Ewig jung ist nur die Sonne
Heute fanden meine Schritte
mein vergessnes Jugendtal,
Seine Sohle lag verödet,
seine Berge standen kahl.
Meine Bäume, meine Träume,
meine buchendunkeln Höhn –
Ewig jung ist nur die Sonne,
sie allein ist ewig schön.
Drüben dort in schilf’gem Grunde,
wo die müde Lache liegt,
Hat zu meiner Jugendstunde
sich lebend’ge Flut gewiegt,
Durch die Heiden, durch die Weiden
ging ein wandernd Herdgetön –
Ewig jung ist nur die Sonne,
sie allein ist ewig schön.
Conrad Ferdinand Meyer, 1825 – 1898
Traumschön der Sonnenaufgang im Garten von Primavera in Oy-Mittelberg