Es gibt für Unzählige nur ein Heilmittel – die Katastrophe.
Christian Morgenstern
Die Natur ist auch ein perfektes Heilmittel. Silke hat hier ein erstaunliches Wunder der Natur im Bild festgehalten. Danke dir!
Irgendwas ist immer. Der Rollstuhl klemmt. Für den Winter brauchen wir einen passenden Fußsack. Vom Pflegebett fallen Belagscheiben runter, die sind eher für stillliegende Menschen gebaut als für sich wie ein Hamster permanent drehende und bewegende, lästiger Konstruktionsfehler. Windeln gehen zu Ende, die Katheterbestellung steht an, die Spritzaufsätze für die Zuckerspritzen werden ebenso benötigt wie die Medikamente und die nächsten Sensoren fürs Messen. Socken haben Löcher, Gummizüge sind gerissen, die sind heute eingenäht und das Teil muss weg, Vergeudung pur. Die bestellten Schlafanzugshosen für den Herbst sind viel zu lang (weil ein Windelpaket mit reinmuss, muss eine große Größe bestellt werden), Bekleidung für Menschen mit dicken Windelpaketen findet man wenig. Am Polohemd löst sich die Naht auf. Ich finde keine dicke Winterjacke, die jemandem passt, der oben breit, unten schmal ist und im Rollstuhl sitzt. Eine Mütze für Kopfumfang 70 cm ist nicht im Laden zu haben.
Das Besorgen von Kleidung, Medikamenten, Windeln, Kathetern und allem, was man braucht, ist ein Fulltimejob. Ich habe aber schon einen. Für Menschen, die keine Ahnung vom Pflegen haben, ist es nicht vorstellbar, was es alles an Aufwand braucht, um jeden Tag gut versorgen zu können und wie schwierig es geworden ist, alles zu beschaffen – wochenlange Lieferzeiten, überlastete Hotlines, Kampf mit Kassen um Übernahme von Kosten zerren an den Nerven, die man für die tägliche Belastung besser einsetzen könnte. Alles kostet Zeit. Da sitzt er geduldig, freut sich, wenn das Essen serviert wird, man zwischendrin ein Puzzle mit ihm macht, mit ihm spricht, singt, ihm die Haare kämmt, weil er das sehr mag. Dafür würde ich lieber meine Zeit einsetzen als für den gesamten Orga-Mist. DAS ist das Problem beim Pflegen, nicht die Menschen, die gepflegt werden müssen.
Montessorispielsachen machen Spaß.
Noch zwei Tage Büroarbeit, dann starten die Handwerker. Der Termin wurde verschoben, das ist hilfreich, weil sich zuviel aufgestapelt hat. Wir dürfen das Erdgeschoss freiräumen, damit gestrichen und tapeziert werden kann. Ich habe mit der Küche angefangen und stelle fest, dass ich vieles einfach ständig brauche. In einem Haushalt mit einer Pflegeperson sind Küche und Bad die wichtigsten Räume.
Spiritualität heute!? Das war die Frage am Sonntag im Nautiluskurs und es gab einen berührenden Austausch am Nachmittag mit persönlichen Erfahrungen zum Thema Gott, Glaube und Religion.
Am Abend haben wir ein Rezept vom Ayurvedawochenende gekocht, Crumble mit Pflaumen und Zwetschgen. Erstaunlicherweise sind die Zuckerwerte beim Bruder nicht wie erwartet hochgeschossen, sondern moderat geblieben – toll! Das bedeutet: Das Gericht bleibt im Repertoire.
Allen einen guten Wochenstart. Den Ferienmenschen wunderbare Auszeittage.
Es spricht das Weltenwort,
Das ich durch Sinnestore
In Seelengründe durfte führen:
Erfülle deine Geistestiefen
Mit meinen Weltenweiten,
Zu finden einstens mich in dir.
Rudolf Steiner, Anthroposophischer Seelenkalender, Wochenspruch für diese Woche
Stephanie hat bei ihrer Morgenrunde im verregneten Wald die Kröte getroffen, die ganz neugierig war. Danke für dein Foto!
Wenn man ein Ziel erreicht hat, ist das ein richtig, richtig gutes Gefühl und bald erkennt man: das Gehirn sucht sich nun das nächste Ziel. Gestern waren die letzten Kliententermine, am Wochenende steht noch ein wunderbarer Kurstag zum Thema Spiritualität an. Am Montag sollten die Maler und Tapezierer kommen – Anruf heute, das Team ist krank, Start am Mittwoch. Insofern Glück, als Christoph noch zwei Tage arbeiten muss und wir dann ausräumen können. Hoffentlich bleibt dann alles in den Zeitfenstern, denn ein Handwerkerteam baut aufs nächste auf, wir werden sehen.
Die Fokussierung auf Ordnung schaffen und gestalten hilft, den Kopf freizubekommen, wenngleich ich jetzt wirklich mal Urlaub hätte gebrauchen können, doch mit einem Menschen, der Pflegebraucht, sieht das alles sehr anders aus. Er muss seine Routinen haben, seine Medikamente zur richtigen Zeit bekommen, seine Mahlzeiten – das bleibt als stabiles System stehen und bestimmt damit auch den Takt des Tages.
Allen ein schönes Wochenende, für manche das erste Ferienwochenende der Sommerferien!
Danke an Stephanie für das Foto von dieser Woche – die ersten Nebelschwaden beim Morgenspaziergang sind gesichtet!
