Ich war aus Versehen in der Stadt, weil ich einen Termin hatte. Mit der Straßenbahn, so ein Glück. Alle Parkhäuser voll. Lange Warteschlangen davor in den verstopften Straßen. Wir sprechen übrigens von 10 Uhr am Morgen!! In der Straßenbahn halbe Kindergärten, Weihnachtslieder singend, unterwegs ins Theater zu „Ronja Räubertochter“. Erstaunlich. Da ich schon Monate nicht mehr in der Stadt war, befiel mich leichte Verwirrung. Wo früher die Spiegelstraße befahren war, ist Baustelle und Weihnachtshütten ziehen sich jetzt bis tief in die Eichhornstraße. Am Theater vollstes Chaos, weil Riesenbaustelle. Ich teile mir die Baustellenfußgängerumleitung (ist die deutsche Sprache nicht ein Phänomen für sich mit ihren Bandwurmworten?) mit den Kindern. Sie singen lautstark „Schneeflöckchen, Weißröckchen“, weil drei Schneeflocken vom Himmel torkeln. Ich rette mich förmlich in die Arztpraxis. Hätte ich auch gleich draußen bleiben können. Da wars genauso voll wie in der Stadt. Wegen Wasserschaden ist die Zweitpraxis gerade nicht nutzbar und alles stapelt sich also hier. Na dann! Dafür flutscht der Terminplan ganz gut. Rein, Spritze, OP, 20 Minuten später – draußen im Irrsinn der Stadt. Zum Glück nur um die Ecke, da steht das Kind mit dem Auto und karrt Mama heim. Selten hab ich die Ruhe hier oben so wohltuend empfunden wie heute. Wenn man nicht mitten in der Stadt lebt, kommt einem das Chaos im Advent vor wie ein unfassliches Schauspiel der Rennerei. Es ist ein ganz normaler Mittwoch. Nicht man der 23. Leute! Entspannt euch! Selten hab ich mich so auf mein Zuhause und das Arbeiten in der tiefen Ruhe hier oben auf dem Berg gefreut wie heute. Und ich danke meinem Doc, der mir so viel Betäubung ins OP-Gebiet gejagt hat, dass ich auch drei Stunden später nix spüre und ich danke meiner Vorausschau, dass ich alle Kontroll- und Fadenziehtermine hier um die Ecke beim Hausarzt haben darf. Nee, aus mir wird nie ein Städter werden. Was für ein Glück.
Allen einen ruhigen, entspannten und freudigen Jupitertag!