Puuuh. Zweimal in der Woche wird der Bruder nun mit dem Krankenwagen abgeholt und zum Knie spülen (es heilt seit Jahren nicht) ins Krankenhaus gefahren. Damit fallen alle Zeitplanungen am ohnehin engen und knappen Pflegefreitag in sich zusammen, wenn irgendwas nicht exakt ineinandergreift. Wetterwechsel wie dieser tun ihr Übriges dazu und so war das gestern ein relativ unerfreulicher Vormittag mit Kopfschmerzen und viel zu tun.
Auf der Heimfahrt ein intensiver Austausch (einen Vorteil muss das ja auch haben) über die Frage, was Menschsein ausmacht und wie man mit Pflegebedürftigkeit und zunehmender Hilflosigkeit und Angewiesensein auf andere Menschen umgeht. Wir haben verschiedene Beispiele in der Familie. Schwiegermutter trainiert eisern mit dem Rollator auf dem Flur des Seniorenheims. Nie hätte sie gedacht, dass sie dort hinzieht, doch Schwindel und Herzprobleme am Ende des heißen Sommers haben ihr gezeigt – alleine daheim geht nicht mehr. Also hat sie das entschieden, ist eingezogen und blüht durch Gespräche und gemeinsame Mahlzeiten so auf, dass sie wieder das Laufen übt. Bewundernswert, ihre Fähigkeit, die Dinge stets so zu nehmen, wie sie eben sind.
Daneben der Vater, der ein Jahr nach dem Tod seiner Frau selbst immer schwächer wird, nicht zugeben kann, dass so vieles nicht mehr geht und der seit der Klinikfahrten mit meinem Bruder enorm belastet ist. Das ist ihm jetzt zu viel, verständlich. Doch jede Einsicht fehlt. Hilfe über den Pflegedienst ist fast nicht machbar, weil er jeden, der ins Haus kommt, als potentiellen Feind sieht.
Freiheit und Selbstbestimmung sind für mich ein hohes Gut. Das Damoklesschwert, dass entweder mein Bruder oder mein Vater eines Tages umkippen und wir von einer Sekunde auf die andere für Unterbringung zu sorgen haben, was einfach nicht ad hoc machbar ist, schwebt immer tiefer und es wird eines Tages fallen. Planung – unmöglich. Ein klärendes Gespräch – ausgeschlossen. Betreuung anleiern – schwierig. Er hat seine Erfahrungen mit Heimen bei meinem Bruder gemacht, das sitzt zu tief.
Ab 16 Uhr werden Freitage dann wieder Freutage, denn da startet der Unterricht für die angehenden Heilpraktiker und dieses Wochenende haben die Cardea-Therapeut:innen im zweiten Ausbildungsjahr das letzte Mal Input (stellt euch vor: Ken Wilber!!! Genial!!!) und Aufstellungen. Im November beenden sie ihre Ausbildung und die „Küken“ aus dem ersten Jahr rutschen nach. Das ist Freude!
Wie sagt Schwiegermama so schön: „Der liebe Gott wird schon wissen, was er macht.“ Ich glaub ihr mal, ihr Draht ist gut.
Ein freundliches Wochenende allen.
Haus Duldeck in Dornach im Herbstmorgenlicht hat was. Da wir dieses Jahr nicht dort waren, merken wir immer gegen Oktoberende, was uns fehlt. Wer weiß, was 2023 am Start hat.