Weihnachten 2020 ist vorbei. Für viele ein etwas anderes Fest als sonst. Wir hoffen, dass der eine oder andere die Qualitäten dieses besonderen Festes hat wahrnehmen können. Leider ist es nicht in allen Familien ein schönes Fest gewesen, wie wir dann am zweiten Feiertag, dem Stephanstag, bemerkt haben. So manche akute Not ließ sich lindern, vieles braucht Zeit. Weihnachten ist ein Fest, an dem viele Erwartungen aufeinanderprallen können, aber nicht müssen. Ein Fest, das oft stark ritualisierten Charakter hat und das nicht jedem gut tut. Auch wenn es in manchen Familien gekracht hat – vielleicht ist das ein Anlass, weniger beleidigt zu sein, sondern hinzuschauen, was der Grund dafür war und ob es nicht an der Zeit ist, manchen alten Zopf, der nicht mehr von allen getragen wird, abzuschneiden und sich auf neue Wege zu einigen; das ist vielleicht ungewohnt, aber nicht immer falsch.
Ansonsten sind an den Festtagen viele Menschen sehr einsam gewesen. 2020 hat aufgezeigt, dass wir neue Wege in Hinblick auf Familie und Partnerschaften gehen dürfen. Dass es wieder wichtig ist, Partner oder eine Familie zu haben. In anderen Familien ist gerade das fast tödlich, wie die Zunahme von häuslicher Gewalt zeigt. Hilflosigkeit, Überforderung und enttäuschte Erwartungen sind eine ungute Mischung, die viel Leid auslösen kann. Wenn Menschen ausrasten, weil sie einfach nicht mehr klarkommen, ist das ein massiver Hilfeschrei.
Das Jahr hat vielen Menschen richtig viele Sorgen gebracht, Leid, Not, Verzweiflung und Angst.
Vieles davon ist auch hausgemacht. Wenn ich höre, dass Menschen täglich viele Stunden Pandemienews schauen und sich vollkommen in die Angst damit treiben, würde ich mal sagen – das ist nicht der beste Weg. Es war noch nie ein guter Ratgeber, sich in Ängste bringen zu lassen, sondern zu versuchen, ruhig und sachlich zu bleiben. Alles, was so massiv emotional ist, hat oft andere Ursachen getreu dem Motto „wir regen uns nicht über das auf, worüber wir uns aufregen“. Da wäre Ehrlichkeit mit sich selbst vermutlich hilfreich.
Starten wir mit frohem Herzen und Mut in diese letzte Arbeitswoche des alten Jahres. Nur noch wenige Male schlafen und wir können bei negativen Dingen entspannt jammern: „Das ist ja sowas von 2020“. Wenn 2021 ein besseres Jahr werden soll, könnte es klug sein, in den letzten Tage des Jahres, den wichtigen Rauhnächte dieser Zeit, bewusst zu überlegen, was wir von 2020 mitnehmen und was wir getrost zurücklassen möchten. Welche Erkenntnisse uns haben wachsen lassen und welche hinderlich waren. 2020 war nicht alles schlecht, gab es nicht nur Horrormeldungen und Negatives. Kinder wurden geboren. Blumen wuchsen und blühten wunderbar. Menschen haben geheiratet, neue Jobs bekommen, vieles ist einfach gut gewesen. 366 Tage bieten viele Möglichkeiten und manch einer hat erkannt, dass Krisenjahre echte Chancenjahre sein können, wenn man Mut hat und Dinge neu denkt.
Allen einen freundlichen Start nach den Weihnachtsfeiertagen in eine gute Woche mit Momenten der Muße, um 2020 auf eine sinnvolle Weise abzuschließen und seinen Frieden mit diesem Jahr zu machen, auch wenn es mit Sicherheit alle Menschen auf dem Planeten maßgeblich verändert hat. Mögen diese Veränderungen in Richtung des Guten, Wahren und Schönen sein. Bedenken wir auch: Ein guter Schluss ziert alles. Das Spiel ist vorbei, wenn der Schiri pfeift, also am 31. 12. um 24 Uhr und bis dahin hat es noch Chancen, ein gutes zu werden, oder?
Halten wir mal jede Menge für möglich. Einfach nur für möglich halten. Seien wir Realisten, wie Maschá Kaleko mal geschrieben hat, und glauben wir an Wunder. Ich für meinen Teil mache das. Nicht immer erfolgreich, keine Frage. Aber immer wieder mal.
Danke an Anne für das Foto aus schneereichen Zeiten in der Rhön.