Einige Gespräche drehten sich gestern um die Frage, wie es im Leben vorangeht. Fragen, die Klienten gleichermaßen stellen wie wir uns selbst. Es braucht immer wieder ein Innehalten, der Versuch, aus der Metaebene auf alles zu schauen, um ein besseres Gesamtbild zu erfassen. Mir hilft oft der Blick anderer Menschen, die mit ihren Brillen andere Schwerpunkte setzen und mich auf zahlreiche blinde Flecken hinweisen können.
Junge Menschen waren gestern in der Praxis und sie alle trieb um: Wohin möchte ich mich entwickeln? Du bist, mit wem du dich die meiste Zeit des Tages umgibst, denn deine fünf wichtigsten Menschen prägen dich. Deshalb macht es Sinn, auf die Auswahl dieser fünf Menschen ein gutes Augenmerk zu legen. Fördern sie dein Wachstum? Ist ihnen deine Entwicklung ein wesentliches Anliegen oder verleiten sie dich zu Bequemlichkeit und Schubladendenken?
Wer alleinlebend ist, findet Begleitung in Büchern und der Musik und auch hier kann ich destruktiv vorgehen oder wachsen und angeregt werden. Und ich darf dafür sorgen, mich dennoch mit Menschen auszutauschen, dazu muss man nicht mit Menschen zusammenleben.
Ich hatte gestern Abend einen intensiven Austausch in meiner Buddygruppe in der Ausbildung. Einmal pro Woche treffen wir uns in unserem virtuellen Überaum, tauschen uns über die Ausbildungsinhalte aus, üben die Techniken und sind eingeladen, am Leben der anderen nach und nach mehr teilzunehmen. Das sind Menschen, die ich ohne die Ausbildung vermutlich nie im Leben kennen gelernt hätte. Nun bereichern sie mein Leben. Das war schon in der ersten Übegruppe so, die ich verlassen habe, weil ich mich für ein Upgrade der Ausbildung entschieden habe. Menschen sind durch ihre Verschiedenheit so eine Bereicherung und Horizonterweiterung! Dankbar bin ich im Herzen für diese wunderbaren Begegnungen.
Es geht in der Zukunft nicht darum, „Gleichgesinnte“ zu finden und im immer gleichen Harmoniequark vor sich hin zu schnarchen. Das ist nett zwischendurch und erholsam, keine Frage. Den größeren Anreiz bietet jedoch jemand, der anders denkt, lebt und auf die Welt schaut. Ich darf mit seinen Augen schauen, mit seinen Ohren hören. Das zeigt mir: Aus seiner Sicht hat jeder Mensch recht und agiert stimmig in seinem System. Und: Keiner von uns sieht die Welt, wie sie ist, insofern irren wir alle im gemeinsamen Feld. Wenn es also ums WIR geht, dürfen wir unsere flauschigen Rechthabeinseln verlassen und uns ins Abenteuer stürzen.
Wie viele Arten, die Welt zu sehen, kannst du heute kennen lernen? Bist du bereit, deinen Standpunkt zu verlassen und dich von einem anderen Menschen mit auf seinen Planeten nehmen zu lassen, um ihn dort zu erleben? Was nimmst du mit von deiner Exkursion?
Allen einen bewegenden und beweglichen Merkurtag.
Ursula hat uns dieses traumhafte Blütenfoto geschenkt. Danke!