Die wilde Möhre hat in diesem Jahr der Schafgarbe den Rang abgelaufen. Kaum Schafgarben, dafür jede Menge wilder Möhren, die zu den Vorfahren unserer Karotten gehören.
Die Blüten sind wunderschön – wie feinste Klöppelspitze, von der Natur mit unfassbarer Grazie hergestellt, für Schmetterlinge wichtig und getrocknet in der Vase hübsch.
In der Natur gibt es wie jedes Jahr viel zu bemerken. Letztes Jahr ist der Apfelbaum vor Früchten fast zusammengebrochen, in diesem Jahr suchen wir die wenigen Äpfel. Die Quitte ist mittelmäßig bestückt, schauen wir, was der Regen schaffen kann. Dafür ist der uralte Miniapfel in diesem Jahr voller kleiner Früchte und erfreut das Auge. Der Lavendel verblüht gerade und die Königskerze wackelt im Wind und wirft hoffentlich überall ihre Samen hin – so eine würdevolle Pflanze habe ich sehr gern überall im Garten, genauso wie die Samenstände des Muskatellersalbeis, die ich nicht entferne, damit wir möglichst viel Verbreitung erreichen, denn die schwarze seltene Holzbiene nutzt diese Pflanze als Nahrung.
Alles wechselt, wandelt, stützt sich gegenseitig in der Natur. Schade, dass wir Menschen oft vergessen, dass wir genauso strukturiert sind.
Allen einen feinen Frei/utag.
Danke an Beate für das großartige Foto!
Es gibt eine Vollkommenheit tief inmitten alles Unzulänglichen. Es gibt eine Stille, tief inmitten aller Ratlosigkeit. Es gibt ein Ziel, tief inmitten aller weltlichen Sorgen und Nöte.
Buddha
So ein Gefühl habe ich, wenn ich dieses Foto von Stephanie anschaue – es ist einfach wunderschön und schenkt innere Stille.
Die Alte Synagoge in Kitzingen ist ein wunderbarer Ort für Begegnungen. Am Dienstag ging es im Vortrag um Theorie U von Carl Otto Scharmer und die Frage, wie man die Zukunft in sein Leben einladen kann. Danke allen auch für den schönen Austausch! Damit endet der Vortragsreigen bis September, ich freue mich auf tolle Themen im Herbst für euch.
Bei uns ist es heute kühler, ich hoffe auf Regen, damit der Boden Erholung bekommt und die Risse sich schließen können. Prompt höre ich die Frage, ob es heute eine warme Suppe zum Abendessen gibt. Ja klar, wie wäre es zudem mit Rollkragenpullover und Fleecejacke? Der Sommer atmet einfach mal ein wenig durch, wir mit ihm. Keine Sorge, Sonnenfans werden sicher noch auf ihre Kosten kommen.
Allen einen freundlichen Donnerstag.
Man kann das Wasser förmlich rauschen hören. Danke an Sigrid für das Foto!
Kettenreaktion. Wir verlassen am Montag um 15.15 Uhr das Haus, um zum Bahnhof zu fahren, reine Fahrzeit 25 Minuten, Zugabfahrt 16.28. Nach 2 km Straßensperrung der B 19. Abbiegen auf die nächste Verbindungsstraße in die Stadt. Megastau nach der uneinsichtigen Kurve. Da auf dieser Straße lauter Ampeln sind, bewegt sich kaum etwas. Wir müssen wenden und das dauert, weil der Gegenverkehr stark ist, die Straße extrem eng. Ich versuche, Christoph, der zu einem Geschäftstermin muss, möglichst nahe an die Straßenbahn zu bringen. Rote Ampeln ohne Ende, die Bahn fährt vor der Nase ab, unerreichbar. Er kommt um 16.30 am Bahnhof an (da bin ich nicht mal daheim wegen Stau), der Zug – weg. Nächste Möglichkeit 2 Stunden später. Da fällt jedoch zwischen Würzburg und Minden ein Zug Richtung Hannover aus. Umleitung fahren. Der Zug hat Verspätung, der Anschluss wird nicht erreicht. Letztlich kommt er um 22.11 in Minden an. Da kein Bus mehr fährt zum Zielort, muss er ein Taxi nehmen und ist um 23 Uhr endlich im Hotel. Dazwischen stundenlang Telefonieren, Organisieren, schauen, wo es wie weitergehen kann. Wie im echten Leben. Manchmal einfach nur – oh nee, ich bleib im Bett.
Wenns mal wieder länger dauert – Kaffeepause.
Wir leben in einer oft dualen Welt, zwischen zwei Polen schillert das Leben. Tag und Nacht, Sommer und Winter, hell und dunkel, als ob es nicht Millionen Abstufungen gäbe. Entweder – oder ist dann auch oft die Lebensdevise.
Viel freilassender wäre ein „sowohl als auch“, ein „ich weiß noch nicht genau, irgendwas dazwischen“. So spalten wir die Welt in zwei Teile, oft die positive und die negative Hälfte und verorten uns in der vermeintlich guten. Nichts kann nur gut oder nur schlecht sein, nichts an Extremen hat eine stabile und gesunde Mitte. Wir spüren immer wieder im Leben, dass es uns viel mehr hilft, einge-mitte-t zu sein oder es immer wieder zu werden.
Allen einen kraftvollen Marstag heute!
Sigrid hat genau beim Blatt hingeschaut und diesen gut getarnten Genossen hier entdeckt. Danke für dein Foto!