehme.

Als E-Books habe ich Bücher, die ich als „Durchgangsliteratur“ bezeichne, die lese ich, wenn ich irgendwo warten muss, wo es nicht wirklich auf den Inhalt drauf ankommt, sondern die eher der Unterhaltung dienen.

Wobei die Frage eher war, ob ich lese in Zeiten von Internet und anderen Angeboten. Ja. Ich werde immer lesen. Es ist mein Film im Kopf, der dann entsteht. Mein aktives Tun anstatt vom Algorithmus Ausgewähltes. Lesen ist eines der größten Geschenke des Lebens an mich.

 

 

Letztes Jahr habe ich alle Bücher aus dem ganzen Haus zusammengetragen und neu sortiert. Schätze unterschiedlichster Arten.

Ins Tun kommen

Ein Coach ist nicht der beste Freund, kein „Gesprächsersatz“, füllt menschliche Beziehungslücken nicht aus. Er hat eine zeitlich klar festgelegte Arbeit mit dem Coachee zu tun, mit konkretem Thema. Oft sind es berufliche Fragen, erfreulicherweise oft Themen, die mit Salutogenese und Prävention, z.B. in Bezug auf Burnout, zu tun haben.

Menschen sind fast beleidigt, wenn Schlaf, Bewegung, geistige Anregung und Lebensfreude thematisiert werden, ebenso stabile, wachstumsfördernde Beziehungen oder Ernährung. Wie oft höre ich „das kenne ich schon“. Die entscheidende Frage: Wie bringst du das immer tiefer in dein Leben, dass es Bestandteil deiner Tagesroutinen wird? Wie werden Sport und geistiges Wachstum durch Kunst, Musik, Kultur aller Art (z.B. Lesen!) so selbstverständlich wie Zähneputzen?

Die Lücke zwischen „jaja, klar“ und „mache ich täglich“ wird geschlossen durch Tun. Was einen Menschen motiviert, ins Tun zu kommen, ist herauszufinden. Die einen, weil sie nicht krank werden wollen (also weg von etwas wollen), die anderen begeistert eher ein zu erreichendes Ziel (ich will gesund 90 werden) – was immer es ist, Motivation und Ausdauer sind Schlüssel.

Was hat der Coach damit zu tun? Immer mehr geht es nicht um Erkenntnis, um Wissen oder Input, sondern um ermutigende, klare und konsequente Begleitung, bis Routinen stabiler sind. Selbstführung braucht heute oft erst ein Stützgerüst zur Orientierung.

Wo kommst du nicht ins Tun und brauchst Klarheit?

 

Danke an Stephanie für das tolle Foto!

Was, wenn …

Das Jahr startet beim Blick in die Medienwelt chaotisch. Missstände, die klarer werden. Alles wichtig.

Gedanke:

Wenn alle Frauen, die Kinder großziehen (ob mit oder ohne Partner), die Karriere teilknicken, weil Kinder nach wie vor beruflich „problematisch“ sind, auf Geld verzichten müssen, weil halbe Stellen nicht volle Renten bedeuten, die dafür sorgen, dass Familien warme Mahlzeiten, geputzte Wohnungen, Ordnung haben und dafür im Alter selbst unversorgt sind, die Arbeit niederlegen würden? Ob die viele Arbeit mit den Kindern, im Haushalt (der sich noch nie von allein gemacht hat) oder in der Pflege von Eltern, Schwiegereltern oder anderen Familienangehörigen, die oft im Stillen abläuft, dann von jemandem übernommen würde? Ein Baby MUSS gefüttert, ein pflegebedürftiger Mensch versorgt, gewickelt werden, Hausaufgaben betreut, Geige üben begleitet werden. WAS, wenn die Hälfte der Gesellschaft eine Woche nichts mehr machte?

Was brauchen wir wirklich?

Wir brauchen gesunde, vernünftig angebaute Nahrung. Wir brauchen Menschen, die sich für Elternschaft entscheiden. Wir brauchen Menschen, die ihre Familienangehörigen pflegen und versorgen und dafür entsprechend entlohnt werden, weil Erziehung und Pflege absolut vollwertige Berufe darstellen. Wir brauchen Ermutigung und Unterstützung. Wir brauchen Ruhe und Klarheit und vernünftige Aussprache über das, was nun alles neu gestaltet werden muss: Gesundheitssystem, Bildungssystem, Gesellschaft, Umgang mit Konsum, mit einer minimalen Humusschicht, die wir zerstören und die dennoch alle ernähren soll. Wir brauchen Ideen und Mut. Anerkennung und Wertschätzung nicht nur in Worten, sondern auch in Geld. Es gibt keine allgemeinen und generellen Lösungen. Aber es ist Zeit, Veränderungen mit Bedacht und Klugheit vorzunehmen. Rechtzeitig.

 

Quo vadis, Welt? Ursula hat das Foto gemacht. Danke!