Hört auf zu jammern!

Über von Chamissos Anti-Klagezeilen bin ich gestern gestolpert. Im Grunde passen sie hervorragend auf unsere Tage. Wenn wie beobachten, wie das Jahr gelaufen ist, sind sie perfekt. Im Januar sind wir frohgemut ins Jahr gestartet, gewillt, es zu einem außergewöhnlichen Jahr zu machen. Ich denke, das hat für die gesamte Welt funktioniert, wenn auch anders als vermutlich gemeint.

Im Februar war Corona ein Wort, das immer wieder auftauchte, im März war klar: das ist mehr als ein Wort. Wellen der Solidarität, des Gemeinschaftsgefühls, des „wir schaffen das“. Die Bundesregierung beschwor die Bürger, den Lockdown mitzutragen und so kamen alle durch die Wochen mit mehr oder weniger heftigen Blessuren, aber irgendwie in der Illusionsblase, das Thema wäre damit so gut wie durch. Der jetzige Lockdown, der milder von den Maßnahmen ist als der erste, ist allerdings ein anderes Kaliber, weil ihm der Charakter des „wir schaffen das jetzt!“ fehlt. Es dringt allmählich in die Köpfe vor, dass Viren weder durch Sonnenschein noch durch längst erkaltete Solidargedanken oder anderes verschwinden. Die Pandemie erreicht nun jeden, denn jetzt kennt jeder jemanden, der in Quarantäne war oder ist oder erkrankt ist, also ganz anders als das Gefühl im Frühjahr, als viele dachten, das hätte vielleicht keiner, weil man keinen kennt, der betroffen war.

Nun haben wir eine andere Faktenlage. Aus einem akuten Zustand, den wir „gemeinsam überstehen müssen“, ist etwas Chronisches geworden. Aus Solidarität erwuchsen Lager. Das Land ist gesplittet in Meinungen, Auffassungen, Theorien und gegenseitiges Asocialmediamobbing. Kann man machen. Nur – was gewinnen wir damit? Wie viel Hirnforschung brauchen wir noch, damit jeder versteht, dass jede Form von Hass, Auseinandersetzung, Ausgrenzung regelrecht das Gehirn am klaren Denken hindert und genau das erzeugt, was Menschen schadet? Wem nutzt Jammern? Der Jammerer hat wenig davon, weil sein Gehirn Jammerspuren fräst, die künftig die benutzte Datenautobahn sind, sprich – er vergiftet sich regelrecht selbst. Jammern nutzt den anderen nichts, denn sie werden runtergezogen und auch mit ihrem Gehirn geschieht das Gleiche: wir sind einem schleichenden Gift erlegen. Klagen und Jammern, Nölen und Quengeln, Verurteilen und Werten sind Geistestoxine. Sie vergiften unser Denken, unser Fühlen und unser Handeln. Sie zerstören alles.

Was ist der Plan? Stoppt das Klagen. Stoppt das Jammern. Macht die Augen auf und unterstützt die Betriebe, die massiv betroffen sind, indem ihr Gutscheine kauft. Indem ihr dort bestellt und was abholt. Indem ihr euch meldet und Solidarität bekundet und fragt, ob es etwas gibt, was ihr tun könnt. Indem ihr Künstler bittet, für euch etwas zu malen, zu singen, zu gestalten. Indem ihr sie bittet, über die Technik, die wir inzwischen alle haben, zu euch heim ins Wohnzimmer zu kommen. Sie ermutigt, indem ihr Bücher, CDs, Kunstwerke aller Art kauft. Helft eurem Nachbarn, der einsam ist, denn Weihnachten wird schlimm für viele. Auch wenn es nicht möglich sein wird, Menschen einzuladen – ladet sie ein, virtuell mit euch Zeit zu verbringen mit Zooms und anderem. Wir sind eine Gemeinschaft. Wir sollten nicht am wichtigsten Knotenpunkt unseres Jahrhunderts als Generation Jammerlappen und Streithammel in die Geschichtsbücher eingehen, sondern als die, die den Auftrag des Universums verstanden haben und Gesicht, Flagge, Haltung zeigen. WIR gestalten die Zukunft. Nie waren die Möglichkeiten besser, um Altes, was nicht mehr trägt, hinter sich zu lassen. Als Erstes wären das Hass, Jammern, negatives Denken, Mobbing, Sabotage, Unehrlichkeit, Dummheit, Schuldzuweisung und Wertung. Ich finde, das ist ein wackerer Plan für die nächsten Monate. Wer ist dabei?

Herzlichste Donnerstagsgrüße, der Tag ist Jupiter, dem Bringer des Frohsinns, gewidmet. Passt perfekt. Übrigens – Singen hilft. Nehmt Mantren oder „froh zu sein bedarf es wenig“. Test the best.

 

Sina zeigt uns den herbstlichen Weg. Überschreiten wir Brücken.

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