Rund um mich herum ist Lichterparty angesagt. Es blinkt in Blau, Rot, Grün, mit Lauflichtern als Dauerlicht, es leuchtet von Rentieren und Rehen und Schlitten. Sowie die Dämmerung kommt, geht es los. Das freut den Stromanbieter. Ich habe wie immer provokativ eine Bienenwachskerze auf den Tisch gestellt. Klar hängt hier auch Deko, aber nicht wegen mir. Ich bin im Januar froh, wenn ich wieder mehr Licht durch die Fenster habe. Das ist alles echt schön im Advent, keine Frage, aber insgeheim freu ich mich auf Januar. Der Rest hier liebt Deko, weshalb ich natürlich englische Stoffherzen in Weihnachtsfarben an Türklinken hänge und spätestens ab 18. Dezember meine Laufwege so habe, dass ich nicht mehr dran hängenbleibe oder das Stoffherz einklemme, weil ich die Tür wieder mal zu schnell zumachen wollte. Das zwingt zur Entschleunigung, so soll Advent ja sein, heißt es.
Mein Zweigestrauß, an dem die netten Zwerge mit Bärten baumeln und der Kindergartenschmuck meiner inzwischen über 30 Jahre alten Töchter (Traditionen sind sehr wichtig), verliert mehr Nadeln pro Stunde als ich atme. Vermutlich sind die Zweige vor der Pandemie geschnitten, um das Infektionsthema gar nicht aufkommen zu lassen. Wieder freue ich mich auf Januar.
Ich wurde schon gefragt, ob ich einen Stollen möchte (nein, aber mein Mann), Nusskekse (dito) und ob ich einen Adventskalender habe (nein. Ich gehöre zu den grauenvollen Menschen, die sofort gucken, ob am 24. ein größeres Stück drin ist und dann denken „jetzt kommt es auch nicht mehr drauf an“ und fertig ist das Ding) und ob ich schon Geschenke habe (die hab ich seit August, da hatte ich ein paar Tage frei und da erledige ich solche Sachen). Mein Postbote machte mich vorhin aufmerksam, ich soll die Pakete rechtzeitig schicken. Nett von ihm, sie sind schon weg bis auf zwei. Ich bin da übermotiviert, weil ich Sorge habe, sie kommen nicht mehr an. Also kommen sie vier Wochen zu früh. Das ist gut, da haben die Zimtsterne Zeit, um weich zu werden. Während ich mich auf Januar freue.
Vorgestern bekam ich – ohne Witz – einen Stern, der hat Klapppailetten (mein erstes Wort mit drei p). Wenn man den umkippt, wird alles, was rot war, golden und umgedreht. Ich dachte so – wow. Wie kommt man denn auf sowas? Und wer klappt das den ganzen Tag hin und her? Da freute ich mich so richtig auf Januar.
Ich fürchte, im Gegensatz zu den meisten Mitmenschen bin ich nicht gerade das, was man einen Weihnachtstraditionalisten nennt. Wegen mir wäre Weihnachten mit einem Topf voller Spaghetti mit Tomatensoße vollkommen, weil es nicht ums Essen geht für mich. Zwischen 23. 12. und 6. 1. jeden Tag um den Baum rum Berge Nadeln saugen und hoffen, dass keiner dranrempelt und das Ding nackig da steht im vollen Wassertopf gehört auch nicht zu meinen Lieblingsdingen. Mein Traum vom perfekten Weihnachten sähe so aus: Ohrensessel. Bach im Player. Bücherstapel rechts. Bücherstapel links. Eine sich permanent neu füllende Teekanne. Und dann nix außer Ruhe. Lesen, Schlafen, Lesen, Schlafen. Bei vollster Gesundheit natürlich, sonst macht es keinen Spaß. Ich gehe davon aus, dass die Wirklichkeit anders wird. Weshalb ich mich auf Januar extra freue.
Allen, die jetzt richtig aufblühen und ihrer Dekorationsfreude huldigen – macht es euch hygge. Falls jemand einen Pailettenumklappstern dringend braucht – ich hab einen abzugeben. Ich hab meinen Weihnachtsstern draufgestellt als Untersetzer (oh ja, ich hab einen. In pink natürlich. Rot kann jeder). Und es wäre ausnehmend freundlich, wenn die blauen Lichterketten vielleicht nicht die ganze Nacht blinken. Wenn ich nachts schlaflos in Rottenbauer durchs Haus wandere, sieht alles so in blau mit Flacker irgendwie ungesund aus. Rentiere und Schlitten auf grünem Gras wirkt auch irgendwie seltsam. Aber es soll ja schneien und dann wird es sicher alles wie jedes Jahr: unglaublich schön. Während ich mich einen Moment lang sehr auf Januar freue.
Allen einen wunderbaren tatkräftigen Dienstag mit viel Power und Schwung für alle Vorhaben.
Annes Foto aus den Bergen für diejenigen, die keinen Schnee heute sehen möchten und dafür ein bisschen von den Bergen träumen wollen. Danke für dein Foto!