„Keep calm and carry on“ – es war ein unbekanntes Poster, das 1939 von der britischen Regierung zur Stärkung der Menschen gedacht gewesen ist. Heute findet man „Keep calm“ in x Varianten und ich finde, wir können das gerade gut brauchen.
Jetzt haben wir endlich wieder volle Kurse und schon gilt es wieder, auf Online umzustellen. Und ich glaube, dass jetzt auch der Letzte verstanden hat, dass das ein Teil unserer Zukunft sein wird. Erfahrung mit Online Learning haben wir inzwischen genug. Schön, dass das dann immer Freitagnachmittag alles angekündigt wird, wenn die Menschen schon auf der Autobahn sind, um ihre Hotels zu erreichen, damit sie am nächsten Tag fit beim Kurs sitzen können. Nun gut, schauen wir, wie sich alles entwickelt.
Die letzten sechs Wochen hatten es in sich so gefühlt, nicht nur bei uns, aber eben auch. Vor exakt vier Wochen habe ich eine Woche lang meine Mutter begleitet, die in der Nacht auf Freitag verstorben ist. So etwas geschieht immer unerwartet, auch wenn Menschen lange krank sind. Eine Woche davor war ich beim Primaverakongress, um dort meinen Vortrag zu halten, in Gedanken permanent bei meiner Mutter, der es nicht gut ging, so sind wir auch nach dem Vortrag am nächsten Tag rasch heimgereist. Es ist viel zu organisieren und zu regeln bei einem Todesfall, dazwischen war die Abschlussprüfung bei Kneipp, wo ich lange überlegt und mit der Familie besprochen habe, ob wir hinfahren oder verschieben. Bestattung im Friedwald, Kurse, die Praxis ist mit Notfällen voll. Pendeln zwischen Vater und behindertem Bruder, der Arbeit hier und dem, was alles so im Außen ist.
Heute stundenlange Diskussionen, wie wir jetzt mit den startenden Kursen umgehen sollen. Klar war, dass einige Kursteilnehmer bereits im Auto saßen, als die Info kam, dass nun wieder neue verschärfte Konditionen gelten. Nachdem ich seit Stunden am Telefon, am Internet und sonstwo hänge, stelle ich fest, dass jetzt wieder Entscheidungen anstehen, die seit vielen Monaten vor sich hindümpeln zwischen „wie wird es“, „Präsenz ja oder nein“. Daneben testen wir gerade den endlich gelieferten Raumluftreiniger getreu dem Motto: „egal, was kommt, das Leben geht ja weiter“. Nicht immer tut es das, wie in den letzten Wochen sehr deutlich wurde. Dennoch haben wir heute doch neue Himbeerbüsche gepflanzt und noch eine einsame Quitte im Baum gefunden. Wäsche gewaschen, gekocht, gebügelt, geputzt, Gemüse geschnippelt, Salate gemacht und jetzt schreibe ich mein Seminar, das nächste Woche hoffentlich in Kitzingen an der VHS stattfinden kann.
Denn egal, was kommt – es wird eine Zukunft geben. Und ich bin sehr gewillt, sie mitzugestalten und Menschen zu begleiten, die Power dafür zu entwickeln. Das Leben ist nun mal ein Chaos und die Zeiten zeigen, dass wir uns wahrhaftig warm anziehen müssen, wenn wir seelisch irgendwie in der Mitte bleiben wollen. Das kann man trainieren. Übrigens – am besten im echten Leben. Und mal geht es gut und mal ist es halt ein Griff ins Klo, weil Leben nix für Weicheier ist. Mal ist es traurig, mal schön, mal sind wir kraftvoll und manchmal liegen wir da und hoffen, dass das vorüber geht, was uns so drückt und verzweifeln lässt. Es gibt immer einen Grund, um Bäume, Büsche und anderes zu pflanzen. Weil sich das Leben letztlich immer weiterentwickelt, durchsetzt und uns jeden Tag neue Chancen gibt. Bis zum letzten Tag und da haben wir dann auch Chancen – wer weiß, wie die aussehen.
Also – wer ist mit dabei bei den Onlinekursen?? Wir stellen wieder um, so dass nun mehr Menschen mitgehen können in den Ausbildungen. Zeigen wir der Zukunft, dass wir bereit für sie sind (mehr oder minder jedenfalls). Keep calm and carry on. Besser kann man es derzeit nicht ausdrücken.
Allen ein gutes Wochenende. Bleibt gesund und in eurer Mitte und – froh zu sein bedarf es wenig.
Ich fasse es nicht, dass das Foto gerade vier Wochen alt ist – beim Primavera Fachkongress gemacht. Es kommt mir vor, als lägen Monate dazwischen.