Gemütsruhe – was für ein herrliches Wort! Über Gemüt schreibt Kluge im Etymologischen Lexikon, es sei „Gesamtheit der seelischen Kräfte und Sinnesregungen“ oder „Sitz der Empfindungen“, die Ruhe ergänzt das Wort durch vielleicht Ausgewogenheit der Kräfte, keine heftige Bewegung. Wir würden es heute Gelassenheit nennen oder innere Ruhe als Gegenpol zum stressigen Alltag. Den Stoikern wird diese Qualität gern nachgesagt (in Form von Ataraxis und Apatheia) mit dem Auftrag, im Hier und Jetzt zu sein. Martin Heidegger hat dann in den 50er und 60er Jahren viel über Gelassenheit philosophiert als Gegenpol zur Hektik des modernen Lebens.
Wir sprechen in den Ausbildungen häufig von Upekkha, das Sanskritwort steht für „Gleichmut“ und gehört zu den vier grenzenlosen Geisteszuständen Liebende Güte/Maitri/Metta, Mitgefühl/Karuna, Mitfreude/Mudita und eben Gleichmut, Gelassenheit oder Gemütsruhe/Upekkha/Upeksa. Dort beschreibt Upekkha auch Loslassen, nicht anhaften und die Weisheit der Gleichheit erkennen getreu dem Gedanken „Mögen alle Wesen glücklich ein“.
Das Rudolf Steiner zugeschriebene „Ergebenheitsgebet“ enthält die Zeilen: „Was auch kommt, was mir auch die nächste Stunde, der nächste Tag bringen mag: Ich kann es zunächst, wenn es mir ganz unbekannt ist, durch keine Furcht ändern. Ich erwarte es mit vollkommener Seelenruhe, mit vollkommener Meeresstille meines Gemüts“. Dieses Bild empfinde ich in Zeiten fehlender Gemütsruhe als enorm hilfreich.
Allen heute einen Tag mit möglichst viel Meeresstille des Gemütes.
Noch mehr Stille erlebt man an einem See, so, wie ihn Stephanie hier für uns fotografiert hat. Danke dir!