Am meisten zum Staunen bringt uns Menschen die Natur. Wir haben so ein bisschen das Staunen verlernt, diese wunderbare Fähigkeit der Kinder, die riesengroße Augen bekommen, der Mund klappt auf und ein „aaaah“ entsteht. Das ganze Kind ist ein lebendes Staunen. Als Erwachsene halten wir Staunen offenbar für uncool. Ich liebe es zu staunen. Ich staune über vieles. Über mich. Über die vielen Nacktschnecken im Garten. Über die Rosen, die ich alljährlich für ein reines Wunder halte. Über Fähigkeiten von Menschen, die mich verblüffen. Über Bücher, die mich begeistern. Heinrich von Kleist hat offenbar auch gestaunt, als er vor Caspar Davids Friedrichs Bild „Mönch am Meer“ stand, es wäre, als seien einem die Augenlieder abgeschnitten, schrieb er. Als ich das Bild das erste Mal in echt sah, staunte ich ebenfalls – weil das Format so „klein“ war und was der Maler geleistet hat, wenn es einem vorkommt wie ein Bild über viele Meter.
Was bringt dich zum Staunen? Wo bringst du andere zum Staunen? Wie wäre es, wenn du heute mal einen Tag des Staunens hast? Staunen, dass der Satzbehälter der Kaffeemaschine ausdrücklich nur von deinen liebevollen Händen geleert werden mag, so wie der volle Mülleimer auch, der seit drei Tagen auf dich gewartet hat! Staunen über den Parkplatz vor der Tür, die Sonne, den Regen, die Blumen, den Schmetterling, der vor dir herflattert, als würde er sich mit dir unterhalten. Staunen wir einfach alle mal eine Runde, heben den Blick zum Himmel und gönnen uns ein herrliches „aaaah“. Wer weiß, was wir sehen, wenn wir mal den Kopf vom Handy, vom Boden heben. Es könnte sein, dass nicht nur die Grafikkarte draußen besser ist.
Allen einen höchst erstaunlichen Donnerstag. Es könnte ein spannender Tag werden, findest du nicht?
Theresa hat im Morgenlicht auch über den Ayers Rock gestaunt. Danke fürs Festhalten im Bild.