Brücken bauen statt Mauern – oft fällt uns das schwer. In den letzten Wochen haben wir zwischen uns viele Mauern hochgezogen, Schutzmauern vor Viren, die übertragen werden durch Kontakt, aber auch andere. Viele andere und viele, die erschreckt haben.
Die Zwangspause war vieles: Die einen waren glücklich, dass von außen eine Notbremse gezogen wurde, weil sie ihren galoppierenden Lebenswagen alleine nicht mehr anhalten konnten. Die anderen betrachteten das erstmal als lange Osterferien. Andere genossen es, morgens eine halbe Stunde mindestens länger zu schlafen, weil der Weg zur Arbeit flachfiel. Es gab Wellen in diesem Lockdown. Ferienfeeling, Angst vor Ansteckung, vor Tod, Angst um die Arbeit, massiver Hass wegen der fehlenden Einschätzmöglichkeit und mangelnder Fakten, Videos in alle Richtungen, die Angst bedient haben, Hass bedient haben, Wut, Einsamkeit. Es gab Wellen der Hilfsbereitschaft, des füreinander da seins. Momente der Erkenntnis, wer wirklich wichtig ist. Wo ich aufgewachsen bin, gibt es ein Nachtischspecial, das heißt „von ällem ebbes“ und meint: Bunt gemischt von jedem ein bisschen. So waren die letzten Wochen.
Am Nachmittag wird die Kanzlerin ein weiteres Statement abgeben, nachdem wir gestern schon politische Entscheidungen erlebt haben. Davon wird abhängen, wann wir unsere Schule wieder öffnen können und unter welchen Konditionen. Wir haben Schüler aus vielen Bundesländern, die mit den lockereren Sitten tun sich schwer, wenn hier alles dicht bleibt. Interessant, dass der Virus offenbar auf Ländergrenzen reagiert und auf politische Entscheidungen. Sehr kybernetisch. Ein beobachtetes Teilchen verhält sich anders als ein unbeobachtetes. Jetzt habe ich das endlich mal wirklich gesehen.
Nach wie vor ist mein Wunsch der, Bücken zwischen den Menschen zu bauen. Verständnis aufzubringen für die Vielfalt der Meinungen, der Ängste, der Fakten. Wir brauchen Klarheit, wo sie möglich ist. Wir brauchen Regeln, damit das Zusammenleben funktioniert. Wir haben gesehen, dass es nicht viel braucht, um die gesamte Welt in eine Schockstarre zu bringen. Deshalb erweitere ich den Wunsch um Besonnenheit, Respekt, Wertschätzung und Achtsamkeit gegen Leichtsinn und Borniertheit und in der Hoffnung auf Freundlichkeit im Umgang. Wahren wir weiterhin die Vielfalt und hüten unser Herzensfeuer, damit der Hass nicht Flammen schlägt, sondern die Liebe uns wärmen kann.
Allen einen freundlichen und leichten Donnerstag mit viel Hoffnung auf gute Wege und viel, viel, viel Gelassenheit Dingen gegenüber, die wir erstmal seltsam finden. Bleiben wir achtsam, wach und herzlich.