Der letzte Donnerstag vor Weihnachten, der vorletzte Jupitertag 2018. Wenn das Jahr zu Ende ist, habe ich mich 52 Wochen lang auf Donnerstag gefreut, meinen Lieblingstag. Manchmal hat er die Erwartungen bestens erfüllt, manchmal blieb der Tag weit hinter den Möglichkeiten zurück. Wie es eben ist im Leben. Auch wir können nicht jeden Tag unser gesamtes Potential abrufen, sind nicht immer fit, froh, schlagfertig, schlau oder was immer gerade notwendig wäre. Wir sind schlichtweg Menschen, also glücklicherweise unperfekt. Oft genug macht uns das Probleme – das nicht perfekt sein. Ich glaube, restlose Perfektion ist angsteinflößend, weil klar ist, dass wir das weder immer erreichen könnten noch dass das auch sinnvoll wäre. Gut ist gut genug.
Schmeckt ein Keks mit einer abgebrochenen Spitze weniger gut? Sind es nicht die uralten Tassen, die wir am meisten mögen, die mit der angestoßenen Kante, dem Sprung? In Japan werden Dinge seit alters her repariert, oft genug wird die „Nahtstelle“ mit Gold aufgewertet. Wie wäre es, wenn wir die Narben der Erfahrung auf unserer Seele, die Bruchstellen unseres Herzens, alles, was nicht mehr so ganz einwandfrei ist, in Gold hüllen und uns damit zu Bewusstsein bringen, wie wertvoll uns all das ist?
Allen heute jupitermäßig (= Bringer des Frohsinns) genug Goldstaub, um alle Narben, Blessuren und Beschädigungen, die uns das Leben als Ehrenmale beschert hat, zu ehren, denn sie machen uns zu dem Unikat, das wir sind. Einzig statt artig. Mit güldenen Ecken und Kanten.