Der Michaelitag liegt hinter uns. Michael verbinden wir oft mit dem Bild des Kämpfers gegen den Drachen und mit dem Bild des Seelenwägers, der nach dem Tod des Menschen die guten und schlechten Taten aufwiegt. Diese Idee findet sich schon in einem ägyptischen Totenbuch (Papyrus des Hunefer), das die Prüfungen der Seele nach dem Tod beschreibt.
Warum ein Drachenbezwingerfest zum Beginn des Herbstes? Das ist einfach. Wir gehen nun mit großen Schritten in die sogenannte keltische Nacht, die dunkle Jahreszeit. Ab der Nacht zum 1. November sind die Schleier zwischen den Welten offen und damit wir gut mit den Herausforderungen von Kälte, Dunkelheit und Nähe der Welten zurechtkommen, ist es hilfreich, die inneren Dämonen, die im Bild des Drachens zusammengefasst sind, im Griff zu haben. Selten wird der Drache in den Michaeldarstellungen getötet, er wird gezähmt, manchmal hält ihn sogar eine Jungfrau lose an einem Seil.
Ein ähnliches Bild vermittelt das Labyrinth, in dessen Mitte sich der Minotaurus verbirgt, die maximale Konfrontation des Menschen mit seinen abgelehnten, verleugneten und ungemochten Seiten. Es beginnt nun die Vorbereitungszeit auf das Durchstehen der Dunkelheit und Kälte bis Lichtmess Anfang Februar, unterbrochen von der Geburt des göttlichen Lichts, des Mabonknaben, dem die Kirche später die Geburt Christi übermalt hat, um den „neuen Glauben“ besser annehmbar zu machen.
Unsere Schattenanteile steuern unser Handeln häufiger als uns lieb ist. Es ist hilfreich, sich seine Schatten anzuschauen, Licht in die dunklen Seelenecken zu bringen, damit sich dort nichts einnisten kann, was nicht hineingehört. Da verstecken sich so manche Dinge wie Neid, Missgunst, kleine Bösartigkeiten, die jede für sich klein scheinen mögen und doch wie ein Schneeball zur Lawine werden können. Dafür ein Bewusstsein zu schaffen ist diese Vorbereitungszeit bis zum 1. November gedacht.
Früher gab es um Michaeli herum das Geld für die Jahresarbeit und viele Messen, die heute noch mancherorts Michaelimesse heißen. Dort konnte das verdiente Geld gleich ausgegeben werden, oft für Stoffe, um über den Winter neue Kleidung fürs neue Jahr zu nähen und alles auszubessern, damit man in der arbeitsreichen Zeit ab dem Frühjahr alles beisammen hatte.
Mir gefällt der Gedanke, jetzt aufzuräumen im Inneren, um mich bewusst der Dunkelheit zu stellen, den Fragen, die nie im Sommer, aber jetzt auftauchen, der geistigen inneren Arbeit, um im Frühjahr nach einer Reinigung das neue Jahr unter die Füße zu nehmen und frei von Altlasten zu gestalten.
Vieles von diesem großartigen Wissen, das aus dem Ablauschen der Jahreskreisläufe entstand, ist uns heute verloren gegangen, dabei brauchen wir in Zeiten wie momentan mit der Pandemie sehr wohl diese Besinnung, den Rückzug zum Aufräumen und das neu Durchstarten mit frischer Kraft, unbelastet von Altem aus dem Schattenreich. Wer sich für das alte Wissen interessiert – am 22. Oktober wird es einen Praxisvortrag zum Thema „Das Labyrinth als Symbol des Lebenswegs“ in der Praxis geben (bitte anmelden).
Allen einen guten Start in die innere Arbeit, holt euch Begleitung, wenn es nötig ist und stellt euch innerlich ruhig den starken Erzengel an die Seite, der euch schützt und führt auf der Reise zur „dunklen Seite des Mondes“. Keine Sorge, man kehrt sehr gekräftigt und sich ruhend daraus zurück.
Der Mittwoch steht unter dem Schutz des Merkurs – er ist also in allen Ebenen und Richtungen beweglich. I like to move it!
Steffi hat den herrlichen Herbstnebel eingefangen. Danke!