Wir haben einen sehr oppositionellen Garten 2021. Durch die leicht chaotischen Umstände in diesem Jahr sind wir kaum zur Gartenarbeit gekommen. Das liegt zum Großteil daran, dass ich als mega Grasmilbenallergiker kaum mehr Zeiten habe, in denen ich den Garten betreten kann. Im Grunde begrenzt sich das auf 4 bis 5 Uhr morgens, da schlafen die Viecher offenbar noch. Zu allen anderen Zeiten reicht es, dass ich zur Mülltonne gehe (2 Meter neben dem Haus), um Haare waschen zu müssen. Sind es wegen Regen nicht die Milben, dann die Kriebelfliegen. Ich liebe Gartenarbeit, aber seit einigen Jahren wird das eher zum Problem denn zur Freude. Aus vielen anderen Gründen wie Pflege etc. ist mein halber Gartentag pro Woche auch entfallen, so dass für den Garten das Motto gilt: „Das Imperium schlägt zurück“. Im Herbst, wenn die Temperaturen wieder schön sind und die Milben irgendwo überwintern, werde ich dann die Sense nehmen und versuchen, herauszufinden, wo mal Wege waren.
Dafür blühen die remontierenden Rosen abermals mit den Herbstfarben. Was im Frühsommer rosa war, ist jetzt lachsfarbig und leuchtet herrlich. Die Äpfel werden rot, die Quitten wachsen und unser Experiment, die Kreuzung einer Pflaume mit einer Schlehe, als fertige Pflanze gekauft, erwies sich als Überraschungsei: Der gekaufte Baum hat herrlich weiß wie Schlehen es nun mal tun geblüht. Daneben schoss vor drei Jahren ein uns unbekannter Baum in die Höhe, den wir aus Neugierde stehen ließen. Kein Jahr hatte der gepflanzte Baum Früchte. Und jetzt, wie durch ein Wunder, wachsen an selbigem, ohne dass er je geblüht hätte, die Früchte, die am Schlehenpflaumenbaum wachsen sollten. Wir sind gespannt. Sie sind groß, die Früchte, im Moment gelb. Wir warten noch ein wenig ab, was das wird. Wir vermuten, dass der zweite Baum die Pflaume ist, denn Baum 1 weist alle Merkmale der Schlehe auf, auch wenn er auf einem Stamm steht. Spannend. DAS ist Garten. Ein Kosmos voller Überraschungen.
Vermutlich hätten Biologen ihre Freude bei uns, denn wir haben unglaublich viele Sorten Bienen (darunter die schwarze Holzbiene), Wespen (wie die Goldwespe), Hummeln und alles, was da kreucht und fleucht. Das hat dazu geführt, dass die meisten Fenster inzwischen Insektenschutz haben, denn große Heupferde auf dem Frühstückstisch sind einfach im Haus eine Fehlbesetzung, auch wenn es lieb gemeint sein mag. Blöderweise gibt es noch nichts gegen Spinnen, weshalb nächtliche Wanderungen durch das Haus nur noch mit rustikalem Schuhwerk erfolgen. Gerade jetzt im Übergang zum Herbst gibt es so Kandidaten, die versuchen es jede Nacht, ins Haus zu gelangen und erreichen problemlos alle Räume. Leider sind sie so groß, dass der Snappy an seine Grenzen kommt. Das freut den Gemahl, der sie alle benamt und mir dann Vorträge beim Frühstück hält, weshalb Spinnen ausgesprochen nützlich sind. Das alles, nachdem ihm Thekla 7 zum zehnten Mal entwischt ist (und ich annehme, dass sie ihn direkt beißen wird beim 11. Versuch, sie in den Garten zu werfen, was dann zur Folge hat, dass ich höre, dass Spinnenhauer nicht durch menschliche Haut …).
Manche verreisen. Ich habe einen Garten. Und eine Familie. Vielleicht wiegt das die Menge an erstaunlichen Erlebnissen auf. Im Frühherbst ist meine These – nein. Da wäre sogar ich bereit zu reisen.
Allen einen tatkräftigen Dienstag.