Dorf und Stadt

Max Dauthendey ist in Würzburg geboren. Dass Würzburg am Gutshof Neue Welt mal eine Künstlerkolonie hatte, ist wenigen bekannt. Würzburg hat stets viele Menschen angezogen. Als Kind war es für mich die „Großstadt“, in die man wenige Male im Jahr fuhr, wenn größere Anschaffungen anstanden. Der Lärm war für meine Dorfohren ungeheuerlich, vor allem das Geklingel der Straßenbahnen, das Hupen der Autos und die unglaublich vielen Kirchenglocken. An jeder Ecke eine Kirche, darüber thronte majestätisch die Festung, auf dem nächsten Hügel das zierliche Käppele und dann dieser Riesenkasten von Residenz! In der Kaiserstraße fuhren scheppernd Autos, Magnolien blühten vor dem Bahnhof und dort gab es einen riesigen Brunnen. Kindheitseindrücke. Stets dabei die Brandstätterhörnchen und der Granatsplitter, der uns Kindern den Bauch für den Rest des Tages  füllte, auf dem Marktplatz wurde darüber noch eine Geknickte gepackt. Derart futtersediert konnten die Eltern einkaufen und wir Kinder waren ohnehin eindruckserschlagen.

Im Studium lernte ich ein anderes Würzburg kennen, das „wie komme ich am schnellsten mit dem Rad vom Sanderring zum Hubland“. Die Nachtwege von der Uni nach Hause durch den Ringpark. Die erste Begegnung mit einem Leben am Fluss, der nicht zum Schwimmen da war, sondern eine Schifffahrtsstraße darstellte. Katakomben der Juristenfakultät, vollgestopft mit Büchern, am Wittelsbacherplatz die Holzklapptische im Hörsaal knarzten vor Alter. Das damals moderne Hubland mit Noppenfußboden und der Spaß, sich eine Suppe aus dem Kaffeeautomaten rauszulassen und zu wissen, dass der nächste, der nur einen Kaffee wollte, die zwei Dekoschnittlauchrollen im Kaffee finden würde, die bei der Suppe nie dabei waren.

Jetzt sind es bald 40 Jahre, in denen wir hier sind, Sechs Umzüge haben wir hinter uns mit Erfahrungen verschiedener Viertel. Hier oben auf dem Berg, fernab der Stadt, ist es modern dörflich mit Straßenbahnanschluss, Naturschutzgebiet und stetem Wind. Wir haben Spaß daran, Würzburg als Touristen zu besuchen – mit Residenzführung, der Fahrt mit dem Bähnchen, ein Gang mit dem Nachtwächter durch die Innenstadt, Museumsbesuche. So lernen wir immer wieder die Stadt neu kennen. Gehen Wege, auf denen Dauthendey, Matthias Grünewald, Röntgen, Werner Heisenberg, Balthasar Neumann, Tilman Riemenschneider, Walter von der Vogelweide, Beatrix von Burgund, der heilige Kilian, Albertus Magnus, Petrini, Tiepolo und Siebold gingen. Historischer Boden, Heimat für viele Menschen über die Jahrhunderte, Freud und Leid auf jedem Meter greifbar.

 

Typisch für Franken – Weinbergsausblicke wie dieser, den Sigrid im Bild festgehalten hat. Danke dir!

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