Wenn der Sturm ein Dach abdeckt, löst das Angst aus. Unser Haus betrachten wir als sicheren, geschützten und hilfreichen Ort. Dass wir daheim schlimme Dinge erleben können, ist eine sehr problematische Erfahrung, weil uns unser Rückzugsgebiet fehlt. Kommen aber solche Erlebnisse zeitgleich mit einer Trennung und Todesfällen lieber Menschen, ist das dann wie ein Tsunami, der die Grundfesten des Lebens mit sich reißt. Wie gelingt es dann, sich wieder aufzustellen, erneut Hoffnung zu schöpfen und neu anzufangen? Es sind manchmal keine einfachen Fragen, mit denen die Menschen in die Sprechstunde kommen. Das Leben kann Menschen gewaltig durcheinanderwirbeln und sie massiv beuteln. Respekt vor dem Wunder Mensch, der auch sehr negative Ereignisse im Leben überstehen kann, der sich wieder der Schönheit der Welt, der Liebe, dem Vertrauen öffnen kann, denn es gibt nicht nur posttraumatische Störungen, sondern auch posttraumatisches Wachstum. Wenn es gelingt, die ganz schweren Tage des Lebens in die Biografie einzugliedern und vielleicht mit weitem Abstand rückblickend sagen zu können – ohne dieses Ereignis oder diese Ereignisse wäre ich vermutlich ein anderer Mensch, ist etwas geschehen, was wir mit Resilienz bezeichnen. Eigentlich meint Resilienz die Eigenschaft eines Stoffes, nach einer Einwirkung wieder in den Ausgangszustand zurückzugehen. Ein resilienter Mensch geht ins Leben zurück, aber sicher nicht in seinen Ausgangszustand, sondern in ein verwandeltes Sein. Wir alle haben Möglichkeiten zur Resilienz, Tendenzen, das Wachstum in uns zu fördern, Mut entsteht, wenn er gebraucht wird. Ich finde, das ist tröstlich und ermutigend. Menschen zu erleben, die aus Krisen stark hervorgehen, über sich hinauswachsen und zwar ganz normale Menschen, keine Überwesen. Großartig, was Menschen vermögen. Wir dürfen also alle ein bisschen mehr Vertrauen ins Leben entwickeln, oder?
Allen einen sturmfreien, ruhigen und geschützten Tag mit jeder Menge Ermutigung und Freude.