Dienstags-Nachdenk-Input

Eine unruhige Nacht. Noch halten sich die negativen Meldungen über den Sturm in Grenzen, zum Glück, und ich hoffe, es bleibt so. Viele Schulen, Kindergärten sind geschlossen. In der Straße war es ruhiger als sonst, nur die Menschen sind losgefahren, die arbeiten gehen. Viele Nachbarn sind in Krankenhäusern als Pfleger, Schwestern, Ärzte beschäftigt, oder in Heimen. Es gibt Arbeiten, die können nicht liegen gelassen werden. Menschen brauchen rund um die Uhr Pflege, Versorgung, frische Windeln, Nahrung, einen neuen Tropf. Wenn ich nachts durchs Haus wandere, sehe ich oft Licht in den Häusern ringsum und weiß – da ist ein Baby, da ist es ein zu pflegender Mensch oder da arbeitet jemand noch mit Hochdruck an einem Projekt.

Wir sehen viel, wenn wir wirklich hinschauen. Wir können erkennen, was wirklich los ist, denn oft genug bleiben wir an der Oberfläche, das Interesse ist nicht wahrhaft da bei der Frage „Wie geht es dir?“, wir laden unseren eigenen Müll ab, wenn uns jemand von seinen Sorgen erzählen will. Der andere wird als Hintergrundfolie benutzt, vor der wir unseren eigenen Film ablaufen lassen wollen und zwar mit Nachdruck. Wir hören dann „zu“ statt „hin“, wir machen dicht statt auf.

Stürme zeigen, wo etwas keine Verwurzelung mehr hat, dastand und innerlich doch längst tot war. Lebensstürme wirken ähnlich. Manchmal denke ich – wäre es nicht viel klüger, besser und hilfreicher, wenn wir nicht einsam innerlich absterben, sondern uns auf den Weg machen und uns Hilfe holen? Was soll der Stolz, der letztlich nur den Stamm stehen lässt ohne Blatt und Wurzel? Der nächste Sturm fegt ihn hinweg und andere denken: „Was, der sah doch so stabil aus!“ Wir sehen oft rein gar nichts am anderen, wissen nichts von seiner Not, seiner Einsamkeit oder erkennen seinen Hilferuf nicht, vor lauter Beschäftigung mit unserem eigenen Kram oder wir glauben, nicht schwach sein zu dürfen und um Hilfe zu bitten.

Was ist wirklich wichtig? Wo möchte ich im Leben Wurzeln schlagen, um den Stürmen standzuhalten, daran erstarken, wunderbare Äste und Blätter, vielleicht Blüten und Früchte zu entwickeln? Und was darf ein Lebenssturm mitnehmen, weil es nicht mehr trägt? Was darf losgelassen werden, um Raum für Neues zu schaffen?

Allen einen Tag ohne abgedecktes Dach, ohne umgestürzten Baum oder Unfall durch massiven Seitenwind. Einen Tag mit dem Mut, dem Sturm mitzugeben, was losgelassen sein mag und sich innerlich bereit machen auf Neues.

Allen einen starken Marstag.

Auch diese wunderbare Nahaufnahme hat Ursula gemacht! Danke!

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