Die Kunst des schönen Gebens – ja, die wünsche ich mir schon manchmal weiter verbreitet. Es geht nicht um Geschenke, sondern um das Geben an sich. Da sind wir alle im Entwicklungsstadium. Wann geben wir denn „schön“ im Sinne von liebevoll, ohne jegliche Dankeserwartung, aus freiem Herzen heraus? Geben ist oft Mittel zum Zweck, man möchte damit etwas erreichen, Dankbarkeit einfordern oder beeindrucken. Oder es wird gegeben, weil man das macht – im Advent wird viel gespendet. Viele sparen auf bestimmte Spendengalas das ganze Jahr liebevoll, das meine ich nicht, sondern die Menschen, die dann mit viel Getöse und Tamtam etwas spenden, wenn eine Kamera in der Nähe ist.
Was ist denn wichtig zu geben? Natürlich macht es Sinn, wenn im Winter bei Frost Menschen Obdach bekommen, da kann eine Wolldecke schon die Welt sein oder ein Schlafplatz, ein Essen, eine warme Dusche, ein Kaffee, den man beim Bäcker mitbezahlt für jemanden, der friert. Manchmal braucht es einfach Sachspenden, wobei man besser fragen sollte, was denn wirklich benötigt wird, denn diejenigen, die Hilfe brauchen, wissen selbst am besten, was hilfreich ist. 40 Paar Gummistiefel Größe 34 bei Überschwemmung dürfte wenig nutzen.
Ich denke, am wichtigsten ist Aufmerksamkeit, ist Zeit für jemanden. Das ist die beste Gabe. Ich höre zu. Ich nehme Anteil. Ich bin da. Hundertprozentig. Nicht „jaja, gleich, ich muss noch schnell die Mail beantworten, dann …“. Sondern: Ja! Erzähl doch mal! – Dann ergibt es sich von alleine, ob es noch andere Gaben braucht, um Krisensituationen zu entspannen. Nehmen wir uns zurück, schenken wir Zeit und Aufmerksamkeit. Dann entstehen Vertrauen, Zuneigung, Menschlichkeit bekommt einen Raum, daraus erwächst wieder Hoffnung und Zuversicht. DAS sind Gaben, die braucht es ganz sicher viel, viel mehr. Weniger Materielles, mehr Echtheit, Authentizität, Dasein, Liebe und offene Ohren und Herzen.
In diesem Sinne allen einen schönen Venustag.