Der Schnee taut langsam weg. Unter der freundlichen Vertuschungsdecke taucht jetzt wieder ein vollkommen verwilderter Garten auf. Angeblich sollen ja frühlingshafte Werte am Wochenende kommen und so werden wir sehen – unter dem Schnee macht sich eine ganze Zauberwelt auf, sich dem Licht entgegenzurecken. Ich habe vor dem Schnee ein Beet gesehen, das strahlte sonnengelb mit lauter Winterlingen. Dann sind auch die Schneeglöckchen und Krokusse nicht weit in geschützten Lagen. Wir dürfen uns also auf den Frühling zunehmend freuen und hoffen, dass es bald bunt draußen wird.
Hoffnung ist etwas, das Menschen unglaublich Kraft geben kann. Im therapeutischen Setting erleben wir das immer wieder, wie wesentlich Hoffnung und Aussicht auf Veränderung sind. Unser Leben spielt sich oft zwischen „Never change a winning team“ und „man reitet kein totes Pferd“ ab. Es geht immer wieder um das Finden einer guten Mitte und dazu braucht es Beweglichkeit, Vertrauen und Hoffnung. Die länger werdenden Tage lösen in uns mehr Lebensfreude aus, wenn der Schnee taut und die ersten Pflänzchen wagen sich ans Licht, entsteht Freude. Wir brauchen das für unser Seelenwohl. Im Lockdown habe ich die Gärtnereien vermisst, denn Blumen stehen immer auf dem Tisch. Ich habe auch noch nie so viele Blumen verschickt wie in diesem zweiten Lockdown, weil ich weiß, wie viele Menschen sich darüber freuen, dass etwas Buntes auf dem Tisch steht und Freude verbreitet.
Hoffnung entsteht durch vieles: Licht, Sonne, ein gutes Gespräch, eine Karte, ein Brief, eine liebe Mail, eine kleine Überraschung, ein unerwartetes Dankeschön, ein Lächeln, ein Witz, ein Lied, Tausenderlei.
Wenn du gerade gut aufgestellt bist – wem kannst du ein bisschen Hoffnung mit einer liebevollen Geste schenken? Wenn du gerade Hoffnung brauchen kannst – wen kannst du um ein bisschen Aufmunterung bitten? Wir dürfen in diesen Zeiten lernen, den Mund aufzumachen und um etwas zu bitten. Nie war das wichtiger als jetzt. Es wird Zeit, dass wir bemerken, dass uns da kein Zacken aus der Krone fällt und dass wir uns auch nichts vergeben, wenn wir andere unterstützen.
Allen einen freundlich-freudigen Jupitertag. Er ist der Freude gewidmet und der Weisheit. Weisheit ist die Urquelle des Humors. Seien wir einander Freude.
Im April 2019 sah es im Garten schon ein wenig bunter aus als jetzt. Auch das kann Hoffnung geben, bald blüht es wieder. Unverdrossen, wie es die Kraft der Natur eben ist.