Freitags-Nachdenk-Input

Was ist dir wichtig im Leben? Lange Zeit pflegten wir die „Mein Haus, mein Auto, mein Boot“-Mentalität. Heute höre ich „die inneren Werte sind sooo wichtig“, ohne dass mir jemand konkret benennen kann, was darunter verstanden wird. Die einen feiern, „solange es noch geht“, die anderen verkriechen sich daheim und igeln sich in wahre Traumwohnungen, die so ausgestattet sind, dass man im Notfall das Haus nur bei Feuergefahr verlassen muss. Eltern streiten sich bis zum geht nicht mehr, ob laissez-faire schlauer ist oder ob es klare Grenzen braucht und wenn ja, wie weit die gesteckt werden sollen. Menschen arbeiten zunehmend Teilzeit und sagen sich, es sei ohnehin mit Rente alles gelogen, bis man selbst alt sei, gäbe es Pflegeroboter, Zukunftsvorsorge im alten Stil, da sehe man ja, wohin sie das Land gebracht hat.

Arbeit ist wichtig, aber welche Arbeit ist dir wirklich wichtig? Auf der einen Seite wartest du fünf Monate auf einen Handwerker, der dir ein Angebot macht, das man durchaus als phantasievoll bezeichnen kann (und er kann sich das erlauben, es gibt nämlich kaum jemanden, der seine Arbeit gut macht), auf der anderen Seite stehen Tausende Menschen unterversorgt da, weil niemand mehr pflegen will, denn wer gerade das Recht auf Selbstverwirklichung in Anspruch nimmt, möchte nicht gestört werden. Unauffällig, aber spürbar steigen Preise, denn alles, wo Menschen noch Hand anlegen müssen, ist teuer, es kommt kaum einer mehr, der Hand anlegen will.

Schließlich locken Schlemmerpass, Freizeitland und ferne Gebiete, die erobert werden wollen. Und das Netz. Das Netz, das unsere Aufmerksamkeit schlimmer frisst als es das Fernsehen vor Jahrzehnten geschafft hat. Das Handy ist allüberall. Selbst die ältesten Senioren haben eines und googlen flott den Weg, wenn man sie um Auskunft bittet.

Jetzt mal im Ernst – was ist DIR wirklich wichtig? Wofür würdest du alles geben? Für Likes und virtuelle Freunde, die dir eventuell dann doch nicht den Hintern wischen, wenn du mit Schlaganfall im Bett liegst? Für Illusionen von knackigem Po vor tollster Ferienkulisse, aufgenommen um den Preis des Absturzes oder der Fremd-Demütigung für alle, die das mit anschauen müssen? Für das niedlichste Kinderbild (mit allen Gefahren), das großartigste Mittagessen, das man nicht mal selbst gekocht hat?

Nimm dir Zeit am Wochenende und mach dir bewusst, in welchem Spiel DU dabei bist. Welche Matrix deine ist. Wo du dich freundlich belügst in der Hoffnung, dass es schon gut ausgehen wird. Entscheide dich einfach – rote Pille, blaue Pille. Und dann reinbeißen in die saure Zitrone des Lebens, die toll erfrischt und viele Überraschungen bereithält. Draußen in der Natur, in der wir eine 1a Grafik haben. Megasound hören wollen von Hummeln und Bienen. Geniales Licht, klasse Scheinwerfer, Sonne genannt.

Wer bist du? Und willst du genau diese Person sein? Wenn ja, Glückwunsch. Wenn nein – was kannst du heute als ERSTES tun, um näher zu dir selbst zu kommen?

Einen spannenden Venustag wünsche ich dir.

Danke Gabi für das Zitronenfoto aus freier Wildbahn. Ungefakt und ungespritzt.

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