Während draußen der Sturm mein nagelneues Rosengartenschild umgenietet und den ebenfalls nagelneuen Deckel der Regentonne geschreddert hat, versuche ich, die am Wochenende aufgelaufenen Dinge abzuarbeiten. Zwar kann ich von unterwegs Mails lesen und das Nötigste auch tun, aber eben doch nicht alles. Da sitze ich lieber gemütlich mit meiner großen Teetasse am Schreibtisch und mache mir in Ruhe Gedanken.
Sortierarbeit wird nötig. Für einen Kurs hat sich so viel angesammelt, das muss gesichtet und geprüft werden. Die Papiertonne wird voll, weil manches veraltet ist und das möchte ich nicht. Anderes wird aufgenommen und braucht eine logische Ordnung. Als Dozent hat man vieles im Hintergrund zu tun, was nicht sichtbar ist. Aber Texte entstehen nur, wenn man selbst viel gelesen und gedacht, erprobt und gemacht hat. Bis ein Skript dann auch druckreif ist, braucht es seine Zeit und es ist auch niemals fertig. Updates sind notwendig und neue Erkenntnisse wollen einfließen.
Die Faschingstage gehen recht spurlos an mir vorüber, aber an anderen Menschen nicht. Sie erleben sich in den närrischen Tagen als einsam und verlassen, während viele andere feiern und fragen sich, in welcher Welt sie leben. Da fällt mir immer wieder das Wort von Walter Kohl ein, „Opferland“. Wenn wir die ganze Welt mit dunklen Gläsern anschauen, wird sie auch dunkel und kalt. Ich muss nicht über alles meckern. Es ist so vieles großartig und nur weil ich selbst ein Faschingsmuffel bin, kann ich mich doch freuen, wenn die anderen Spaß am Verkleiden, Tanzen, an guten Büttenreden haben, warum denn nicht! Und Krapfen gehen auch ohne Karnevalstrallala. Die Kölner sagen „man muss auch jönne könne“ – das fehlt mir oft in dieser Welt. Sich mit anderen Menschen mitfreuen finde ich toll. So vom Herzen heraus, nicht dieses dünnlippige „Glückwunsch zur Beförderung“ und denken „warum um Himmels Willen du Pfosten, wo ich das viel besser kann als du???“ Unsere Beweggründe sind manchmal aus den tiefsten Schichten unserer Persönlichkeit emporgeschnellt und beeinflussen uns, bevor der Kopf oder das Herz gegensteuern können. Fragen wir uns also immer wieder mal – freue ich mich auch mal für andere? Kann ich sie feiern, tanzen und singen lassen, wenn es ihnen gefällt, auch wenn ich das gerade nicht kann? Bleiben wir einfach mal ein bisschen locker, oder? Helau, Alaaf und was immer ihr mögt! Und lasst euch nicht vom Sturm davontragen. Möge der Wind keinen Schaden anrichten. Allen einen guten Dienstag!