Waldbaden, Shinrin Yoku. Was derzeit sehr gehypt wird, ist eine uralte Erkenntnis, dass nämlich der Mensch an und in der Natur gesundet. Die Natur hat eine enorme ordnende Kraft, denn sie lebt in Rhythmen, was wir so gern ignorieren. Wir Menschen haben ganztags und notfalls nachts das Licht an und nehmen uns so den Wechsel zwischen schlaffördernden Hormonen und dem natürlichen Erwachen durch Morgenlicht. Wir heizen, wenns kalt ist und merken nicht mehr durch unsere Klimaanlagen, was wir draußen für ein Wetter haben. Wir haben uns abgetrennt von Rhythmen und Natur, als wären wir eine Spezies, die das nicht mehr nötig hat. Wer ohne Rhythmen lebt, kommt aus der Balance.
Das Jahr zeigt uns viele Lernfelder auf. Eines davon ist hoffentlich die Erkenntnis, wie schräg wir gegen unsere Rhythmen handeln, ohne dass uns das bewusst wird. Ich werde für einen 22-Uhr-Termin angefragt! Auf meine Nachfrage, ob das ein Schreibfehler ist, kommt – nein. Ich bin dann mit Homeoffice fertig, weil ich morgens erst um 11 Uhr aufstehe. Ach so, na dann, logisch! Glücklicherweise stehe ich, weil die Schwimmbäder noch dicht sind, auch später auf, nur bedeutet bei mir eine Stunde später als normal eben 5 Uhr und 22 Uhr ist für mich Nacht. Ich gehe davon aus, dass der arme Klient jemanden auftreibt, der das passend findet.
Das ist die Allzeitverfügbarkeit, die menschliche Allmachtsfantasie, der die Pandemie den krönenden Deckel des „ätschbätsch“ aufgesetzt hat. Wir können nicht alles, wie wir es wollen, wir biegen die Welt, die Natur und die Menschen nicht so hin, wie es uns passt, mal so, mal so, je nach Idee und Stimmung.
Wenn wir nicht wieder zu guten Rhythmen und dem Lauschen auf das, was uns durch das Leben selbst gesagt wird, zurückkehren, wird dieser Virus nicht das letzte Lernfeld gewesen sein, das uns bremsen soll.
Steffen nimmt uns mit dieser wunderbaren Aufnahme mit in einen erholsamen Wald. Tief einatmen nicht vergessen!