Am 22. Februar 1876 wurde Ita Wegman in Indonesien geboren, die zum Ende des Jahrhunderts nach Europa kam und Heilgymnastik und Massage erlernte. 1902 lernte sie 26-jährig Rudolf Steiner kennen und entschied sich, in der Schweiz Medizin zu studieren, was in Deutschland für Frauen zu dieser Zeit noch nicht möglich war. 1911 begann sie als Fachärztin für Gynäkologie in einer Praxis zu arbeiten.
Sie erwarb in Arlesheim, nahe am Goetheanum, ein Anwesen mit dem Ziel, eine kleine Klinik zu gründen. Sie wollte in ihrer Klinik die Anregungen Steiners für die Medizin praktisch umsetzen und 1921 war das Haus bereit, die ersten Patienten aufzunehmen. Steiner kam in den ersten gut drei Jahren nahezu jeden Tag in die Klinik und entwickelte gemeinsam mit Ita Wegman die anthroposophisch erweiterte Medizin auf Grundlage der Schulmedizin.
Dr. Wegman erarbeitete zahlreiche spezielle Pflegeformen, nutzte Wickel und Einreibungen und auf sie geht die Technik der rhythmischen Massage und Einreibung zurück. Sie schuf ein tiefes Bewusstsein für die Prozesse, die bei der Herstellung von Heilmitteln geschehen und zog von Anfang an speziell für die Klinik hergestellte Mittel in die Arbeit mit ein, schulte Mitarbeiter intensiv und entwickelte 1917 die ersten Mistelpräparate gegen Krebs mit Rudolf Steiner. Zudem begründete sie eine therapeutische Einrichtung für seelenpflegebedürftige Kinder, den Sonnenhof. Aus dem Institut zur Heilmittelherstellung wurde in der Zusammenarbeit von Steiner, Wegman und Oskar Schmiedel die Firma Weleda. Die Klinik ist bis heute eine der führenden anthroposophischen Kliniken unter dem heutigen Namen Klinik Arlesheim. Unter ihrem Dach haben sich die ehemalige Ita Wegman-Klinik und die onkologisch ausgerichtete Lukas-Klinik zusammengeschlossen.
Zahllose Impulse für die Medizin sind von der Klinik Arlesheim und der Zusammenarbeit von Wegman und Steiner und ihren Schülern ausgegangen.
Ita Wegmans Werk wird nach und nach durch die Arbeit von Prof. Dr. Peter Selg zugänglich gemacht. Johannes Zeylmans van Emmichoven hat sich in vier Bänden mit dem Lebenswerk von Ita Wegman intensiv auseinandergesetzt. Die Schriften zeugen vom Mut, der Zugewandtheit und der liebevoll-praktischen Art Ita Wegmans.
Ein Foto von ihr steht seit Jahrzehnten auf meinem Schreibtisch. Sie hatte intensive lange Arbeitstage am Krankenbett, schrieb unzählige Briefe und förderte ihr Team sehr. Sie ist jeden Tag eine Inspirationsquelle für mich.
Wie schön, dass meine Schwiegermutter mit ihr gemeinsam Geburtstag hat. Stellt euch vor – sie wird heute 97 Jahre alt!