Donnerstags-Nachdenk-Input

Nach Vorsommer und Frost ab morgen ein erneuter Anlauf, den Urwaldgarten wieder etwas übersichtlicher zu gestalten. Da merkten wir, wie stark man auch auf einen Baumarkt angewiesen ist. Bei unserem Boden ist es ein leichtes, eine massive Grabegabel in etwas zu verwandeln, dessen Zinken in alle Richtungen abstehen und aus massiv geschmiedeten Unkrautstechern nach hinten gebogene Nichtsicheln zu gestalten. Wir werden sehen, wer sich durchsetzt. Wenn sich der Frost heute gelöst hat, werden wir gießen und gießen, damit vielleicht die ersten zwei Zentimeter keine Lehmziegel mehr sind. So viel Kompost können wir gar nicht erzeugen, wie der Boden braucht. Es gilt der alte Gärtnerspruch: Geduld bringt Rosen. Heißt: hacken, hacken, hacken und jeden Wurm freundlich einladen, Quartier zu nehmen.

Es ist im Garten wie im Leben – es braucht unglaublich viel Geduld und Staunen. Ach, was kann man im Garten das Staunen lernen! Wir haben ein Beet voller Hirtentäschel in diesem Jahr! Einfach so! Der bleibt, man weiß ja nie. Heilpflanzen besuchen uns nie zufällig. Ein Boden braucht, wenn der Garten wie bei uns auf Lehmgrund liegt, viele Jahre bester Bearbeitung, ehe man dort Erde vorfindet, die den Anbau von Karotten erlaubt (ein Traum!). An einer Stelle setzen wir das dritte Jahr Kartoffeln nach Gründüngung ohne Ende. Langsam zeigt sich der Erfolg. Der Garten lehrt uns Geduld. Er lehrt uns Wunder, denn Dinge gehen auf, die wurden nie gesät oder gesetzt. Anderes wird rigoros ausgemerzt. Nach 10 Jahren tragen die Bäume endlich und wachsen, sie haben den Boden akzeptiert.

Es ist jedoch nicht nur der Boden. Der Wind hier oben macht vielen Pflanzen echt was aus. Kein Baum ohne Pfosten, wenn er nicht windschief stehen soll. Hier weht es ganzjährig, das mag nicht jeder, Menschen wie Pflanzen nicht. Wenn es unten in der Stadt regnet – hier oben hin schafft es kaum eine Wolke. Die Regengrenze liegt 200 Meter von unserem Grundstück entfernt. Wir sehen den Regen. Wir riechen ihn. Doch er erreicht uns selten.

Der Garten ist uns der beste Lehrmeister. Es ist der vierte Garten, für den wir verantwortlich sind, keiner war so sperrig, für keinen hatte ich so wenig Zeit, was er mich spüren lässt. An Ostern sah ich einen Film über Philosophen, die auch Gärtner waren. Ihre Gärten wurden gezeigt – da war der Garten meiner Träume. Und als ich aus dem Fenster schaute, wurde mir bewusst: ich habe einen tollen Garten. Er braucht nur mehr von dem, was alle Gärten brauchen: Liebe, Geduld, eine freundliche Einladung, das sich aussät, was kommen mag und eine Sammlung hervorragend geschmiedeten Gartengeräts. Insofern kann einen der Garten alles lehren, was sich perfekt auf das Leben übertragen lässt.

Allen einen gesunden Jupitertag, den Gartenbesitzern Langmut und den Küchenfenstergärtnern Freude auch am Kleinsten, was wächst. Kresse geht immer.

Danke an Theresa für das Foto vom Jakobsweg vor zwei Jahren. Natur pur.

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