Gewaltige Mächte

Die Nacht zum Dienstag hatte es in sich. Wenn wir mal überlegen, ob der Rosenbogen hält, weht es kräftig. Er hat gehalten und ist jetzt noch schiefer als vorher, auch wenn wir am Morgen erstmal eine Stunde lang Äste abgeschnitten haben mit verblühten Rosen. Er ist einfach gigantisch schwer, der Rosenbusch, und riesengroß. Glück gehabt mit allem mal wieder bei uns.

Wetzels Text kam mir da in den Sinn, den wir vor vielen Jahren auswendig lernen und in der Sprachgestaltung im Chor aufsagen durften. Jahre hatte ich ihn vergessen, doch bei dem Wetterleuchten kamen mir die stöhnenden Blitze wieder ins Gedächtnis. Davon gab es heute Nacht genug.

Die Natur ist eine gewaltige Macht. Das Wetter macht seit Wochen vielen Menschen sehr zu schaffen. Schwüle ist nichts, was wir gut aushalten können in unseren Breiten. Trockene Hitze mag angehen, aber hohe Luftfeuchtigkeit ist schwer. Wir merken dann, dass wir nachts schlecht schlafen und bräuchten eine Siesta. Nachts helfen übrigens kalte Güsse auf die Beine oder eine Abwaschung mit kühlem Essigwasser.

In einem halben Jahr übrigens nähern wir uns bereits dem Jahreswechsel. Zeit also, das Johanniskraut einzulegen, um das kraftvolle Rotöl zu gewinnen, wer weiß, was der Winter bringt. Die ersten Teekräuter trocknen, Erntezeit ist in vielem in diesen Tagen.

Gibt es für dich persönlich auch etwas zu ernten? Etwas, das vielleicht lange gewachsen und gereift und nun bereit für die Welt ist? Kannst du in schlechten Zeiten auf Vorräte zurückgreifen, die du in Zeiten der Fülle angelegt hast? Bist du dafür dankbar?

Unsere guten Gedanken gehen heute in viele Richtungen – zu kranken Menschen, denen es nicht gut geht. Zu den Verletzten des Attentats, die hoffentlich genesen und ihr Trauma überwinden können. Zu trauernden Menschen, die Unfassbares versuchen zu begreifen. Keiner von uns weiß, wann der Zeitpunkt da ist, an dem wir abtreten. Von daher können wir jeden Tag nur immer Eines tun: so zu leben, dass wir alles gegeben haben an dem Tag, wir mit den Menschen um uns herum im Frieden sind und wir unserem Leben einen Sinn geben dürfen. Carpe diem – nutze den Tag.

Allen einen bewegenden Merkurtag.

 

Sigrid hat sicherheitshalber die Kannen gefüllt und im Bild festgehalten. Lieben Dank!

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