Alexander von Schönburg befasst sich in seinem höchst lesenswerten Buch „Die Kunst des lässigen Anstands“ mit etwas, was ich sehr schätze: Tugenden. Tugend klingt so altbacken und vorgestrig und meint doch nichts anderes als Ethik, Werte, innere Haltungen, die das Leben überschaubarer und lebenswerter machen. Tugenden können niemals out sein. Allerdings ist festzustellen (und das wussten schon antike Autoren zu beklagen), dass das kein allzu weit verbreitetes Phänomen ist.
Wir brauchen Tugenden im Alltag, damit er funktioniert. Wir müssen uns auf gewisse Dinge verlassen können, damit unser Leben rund läuft. Und die Voraussetzung dafür ist, dass wir selbst uns an Regeln halten, Werte haben, die nicht verhandelbar sind wie Menschenrechte, wie Meinungsfreiheit und vieles mehr. Das sind Errungenschaften, die wir nicht aufgeben dürfen und doch agieren wir sehr oft wider besseres inneres Wissen.
Am Mittwochabend hörte ich in einem Vortrag von Dr. Stefan Schmidt-Troschke, der lange Jahre in einer Kinderklinik in Herdecke gearbeitet hat, wie wichtig klare Richtlinien und Rhythmus in der Kindererziehung sind, wie Leitplanken brauchen die Kinder solche klaren Ausrichtungen, damit sie sich orientieren und in der Pubertät die Leitplanken auch mal durchbrechen können, um sich als Erwachsene eigene zu machen. Es braucht Klarheit, es braucht Ehrlichkeit, es braucht gutes Benehmen. Wir alle erwarten, dass unser Gegenüber sich ordentlich benimmt, uns keinen Schaden zufügt, uns mit Respekt und Wertschätzung behandelt. Ich kann es nur mit Gandhi sagen: „Sei du selbst die Veränderung, die du in der Welt wünschst.“
Allen einen wunderbaren Venus-Freitag.