Gandhis Satz „Der Ozean kennt keine völlige Ruhe, das gilt auch für den Ozean des Lebens“ hat sehr viel Wahrheit. Als ich Steffis Foto bekam, wünschte ich mich auf der Stelle dorthin. Genau an diese Stelle, an der Steffi das Foto machte. Mal ehrlich – was gibt es Schöneres auf der Welt, als die Kunst der Wellen zu betrachten, ihrem Lied zu lauschen und zu wissen, dass die Meere die Teile des Planeten sind, die wir am wenigsten kennen? Was wissen wir über das, was in der Tiefe lebt?
Ich habe mich oft gefragt, warum wir so gern im All herumforschen, aber wenig Anstrengung unternehmen, in die Tiefsee zu tauchen. Ich glaube, es liegt an unseren Urängsten. Im All begegnen wir höchstens Aliens. Denen hauen wir bekanntermaßen auf die Mütze, damit sie uns nicht unterjochen und retten so klassisch das Universum vor Bösewichtern. In der Tiefsee könnte es sein, dass wir mit unseren allertiefsten eigenen Befürchtungen konfrontiert werden. Die Tiefsee ist unerbittlich und tötet schnell (das All übrigens in dem Moment eines Lecks im Weltraumanzug ebenso, was aber ignoriert wird. Der Held steckt den Finger rein und dichtet es so ab. Sehr realistisch gedacht). Dort leben Wesen, die unseren Alpträumen entsprungen sein könnten, weil sich ihre Körper an den Druck des Meeres angepasst haben, die vielleicht uralt sind. Letzte Woche las ich von Fischen, die zur Zeit Martin Luthers wohl geboren wurden – was sie wohl alles erlebt haben? Aliens sehen für uns immer aus wie E.T., also „machbar“.
Vielleicht wissen wir schon viel über das All und viel über Ozeane. Lange nicht alles. Da sind wir nämlich lieber im Außen unterwegs, als wenn wir uns mit unseren eigenen Tiefen befassen müssten. Die Arbeit mit und am Schatten in uns fühlt sich für viele bedrohlich an, dabei sind es weisheitsvolle Lehrer, die uns auf ungehobene Schätze hinweisen. Und klar, es ist Arbeit. Das wollen wir ja sehr gern vermeiden, an und mit uns zu arbeiten. Wie viel einfacher ist es, Sorgen und Nöte ins Außen zu projizieren, um dem Mitmenschen froh sagen zu können, was er für Splitter im Auge hat.
Ich wünsche allen eine Woche, die überschaubare Wellen an den Lebensstrand spült. Eine Woche, in der wir das Lied der Meere vernehmen und den Hilferuf aller Wesen, die darin leben, zwischen Überfischung, Plastikmüll, Abfall, verklapptem Öl und allem, was wir meinen, dort ins Meer werfen zu müssen. Jeder Bumerang kehrt zurück. Wenn wir wollen, dass unsere Kindeskinder am Meer stehen und solche Wellen erleben dürfen, ist es unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ein Meer wieder das ist, was es sein soll – ein Ort, an dem viele Lebewesen ihren Lebensraum sauber vorfinden, indem die Gezeiten den Atem der Erde widerspiegeln und jeder im Tiefsten weiß, dass er ein Tropfen des einen Ozeans ist.
Danke an Steffi für dieses tolle Foto! Du schenkst vielen Menschen mit deinen Bildern Urlaubsmomente auch daheim.